Borussia Mönchengladbach - Fragen und Antworten zur Krise: Warum Trainer Marco Rose nicht entlassen wird

Mit Borussia Mönchengladbach in einer historischen Krise: Trainer Marco Rose.
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Warum hält Eberl trotz Fan-Wut und Krise an Rose fest?

Eberl betonte auch wegen dieser Hintergründe rein sportlicher Natur, dass er bei aller Emotionalität der Fans zwar deren Kritik und Enttäuschung verstehe, jedoch auch das Gefühl von Geschlossenheit vermisse. Er treffe seine Entscheidungen "auf der Basis von Wissen und Verstand" und nicht aufgrund von "zwischenmenschlichen Gefühlen, nicht aufgrund von Rücksichtnahme auf andere, nicht auf Druck von außen und auch nicht aus eigener Eitelkeit heraus".

Am Samstag im ZDF-Sportstudio ließ er abermals keine Zweifel an einer Weiterbeschäftigung Roses bis zum Saisonende. "Ich wüsste heute nicht, was dazu führen würde, dass er nicht bis zum 30. Juni bei uns Trainer ist", sagte er. Ein Statement, das ins Bild passt.

Eberl ist kein Hire-and-Fire-Manager, seit Jahren steht er sehr loyal zu seinen Übungsleitern. Das erfuhren Lucien Favre, den er trotz sportlicher Krise von einem Rücktritt vom Rücktritt überzeugen wollte, und auch Hecking, als dieser bei den Fans längst den Stempel der Stagnation und der taktischen Mängel aufgedrückt bekommen hatte. Genau diese Loyalität wird nun auch Rose - zumindest in der Öffentlichkeit - zuteil.

Obwohl es in der Gladbacher Vereinsgeschichte nur eine längere Pleitenserie überhaupt gab und sich Gerüchte über angeblich angespannte Verhältnisse zwischen Spielern und Rose seit seines feststehenden Wechsels wacker halten.

Es kommt also nicht von ungefähr, dass Eberl keine Zweifel an seinem Trainer lässt. Allerdings hat dies auch einen finanziell wichtigen Aspekt für die Borussia. Im Falle einer Rose-Entlassung, über die bereits medial spekuliert wurde, könnte Gladbach den Anspruch auf die Ausstiegsklausel für Rose in Höhe von fünf Millionen Euro verlieren.

"Wenn Gladbach Rose freistellt, könnte man den Anspruch auf eine Ablöseforderung rein rechtlich gesehen durchaus verlieren. Es ist unklar, wie weit die Vereine untereinander schon sind. Zuletzt war ja von einer mündlichen Vereinbarung die Rede. In diesem Fall könnte man aber von einem Gentlemen's Agreement ausgehen", sagte Sportjurist Dr. Andrej Dalinger bei Sport1. In einem solchen Fall des "Gentlemen's Agreement" habe sich Dortmund vorab bereiterklärt, die Ausstiegsklausel zu ziehen: "Vermutlich würden sie sich hieran auch weiterhin gebunden fühlen."

Fünf Millionen Euro. Das ist für die Borussia geschätzt in etwa so viel Geld, wie beispielsweise die Qualifikation zur Europa League (Startprämie knapp 3 Mio. Euro 2020/21) nach Abzug von Reisekosten, Spielerprämien, Coronaschutz- und Quarantäne-Maßnahmen einbringen würde. Während Eberl und Gladbach also die fünf Millionen Euro für Rose schon sicher haben, könnten sie im Falle einer Entlassung des 44-Jährigen beide Einnahmequellen riskieren.

Denn eine Garantie dafür, dass der Nachfolger Roses (U23-Trainer Heiko Vogel wurde zuletzt als Kandidat genannt) den Klub in den verbleibenden neun Spielen in die Europa League führt, gibt es nicht. Im Gegenteil: Die Wahrscheinlichkeit ist angesichts von neun Punkten Rückstand auf Platz sechs verschwindend gering.

Pflegen ein professionelles Verhältnis in der Öffentlichkeit trotz BVB-Wechsel: Gladbachs Trainer Marco Rose und Manager Max Eberl.
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Pflegen ein professionelles Verhältnis in der Öffentlichkeit trotz BVB-Wechsel: Gladbachs Trainer Marco Rose und Manager Max Eberl.

Borussia: Wie geht es für Rose und Gladbach jetzt weiter?

Am kommenden Samstag gastieren die Gladbacher beim wahrscheinlichen Absteiger Schalke 04. Alles andere als ein Sieg wäre der nächste Tiefschlag für die niederrheinische Seele. Sollte die Borussia nicht auf Schalke gewinnen, erhält die eigentlich von Eberl bereits für beendet erklärte Diskussion um eine vorzeitige Entlassung von Rose eine neue Dimension, der er sich dann nicht mehr entziehen wird können.

Es wäre ein GAU, ja gar ein unwiderlegbarer Beweis dafür, dass die Entscheidung Roses, im kommenden Sommer zum BVB zu wechseln, offenbar doch Gräben zwischen ihm und den Spielern gerissen hat. Eine Niederlage würde Eberl wohl zum Handeln zwingen und könnte U23-Trainer Heiko Vogel, der zuletzt ins Visier der Sportgerichtsbarkeit geraten war, zum Interimstrainer werden lassen.

Denn verliert die Borussia auf Schalke, wäre ihr die Saison nicht nur emotional, sondern auch sportlich vollends entglitten.

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