Wer als 14-Jähriger ein Probetraining bei Real Madrid bekommt, der muss einiges auf dem Kasten haben. Wenn die Einladung dann auch noch von keinem Geringeren als Zinedine Zidane kommt, muss es sich wirklich um einen besonders talentierten Knaben handeln. Im Falle von Kylian Mbappe war dies der Fall.
Der Youngster aus Paris enttäuschte nicht und die Königlichen wollten Mbappe auch gleich behalten. Doch die Eltern hatten anderes im Sinn. "Wir haben ihn nicht nach Madrid geschickt, damit man uns sagt, wie gut er ist. Wir haben ihn dort hingeschickt, weil wir wussten, wie sehr ihm das gefallen würde."
Stattdessen blieb der Stürmer in der Heimat, wechselte aber aus der berühmten Clairefontaine Akademie nach Monaco. Zuvor lernten dort Stars wie Nicolas Anelka, Blaise Matuidi oder ein gewisser Thierry Henry das Kicken. Die Arsenal-Legende zog es wie Mbappe noch als Teenager ins Fürstentum und hielt über 20 Jahre die Rekorde des jüngsten Spielers und des jüngsten Torschützen bei den Monegassen - bis Mbappe auf der Bildfläche erschien.
Rekorde und eine Traum-EM
Drei Wochen vor seinem 17. Geburtstag debütierte der Stürmer am 2. Dezember 2015 gegen Stade Caen und ließ drei Monate später gegen Troyes seinen ersten Treffer folgen, als er in der Nachspielzeit einen Abpraller verwerten konnte. Henry war damit aus den Geschichtsbüchern gestrichen. Fun Fact am Rande: Bei seinem Treffer trug der Rekordmann ein Trikot, bei dem nicht einmal sein Name auf den Rücken geflockt wurde.
Doch es sind nicht nur die Rekorde, die die Vergleiche nach sich zogen. Auch die Spielweise Mbappes weist Ähnlichkeiten zum legendären französischen Nationalstürmer auf. Elegant in der Ballbehandlung, ein endloses Repertoire an Finten und Bewegungen sowie eine unglaubliche Beschleunigung sorgen in vielen Momenten für Flashbacks.
Auf einer größeren Bühne zeigte Mbappe bei der U19-EM in Baden-Württemberg 2016 sein Ausnahmetalent, als er mit Frankreich souverän den Titel holte. Neben Jean-Kevin Augustin (PSG) war der Monegasse die prägende Figur im Angriff, auch wenn er der Jüngste im Kader war und auch 2017 bei der nächsten EURO in Georgien noch dabei sein könnte. Fünf Tore in fünf Partien standen nach dem Turnier zu Buche, darunter auch ein Doppelpack beim 2:1 gegen Portugal im Halbfinale. Klar, dass nun auch die Big Player der europäischen Klub-Elite mitmischten und um das Wunderkind buhlten. Die Bayern, die Königlichen oder Paris Saint-Germain, sie alle klopften beim Berater von Mbappe an die Tür.
40 Millionen nicht genug
Dieser ist nach wie vor dessen Vater, zu dem Mbappe eine äußerst enge Beziehung hat und der die Karriere seines Filius von Tag eins gefördert hat. "Alle großen Berater haben uns angesprochen. Wir brauchen keinen", ist sich Mbappe Senior sicher.
Während also die großen Klubs ihr Interesse bekundeten, unterschrieb Mbappe lieber in Monaco seinen ersten Profivertrag, auch um die nötige Spielzeit zu erhalten, die ihm wohl keiner der angesprochenen Vereine hätte garantieren können. Die Gerüchte um einen möglichen Wechsel hielten sich jedoch hartnäckig. Manchester City soll es nach englischen Medienberichten kurz vor Transferschluss noch einmal probiert haben, doch die kolportierten 40 Millionen Euro waren dem AS Monaco nicht genug.
Ärger um Papa Wilfried
Eine Garantie auf einen Stammplatz war dies nicht. Der Teenager musste sich hinten anstellen, da Monaco in der Offensive zahlreiche Waffen zur Verfügung stehen. 49 Tore nach lediglich 16 Spielen in Frankreichs Oberhaus belegen das eindrucksvoll. Kein anderes Team in den europäischen Topligen knackt bisweilen die Grenze von 40 Kisten.
So schmorte Mbappe im September und Oktober zu großen Teilen auf der Bank und aus dem Umfeld des Stürmers waren erste Misstöne zu verlauten. "Die Situation ist frustrierend und macht meinen Sohn unglücklich", berichtete Papa Wilfried. "Er hat eine fantastische EURO gespielt. Wir dachten nicht, dass er nur die sechste Wahl ist. Sollte sich nichts an der Situation ändern, werden wir in der Winterpause sprechen müssen. Dann geht er zu einem absoluten Top-Klub."
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Bis Mitte Oktober kam Mbappe nur 63 Minuten in allen Pflichtspielen zum Einsatz, zu groß war die Konkurrenz um Falcao, Valere Germain, Bernardo Silva oder Thomas Lemar, die allesamt überzeugten. Für Trainer Leonardo Jardim gab es also überhaupt keinen Grund zu wechseln. Vergessen hatte er seinen Frischling aber nicht und lobte Mbappe mehrfach: "Ich sehe ihn als kommenden Nationalspieler. Er braucht nur Zeit."
Der Trainer schwärmt
Eine Woche nach der Kritik seines Vaters durfte Mbappe sich dann endlich beweisen - und er tat es in beeindruckender Manier. Montpellier wurde mit 6:2 aus dem Louis II gefegt und der Dauer-Reservist glänzte mit einem Tor und zwei Vorlagen. Das Sonderlob vom Coach folgte prompt, vergessen die Nebengeräusche: "Er war fantastisch. Er hat uns so viele Räume geöffnet. Ich bin sehr glücklich über ihn. In zwei, drei Jahren kann er sein absolutes Topniveau erreichen."
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Auch der Gefeierte war im Anschluss zufrieden und bremste sogar seinen Vater ein wenig ein: "Ich will natürlich immer spielen und mein Bestes geben. Ich bin glücklich hier. Wir haben hier viele Spieler auf sehr hohem Niveau. Was mein Vater sagt, interessiert mich nicht. Ich muss auf dem Boden bleiben."
Gnadenlos effektiv
Und der Schulterschluss mit dem Verein zeigte Wirkung. Immer regelmäßiger kam Mbappe zum Einsatz. Mit inzwischen vier Assists ist er gar der beste Vorbereiter seiner Mannschaft. Zusätzlich stehen drei Tore zu Buche. in den großen fünf Ligen waren dabei nur Timo Werner (Leipzig) und Ousmane Dembele (Dortmund) an mehr Toren beteiligt, wenn sie nach dem 1. Januar 1996 geboren wurden.
Durch die Mehrfachbelastung, speziell durch das Erreichen des Achtelfinals in der Champions League wird Mbappe noch einige Möglichkeiten bekommen, um im ruhigen Monaco zu reifen, auch wenn er wahrscheinlich in wichtigen Spielen zuschauen werden muss. Auf dem Radar der Großen ist er ohnehin schon lange. Und wer weiß? Vielleicht kann er in näherer Zukunft dem Werben des großen Zinedine Zidane nicht widerstehen.
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