Auflösungserscheinungen beim BVB! Nuri Sahin zieht Borussia Dortmund bei Real Madrid mit seiner Umstellung den Zahn

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Auflösungserscheinungen statt Besserung! Die taktische Umstellung von Nuri Sahin beim 2:5 gegen Real Madrid erwies sich für den BVB als fatal.

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"Es ist absolut kein normaler Abend", sagte Nuri Sahin vor Anpfiff der Partie gegen Real Madrid bei Prime Video und behielt Recht. Der Trainer ging nämlich in die Geschichte von Borussia Dortmund ein: Noch nie hatte der BVB in einem Champions-League-Spiel fünf Gegentore kassiert.

Die Westfalen sammelten noch einen weiteren fragwürdigen Rekord ein, denn dass man auch beim achten Gastspiel in einem bestimmten Stadion keinen Sieg erringen konnte, war zuvor in diesem Wettbewerb noch nicht vorgekommen. Die Dortmunder Bilanz im Estadio Santiago Bernabéu lautet nun: sechs Niederlagen, zwei Unentschieden.

Dabei wäre mehr drin gewesen. "Wir wollen mutig sein", hatte Sahin als Marschroute am Vortag ausgegeben und sein Team füllte den Auftrag in den ersten 45 Minuten mit viel Leben. Dortmund agierte in beide Spielrichtungen leidenschaftlich und zielstrebig, Real vor allem gegen den Ball fast schon provokant lethargisch.

Anders als noch gegen St. Pauli am Freitag stimmte das Passtempo des BVB, so dass das eigene Offensivspiel mit viel Zug Richtung Madrider Tor vorgetragen wurde. Dortmund war sich nicht für das Mehr an Ballbesitz zu schade, sondern trat in der Tat mutig auf, spielte sich ohne größere Gegenwehr der Hausherren ins zweite Drittel nach vorne und leistete sich keine Ballverluste im Zentrum.

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BVB: Umstellung von Nuri Sahin erwies sich als völlig fatal

Selbst noch direkt nach der Pause, als die kritische Phase des Leidens für die Westfalen, die letztlich nicht mehr endete, noch kurz bevorstand, zeigte sich die Borussia sehr präsent und alles andere als passiv. Der Block im Zentrum stand, Reals Bemühungen blieben oft zu ungenau.

Dann jedoch tat Sahin das, was er mit seinem Trainerteam laut eigener Aussage nach Spielschluss bereits in der Halbzeit angekündigt hatte. "Wir haben in der Pause gesagt, dass wir umstellen, wenn wir weiterhin die Außenbahn nicht zu bekommen. Das schaffst du nicht, wenn die dich so sehr reindrücken. Wir wollten mit Waldi, dass wir engere Abstände haben und noch schneller herausrücken können", sagte der 36-Jährige.

Die Einwechslung von Waldemar Anton für Torschütze Jamie Gittens erwies sich jedoch als völlig fatal, das lässt sich nicht anders ausdrücken. Dortmund spielte fortan im 5-4-1 gegen den Ball - und hatte sieben Minuten später bereits zwei Gegentore kassiert. Beim Stand von 2:2 nahm Sahin mit Donyell Malen zudem den zweiten schnellen Flügelspieler vom Feld.

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Auflösungserscheinungen statt Besserung beim BVB

Engere Abstände oder Entlastung über eigenen Ballbesitz gab es fortan nicht mehr. Der BVB brach unter dem unaufhörlichen Angriffswirbel der Spanier vollkommen in sich zusammen. Zwar bestand kurz vor dem Treffer zum 2:3 die große Chance auf die eigene Führung durch den eingewechselten Maximilian Beier, doch gerade bei den Gegentoren Nummer vier und fünf zeigte die Dortmunder Auflösungserscheinungen.

Ob die Leistungssteigerung von Real auch zum Sieg gereicht hätte, wenn die Schwarz-Gelben in selber Formation weitergespielt hätten, lässt sich nicht beantworten. Blickt man auf den tatsächlichen Spielverlauf, muss man festhalten: Sahin hat sich mit seiner Umstellung eindeutig vercoacht.

"Der Schlüssel in Partien gegen große Gegner mit einer 2:0-Führung ist nicht, sich hinten reinzustellen. Der Schlüssel ist der Ballbesitz. Damit ziehst du einer Top-Mannschaft den Zahn. Der Schlüssel in solchen Spielen ist immer das Spiel mit Ball. Das war nach der Umstellung nicht mehr gut", fällte Experte Christoph Kramer ein klares Urteil zu Sahins Wechsel.

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Nuri Sahin verteidigt seine Maßnahme

Der bekannte zwar, dass sich die Umstellung "natürlich nicht" ausgezahlt habe, "wenn du dann fünf Tore kassierst". Sahin verteidigte seine Maßnahme naturgemäß dennoch: "Ich glaube aber nicht, dass es an dem Systemwechsel lag, sondern eher daran, dass wir keinen Zugriff hatten. Wir hatten gegen den Ball über 90 Minuten ganz vorne nicht wirklich diese Pressingmomente."

Der von ihm propagierte Mut, den seine Mannschaft im ersten Abschnitt noch ziemlich gut auf das Feld brachte, verließ den Coach jedoch offenkundig. Der Matchplan hatte bis dato doch funktioniert, auf der Anzeigetafel stand nach sehr ansprechender Leistung ein 2:0 für die Gäste. Sahins Umstellung zog seinem Team den Zahn mit einem Mann weniger im Ballbesitz und beim Pressing. Das Spiel mit Ball war nach der Pause nicht mehr existent - dabei hätte Real wohl auch dann weiterhin nicht gerne verteidigt.

"Natürlich, wenn du verlierst, kann man sagen, dass die Umstellung nicht richtig ist. Es war aber ganz klar, dass wir engere Abstände haben wollten", sagte Sahin. "Ich würde nicht unterschreiben, dass es heute am Mut lag. Gegen den Ball haben wir uns sowohl zu viert als auch zu fünft zu sehr hinten reindrücken lassen."

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Dem BVB könnte der nächste stürmische Herbst bevorstehen

Sportdirektor Sebastian Kehl sprang Sahin zur Seite: "Jetzt über Wechsel und taktische Inhalte zu sprechen, macht nach dem Spiel natürlich keinen Sinn. Unser Trainer stellt nicht um, wenn er dahinter nicht eine klare Idee hat. Es war eine Überlegung wert, durch eine Fünferkette etwas mehr Druck auf die Außenpositionen zu bekommen, die Seiten zu doppeln. Weil wir Eins-gegen-eins-Situationen verhindern wollten, vor allem wenn man gegen Vinícius Júnior spielt. Das war die Idee dahinter. Im Nachgang sitzt man oben und wird es womöglich anders beurteilen."

Die Frage ist, was diese Klatsche am Ende mit dem Team machen wird. Es war das dritte Auswärtspflichtspiel in Folge, das verloren ging - zweimal davon hagelte es fünf Gegentore. Dortmund durchschreitet zudem gerade das erste Tief in Sachen Verletzungen und es erscheint durchaus möglich, dass auch aus Madrid ein paar Spieler körperliche Mitbringsel nach Hause nehmen.

Nach einer 2:0-Führung gegen das übermächtige Real in einer Halbzeit mit fünf Gegentreffern bestraft zu werden, ist nicht leicht zu verarbeiten. Das ist aber dringend angesagt, schließlich wartet schon am Samstag die nächste unangenehme Auswärtsaufgabe in Augsburg - und ein paar Tage später geht es in Wolfsburg bereits um das Weiterkommen im DFB-Pokal. Schon nächste Woche könnte der dritte stürmische Herbst in Folge beim BVB Einzug erhalten.

BVB: Die nächsten Spiele von Borussia Dortmund

Datum, UhrzeitWettbewerbGegner
Sa., 26. Oktober, 15.30 UhrBundesligaFC Augsburg (A)
Di., 29. Oktober, 20.45 UhrDFB-PokalVfL Wolfsburg (A)
Sa., 2. November, 18.30 UhrBundesligaRB Leipzig (H)
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