Vielflieger statt Heimschläfer: Bei der EM 2012 muss sich die deutsche Nationalmannschaft in der Vorrunde nicht nur mit den unangenehmen Gegnern Niederlande, Portugal und Dänemark auseinandersetzen, sondern zudem noch zu allen Gruppenspielen von ihrem noblen EM-Quartier vor den Toren Danzigs von Polen aus in die Ukraine fliegen.
"Darin sehe ich kein großes Problem, wir mussten bei der EM 2008 auch zu den Spielen fliegen und 2010 bei der WM in Südafrika war es ja genauso. Flüge zwischen anderthalb und zweieinhalb Stunden sind absolut vertretbar", sagte Bundestrainer Joachim Löw mit aufgesetztem Pokerface nach der Auslosungszeremonie am Freitag in Kiew.Teammanager Oliver Bierhoff ergänzte: "Ein Quartier, in dem man sich wohlfühlt, ist wichtiger als eine kurze Anreise."
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Der Feinschliff für den Titel steht bevor
Bierhoff und Löw werden in den kommenden Tagen den Feinschliff für die EM-Vorbereitung vornehmen, nachdem der Spielplan steht. Die DFB-Auswahl trifft zunächst am 9. Juni 2012 in Lwiw auf Portugal, vier Tage später steht in Charkow das Topspiel gegen die Niederlande auf dem Programm.
Das letzte Gruppenspiel findet am 17. Juni erneut in Lwiw gegen Dänemark statt.
Da die Mannschaften fünf Tage vor ihrem ersten Gruppenspiel in ihrem Quartier eintreffen müssen, wird das noch nicht fest terminierte Vorbereitungsspiel in Leipzig wohl am 1. Juni stattfinden, wie Löw durchblicken ließ.
Testspielgegner sollen Portugal und Dänemark ähneln
Danach sollen die Spieler noch zwei freie Tage genießen, ehe es dann am 4. Juni nach Polen geht.
Die deutsche Mannschaft beginnt die konkrete Vorbereitung mit einem Regenerations-Trainingslager vom 11. bis 18. Mai auf Sardinien, danach geht es dann bis voraussichtlich bis zum 30. Mai nach Tourettes in Südfrankreich.
Wer in Leipzig der Gegner sein wird und wo zuvor noch getestet wird, konnten weder der Bundestrainer noch Bierhoff verraten.
"Wir werden uns in den nächsten Tagen in Ruhe zusammensetzen und überlegen, gegen welche zwei Mannschaften wir noch testen. Gegen Holland haben wir gerade gespielt, deshalb sollten die Teams von ihrer Spielweise den Portugiesen und den Dänen ähnlich sein", sagte Löw.
Zuerst geschockt - dann entspannt
Nachdem der 51-Jährige ebenso wie Bierhoff relativ geschockt gewirkt hatte, als Deutschland im letzten Durchgang der Hammergruppe B zugelost wurde, wirkten beide eine halbe Stunde später schon wieder entspannt.
Sowohl Löw als auch Bierhoff wiesen auf die Vorzüge einer solch starken Gruppe hin. "Es ist nach der letzten Euphorie ganz gut, dass die mal wieder gedrückt wird. Hoffentlich weiß jetzt jeder, dass das Turnier kein Selbstläufer wird", sagte Bierhoff, der Deutschland bei der EM 1996 in England mit seinem Golden Goal zum bislang letzten Titel geschossen hat.
Löw wies darauf hin, dass sowohl Portugal als auch die Niederlande ebenso wie seine eigene Mannschaft einen offensiven und technisch starken Fußball bevorzugen würden, Dänemark ebenfalls nicht zu unterschätzen sei.
"Ich freue mich auf eine ausgeglichene Gruppe, in der wir attraktive Spiele erwarten dürfen", sagte der Bundestrainer.
"Ein Turnier ist was ganz anderes"
Nachdem Dänemarks Trainer Morten Olsen Deutschland noch einmal die Rolle des Topfavoriten zugeschoben hatte, konterten sowohl Löw als auch Bierhoff trotz der überragenden EM-Qualifikation des DFB-Teams mit zehn Siegen im direkten Gegenzug."Ein Turnier ist was ganz anderes, man weiß nie, was passiert", äußerte Bierhoff und Löw meinte: "Es ist noch ein halbes Jahr hin. Man muss im kommenden Sommer seine Topform haben, die von vielen Faktoren abhängig ist. Vor einem Turnier wird viel gesprochen, aber am Ende weiß man doch ganz genau, das nur derjenige den Titel gewinnen kann, bei dem alles klappt."
EM 2012: Der Spielplan