FC Bayern München: Eric Maxim Choupo-Moting ist ein wichtiger Baustein - aber nicht die Lösung des größten Problems

Von Justin Kraft
fcb
© getty

Eric Maxim Choupo-Moting verlängert nach übereinstimmenden Medienberichten beim FC Bayern München bis 2024. Angesichts seiner starken Leistungen ist diese Entscheidung nur folgerichtig. Doch der Rekordmeister sollte trotzdem über einen weiteren Angreifer nachdenken.

Cookie-Einstellungen

0,93 Tore pro 90 Minuten, 15 in 24 Einsätzen - und hinzu kommen noch vier Assists. Eric Maxim Choupo-Moting ist wohl in der Form seines Lebens. Mit der bevorstehenden Vertragsverlängerung holt er sich nun die Belohnung dafür ab. Als Robert Lewandowski den FC Bayern im vergangenen Sommer verlassen hat, rechneten viele mit einem großen Einbruch in der Offensive.

Dass es nicht dazu kam, ist zu großen Teilen Choupo-Moting zu verdanken. Der 33-Jährige traf vor allem in den Monaten Oktober und November nach Belieben und holte die Bayern zu einem wichtigen Zeitpunkt aus der Krise. Doch nicht nur seine Tore sind es, die ihn für den Rekordmeister so wichtig machen. Choupo-Moting ist der perfekte Wandspieler. Er bietet sich regelmäßig zwischen den Linien des Gegners an und kann die Bälle mit seinen technischen Fähigkeiten hochwertig verarbeiten. Das gibt den restlichen Offensivspielern mehr Raum und vor allem Zeit.

Wenig überraschend kommt daher auch die Vermutung einiger Medien, dass der FC Bayern mit ihm als Stammspieler in die nächste Saison gehen möchte. Doch genau damit könnte sich der Serienmeister der Bundesliga verzocken. Denn so gut Choupo-Moting aktuell auch ist und so gut die Bayern in allen Wettbewerben unterwegs sind: Die Qualität von Lewandowski fehlt mehr, als der erste Blick vermuten lässt.

FC Bayern München: Robert Lewandowski war der Mann für drohende Krisen

Ein Blick in die Vergangenheit: In der Saison 2019/20 gewann der FC Bayern das Triple. Nachdem Hansi Flick die Münchner übernahm, marschierten sie in der Rückrunde dominant und überlegen zu allen drei Titeln. So zumindest das Narrativ. Doch zwischen Januar und Februar gab es eine Phase, in der das Team des heutigen Bundestrainers vermehrt wackelte.

Die Ergebnisse deuten darauf kaum hin. Sieben Spiele waren es 2020 bis zum Hinspiel im Achtelfinale der Champions League beim FC Chelsea. Sechs Siege und ein 0:0 gegen RB Leipzig sammelten die Bayern ein. Doch einzeln betrachtet gab es auf diesem Weg einige Schlüsselmomente.

Beispielsweise im Achtelfinale des DFB-Pokals, als man gegen die TSG Hoffenheim daheim in einem wilden Spiel nur knapp mit 4:3 gewann. Ein Grund für den Sieg: Lewandowskis Doppelpack. Einige Tage später drohte den Bayern ein Unentschieden gegen den SC Paderborn. Ein später Doppelpack von Lewandowski bescherte jedoch den Sieg.

Gegen den 1. FC Köln (4:1) und den FSV Mainz 05 (3:1) gewannen die Bayern jeweils deutlich und verdient. Allerdings war es Lewandowski, der sie jeweils innerhalb der Anfangsphase mit 1:0 in Führung brachte. Es ist müßig, im Nachhinein darüber zu spekulieren, wie es ohne den Polen gelaufen wäre. Aber in der Vergangenheit gab es häufiger solche Saisonphasen.

Im Dezember 2020 folgten auf ein 1:1 bei Union Berlin (Lewandowski erzielte den Ausgleich) zwei knappe 2:1-Siege gegen Wolfsburg und Leverkusen. In beiden Partien traf Lewandowski doppelt, gegen Bayer sorgte er in der dritten Minute der Nachspielzeit für den Sieg. Auch im Januar und Februar gewannen die Bayern enge Spiele dank seiner Tore.

FC Bayern München: Robert Lewandowski und Eric Maxim Choupo-Moting im Vergleich

Statistik (pro 90 Minuten)Choupo-Moting (22/23)Lewandowski (21/22)Lewandowski (20/21)Lewandowski (19/20)
Schüsse3,044,284,284,60

Tore

0,931,131,241,20
Expected Goals0,481,021,091,12

FC Bayern München: Zu viele Unentschieden - wo sind die Matchwinner?

Es mag sein, dass die Bayern ohne Lewandowski ähnlich guten Fußball spielen. Vor allem in den Saisonphasen, in denen es für den Rekordmeister gut lief, zeigten sie, zu was sie fähig sind. Doch eine Saison verläuft auch für die Spitzenteams in Wellenbewegungen. Und dann braucht es Spieler, die konstant auf absolutem Weltklasseniveau performen. Damit geben sie dem Rest des Teams halt und damit sorgen sie dafür, dass kleine Formdellen nicht sofort zu Ergebniskrisen führen.

Die einfachste Formel im Fußball ist: Wer gewinnt, hat Recht. An die einzelnen Leistungen im Frühjahr 2020 erinnert sich heute kaum noch jemand. Am Ende der Saison stand auch deshalb das Triple, weil Lewandowski diese Phase mit seinen Toren überbrücken konnte. In dieser Saison gelang das bereits zweimal nicht.

In der Hinrunde gab es eine Serie an Unentschieden. Die Bayern ließen zahlreiche Chancen aus und schafften es nicht, ihre Überlegenheit in Siege umzumünzen. Von Woche zu Woche schienen sie dabei unsicherer zu werden. Stimmen die Ergebnisse nicht, sinkt das Selbstvertrauen. Erste Selbstzweifel kommen auf und das Team gerät in eine Negativspirale.

Anfang dieses Jahres ist den Bayern das erneut passiert. Und trotz des überzeugenden 3:0-Erfolgs gegen Union Berlin ist unklar, ob sie diese Phase nun überstanden haben. Lewandowskis Tore mögen absolut gesehen nicht fehlen. Der Toreschnitt der Bayern ist mit ungefähr drei Treffern pro Spiel überragend. Und doch fallen die vielen Unentschieden auf, in denen oft nicht mehr als ein Tor gelang.

Eric Maxim Choupo-Moting absolvierte am Montag das komplette Mannschaftstraining.
© imago images
Eric Maxim Choupo-Moting absolvierte am Montag das komplette Mannschaftstraining.

FC Bayern München: Wer stabilisiert die fragile Offensive?

Choupo-Moting hatte eine Phase vor der WM, in der er wie Lewandowski sehr regelmäßig traf. Das wird er aber nicht auf Dauer leisten können und das erwartet auch niemand von ihm, der seine Qualitäten realistisch einordnen kann.

Die Lösung muss nicht zwingend ein weiterer Neuner sein - auch wenn das naheliegend wäre. Viel eher ist das Problem des FC Bayern, dass Serge Gnabry und Leroy Sané nicht konstant genug sind, dass Kingsley Coman häufig verletzt ausfällt und Jamal Musiala in seinen jungen Jahren ebenfalls noch schwankende Leistungen zeigt. Ohne Lewandowski fällt die Fragilität der Offensive besonders auf. Mathys Tel könnte perspektivisch ein Spieler sein, der regelmäßig Tore für den FC Bayern schießt. Sein aktueller Schnitt von 0,96 Toren pro 90 Minuten ist bemerkenswert. Doch auch der Franzose ist noch sehr jung. Er wird kurzfristig nicht die entsprechende Lösung sein.

Sadio Mané kann dem Team ein bisschen mehr Konstanz verleihen, ist er doch der Spieler, der mit seiner Erfahrung und seinen Fähigkeiten am ehesten gleichmäßig performt. Doch auch der Senegalese ist kein Torjäger im klassischen Sinne. Und so muss sich der FC Bayern für die kommende Saison die Frage stellen, wie er Saisonphasen überstehen möchte, in denen es nicht wie von selbst läuft.

Lewandowski war der Mann für diese Momente. Damit verkürzte er die Phasen des Strauchelns signifikant. Je häufiger das Team aber nicht gewinnt, desto instabiler wird es - und desto mehr wächst auch der Druck in der Liga, wo 46 Punkte aus 22 Spielen in den letzten zehn Jahren nur selten gereicht haben, um das Titelrennen offen zu halten.

Choupo-Motings Verlängerung ist ein wichtiger Baustein. Doch der Kameruner wird diese Art der Probleme nicht lösen können.

FC Bayern München: Die nächsten drei Spiele des FCB

Datum und SpielortGegner
Sa., 4. März, 18.30 Uhr (Mercedes Benz Arena)VfB Stuttgart (Bundesliga)
Mi., 8. März, 21.00 Uhr (Allianz Arena)Paris Saint-Germain (Champions League)
Sa., 11. März, 15.30 Uhr (Allianz Arena)FC Augsburg (Bundesliga)
Artikel und Videos zum Thema