Die Enttäuschung nach der dritten Niederlage in Folge war riesig. "Schlechter geht es nicht", resümierte Sportdirektor Christian Heidel den Saisonstart der Schalker. Torhüter Ralf Fährmann beschrieb die aktuelle Situation in Gelsenkirchen als "einfach kacke". Frust pur auf Schalke. Statt nun aber auch noch der Panik Einzug zu gewähren richtet sich der königsblaue Blick mit verhaltener Freude in Richtung Champions League.
"Es hilft nicht, wenn wir jetzt Trübsal blasen und den Kopf in den Sand stecken", sagte Torhüter Ralf Fährmann. Daniel Caligiuri freut sich auf "die große Bühne in Europa" - wie "jeder Spieler und jeder einzelne Fan auf Schalke".
Der Zeitpunkt dafür ist eigentlich denkbar schlecht, hat die Mannschaft in den kommenden englischen Wochen doch kaum Zeit, um gemeinsam mit Trainer Domenico Tedesco an den nötigen Stellschrauben zu drehen.
Domencio Tedesco: Champions League eine "Belohnung"
Zwar zeigte Schalke gegen Gladbach eine Leistungssteigerung, von der Vizemeister-Form sei man aber noch weit entfernt, meint Heidel. Wie schon vor dem Spiel gegen die Fohlen, als Tedesco die sportliche Misere als "irgendwie geil" betitelte, empfindet der Trainer die bevorstehenden, schweren Aufgaben gegen Porto und die Bayern aber als Chance.
"Natürlich werden wir weniger Trainingseinheiten zur Verfügung haben, das stimmt. Aber Spiele auf diesem Niveau bieten tolle Möglichkeiten zur Entwicklung, davon wird jeder Einzelne von uns profitieren", sagte Tedesco im Gespräch mit SPOX.
Daher empfinde Schalke den zusätzlichen Wettbewerb auch in der aktuellen Lage "nicht als Belastung, sondern als Belohnung. Das ist es doch, wovon jeder Trainer und jeder Spieler träumen - sich mit den Besten messen zu dürfen. Dafür haben wir ein Jahr lang hart gearbeitet. Und darauf freuen wir uns riesig".
FC Schalke 04 will in der Champions League den Reset-Knopf drücken
Sobald die Champions-League-Hymne am Dienstag in der Arena Auf Schalke erklingt, erstmals nach 1005 Tagen, gilt es die Unsicherheiten der vergangenen Wochen zu vergessen, den Reset-Knopf im Kopf zu drücken. Schließlich beginnt Schalke in der Königsklasse bei null. Urlaub fürs krisengebeutelte Gehirn.
"Wir sind vergangene Saison in der Bundesliga gut damit gefahren, dass wir uns immer nur auf die nächste Aufgabe konzentriert haben. So werden wir das auch in dieser Saison halten", erklärte Tedesco.
Entsprechend wird Tedesco seine Mannschaft auf eine dynamische, flexible und mit viel Offensivbewusstsein ausgestattete Elf aus Porto einstimmen. Umso wichtiger wird es werden, die zuletzt bröckelnde Defensive zusammen und die Abstände gering zu halten.
Dass Porto die eigenen Hausaufgaben angesichts des Schalker Formtiefs etwas schleifen lässt, davon geht Tedesco nicht aus: "Da mache ich mir keine Illusionen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass uns irgendjemand unterschätzen wird."
Amine Harit und Omar Mascarell schon gegen Porto Alternativen?
Deshalb muss sich Tedesco auch für die Offensive Alternativlösungen überlegen. Vor allem für das bisher noch nicht funktionierende Zentrum. Weder Nabil Bentaleb noch Sebastian Rudy oder Suat Serdar überzeugten bisher. Bentaleb und Rudy suchen zu selten das vertikale Spiel. Omar Mascarell, der nach seinem Muskelfaserriss wieder zurück ist, wäre dafür prädestiniert. Ob es schon gegen Porto reicht, zumindest für einen Kurzeinsatz, ist fraglich. Fakt ist dagegen: Tedesco beklagte schon vor dem Gladbach-Spiel, dass seine Stürmer zu wenig gefüttert werden.
Auch Spieler wie Amine Harit täten der Mannschaft gut. Er ist aufgrund der spielerischen Armut, die Schalke über weite Strecken gegen Gladbach zeigte, gegen Porto wieder eine echte Option, obwohl er "außerhalb des Platzes an Stabilität gewinnen muss", wie Tedesco die Probleme mit Harits Disziplin bestätigte.
Harit eröffnet den Schalkern aufgrund seiner Dribbelfreude und Kreativität, wie auch ein Alessandro Schöpf in offensiverer Rolle, mehr Lösungsansätze. Die Berufung auf die Stärken der vergangenen Saison, nämlich Zweikampfführung und Lufthoheit, war letztlich nicht zwingend genug.
Schalkes personeller Umbruch bereitet Probleme
Der angestrebte nächste Schritt, der Wandel zu mehr taktischer Flexibilität missglückte auch deshalb, weil sich die neuen Charaktere im Schalker Spiel erst noch finden müssen. Sieben Neuzugänge holte Schalke im Sommer, was auch den Abgängen von wichtigen Stützen wie Leon Goretzka geschuldet war.
All diese Neuen haben zweifelsohne die Qualität und Berechtigung, sich das königsblaue Trikot überzustreifen. Ein personeller Umbruch bringt jedoch häufig eine völlig legitime Eingewöhnungsphase mit sich. Das habe auch in der vergangenen Saison "einige Wochen gedauert", erinnert sich Tedesco. Zehn Punkte holte Schalke im Vorjahr aus den ersten sieben Bundesligaspielen.
Das ist in dieser Spielzeit auch noch möglich. Ein Befreiungsschlag in der Champions League könnte den Saison-Neustart bedeuten.