Philipp Lahm: "Das ist unglaublich!"

Von Für SPOX in Südafrika: Stefan Rommel
Philipp Lahm feierte gegen Argentinien seinen 70. Länderspiel-Einsatz
© Getty

Deutschland ist nach dem überragenden 4:0 gegen Argentinien ins Halbfinale der WM 2010 in Südafrika eingezogen. Voller Lob ist nicht nur der Bundestrainer Joachim Löw und die Fans in Deutschland, sondern die ganze Welt. Deutschlands Kapitän Philipp Lahm spricht im Interview über die tolle Form, die Chancen auf den Titel und den Ausfall von Thomas Müller im Halbfinale.

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Frage: Herr Lahm, sind Sie eigentlich nicht ein bisschen überrascht, wie die deutsche Nationalmannschaft bei dieser WM auftritt?

Philipp Lahm: Nein, warum? Ich habe immer gesagt, dass das die beste Nationalmannschaft ist, in der ich je gespielt habe. Und man hat in den beiden letzten Spielen schon gesehen, dass das Team sehr viel Qualität hat.

Frage: Aber der Gegner hieß trotzdem noch Argentinien, das Endergebnis 4:0.

Lahm: Das ist schon unglaublich! Während des Spiels musste ich kurz daran denken. Aber bei uns im Team passt eben alles, es stimmt innerhalb der Mannschaft. Das sieht man dann eben auch in einem Spiel gegen einen der Top-Favoriten.

Frage: War das das beste Länderspiel, in dem Sie bisher mitgespielt haben?

Lahm: Wenn man einen Top-Favoriten wie Argentinien so beeindruckend schlägt, dann kann man zumindest sagen, dass es eines der besten war, in dem ich mitgespielt habe. Ob es das beste war, weiß ich nicht.

Frage: Was war der Schlüssel zum Sieg?

Lahm: Das Gesamtauftreten der Mannschaft. Und wir waren erneut sehr gut vorbereitet. Wir wussten, was die Argentinier können und dass sie ein Top-Favorit sind. Das haben sie in uns wohl nicht gesehen. Aber das Entscheidende ist, dass die komplette Mannschaft, auch die Ergänzungsspieler, an einem Strang ziehen.

Frage: Argentinien hat sich auch sehr anständig verhalten in der Stunde der Niederlage.

Lahm: Absolut. Da gab es gar nichts, überhaupt keinen Ärger. Dafür waren wir aber auch zu eindeutig klar die bessere Mannschaft. Daran lässt sich nichts leugnen.

Frage: Jetzt sind schon etliche Favoriten, die jeweils ihre ganz eigenen Stärken haben, zu Hause. Hat Deutschland das beste Gesamtpaket zu bieten?

Lahm: Also heute mit Sicherheit. Andere Mannschaften haben auch sehr gute Spieler. Aber bei uns stimmt die Mischung aus Offensive und Defensive. Wenn wir den Ball durch die erste Abwehrreihe des Gegners bekommen, haben wir fünf Spieler, mit denen wir dann in Überzahlsituationen kommen. Das passt derzeit perfekt. Und im Gegenzug verteidigen die Stürmer mit, gehen die Außenverteidiger mit nach vorne. Es harmoniert sehr gut.

Frage: Nach den letzten beiden Siegen sprachen Sie davon, dass es für die Entwicklung der Mannschaft wichtige Schritte waren. Was war dann das Spiel gegen Argentinien?

Lahm: Das war ein sehr großer Schritt für uns. Wir haben schon lange keinen großen Gegner mehr geschlagen. Argentinien damals vor vier Jahren - glücklich nach Elfmeterschießen. Gegen Italien raus, dann gegen Spanien bei der EM verloren. Deswegen war es sehr wichtig, dass wir heute einen Top-Favoriten auf das Finale geschlagen haben. Es ist wichtig für jeden Spieler zu sehen, dass man solche Mannschaften schlagen kann.

Frage: Wie schwer wiegt der Ausfall von Thomas Müller?

Lahm: Der tut auf jeden Fall weh. Thomas ist sehr gut drauf. Und wenn man dann bedenkt, was er für eine Gelbe Karte sieht und dass di Maria davor ein völlig absichtliches Handspiel begeht und keine Karte sieht, ist es umso bitterer. Da stimmt das Verhältnis nicht.

Frage: Nicht nur in Deutschland hat die Mannschaft ihre Fans. Auch dem Ausland gefällt die Spielweise der Mannschaft sehr...

Lahm: Wenn man in einer K.o.-Runde zuerst England und dann Argentinien mit jeweils vier Toren schlägt und wenn man unseren Spielstil anschaut, ist das auch zu erklären.

Frage: Ist das Selbstverständnis da, um auch bis zum Titel durchzukommen?

Lahm: Auf jeden Fall. Aber zunächst steht das Halbfinale an, erst danach ist alles möglich. Wir müssen uns auf den nächsten Gegner einstellen und konzentrieren. Aber auch da werden wir wieder top vorbereitet sein.

Löw nennt seine Jungs schon "Champions"