Nach der 0:1-Pleite gegen den FC Augsburg und den zuvor drei Remis in Serie ist Bayern in der Bundesliga seit vier Spielen sieglos. Das gab es seit über 20 Jahren nicht mehr. Die Ausbeute von mageren zwölf Punkten aus sieben Spielen ist die schlechteste Bilanz zum Liga-Beginn seit zwölf Jahren.
Kommentar zum FC Bayern: Ratlosigkeit mit einem Hauch Schönrednerei
Der gute Start in der Champions League, wo man zuletzt einen glücklichen Sieg gegen den FC Barcelona einfuhr, täuscht keineswegs über die schwachen Leistungen in der Bundesliga hinweg: Die Diskrepanz zwischen den beiden Wettbewerben ist gewaltig. In der anstehenden Länderspielpause will - beziehungsweise: muss - sich Nagelsmann nun "Gedanken" machen und Lösungen finden. Laut Sport1 soll er einige Spieler vor dem traditionellen Wiesn-Besuch sogar zum Rapport gebeten haben. Vorstandschef Oliver Kahn kündigte indes eine 14-tägige Analyse an.
Mit Bayer Leverkusen (30. September) und Borussia Dortmund (8. Oktober) warten zwei Gegner, die es seiner Mannschaft gewiss nicht leichter machen werden als Borussia Mönchengladbach, Union Berlin, der VfB Stuttgart und der FCA. Ganz im Gegenteil. Diese vier großen Baustellen gilt es für Nagelsmann jetzt zu beheben, um den Negativtrend umzukehren.
FC Bayern: Fehlende Effizienz vor dem Tor
"Wir haben in der ersten und zweiten Halbzeit viele Chancen aus dem Stadion fließen lassen", sagte Nagelsmann sichtlich angefressen auf der Pressekonferenz in Augsburg und haderte mit den vielen Überzahlsituationen, die auch schon in den vergangenen Bundesligaspielen ungenutzt blieben und "laissez-faire" ausgespielt wurden.
Bei 19 Abschlüssen und einem Expected-Goals-Wert von 1,62 (xG, Quelle: Stats Perform) schafften es die Bayern in der Fuggerstadt sogar, erstmals seit 87 Spielen im deutschen Oberhaus ganz ohne Torerfolg zu bleiben - abgesehen davon, dass Augsburg einen höheren xG-Wert (1,78) hatte.
Schon bei den drei Unentschieden zuvor hatte es jeweils nicht oft genug im gegnerischen Kasten geklingelt. Beim 1:1 gegen Gladbach (xG-Wert von 2,82), beim 1:1 bei Union Berlin (xG-Wert von 1,51) und beim 2:2 gegen Stuttgart (xG-Wert von 2,2) ließ der deutsche Rekordmeister ebenfalls zahlreiche Hochkaräter versanden. Eine Vielzahl von Chancen, die in den vergangenen Jahren noch mit Robert Lewandowski deutlich häufiger in einem Torjubel mündeten.
Die Frage nach dem fehlenden Mittelstürmer muss sich Nagelsmann spätestens seit dem Remis gegen Gladbach gefallen lassen, als Yann Sommer trotz 20 Schüssen aufs Tor nicht mehr als einmal zu überwinden war. Nach dem Spiel gegen Augsburg gestand er: "Wir haben die klassische Neun mit Choupo-Moting heute von der Bank eingewechselt und einen anderen haben wir nicht."
Seine anschließenden Worte befeuerten die Debatte um einen fehlenden Lewandowski-Ersatz noch mehr. "Es ist doch eigentlich egal, was ich jetzt antworte. Wenn ich Nein sage, dann heißt es: 'Er erkennt das Problem nicht'. Wenn ich Ja sage, dann schreiben alle: 'Er vermisst Lewandowski'. Es ist doch wurst, was ich antworte", sagte er patzig.
Der Plan, den Abgang mit der hochkarätig besetzten Offensive im Kollektiv abzufangen, klingt zwar gut, ist aber bei weitem noch nicht ausgereift. Das Problem: Die Zeit ist längst reif dafür, dass die neue Spielweise verinnerlicht und ihr Potenzial ausgeschöpft wird.