Belastungsprobe und Unruhe statt harmonischer Neustart: Der BVB muss nach den Vorwürfen gegen Sven Mislintat dringend eingreifen

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Die heftigen Vorwürfe gegen den Technischen Direktor Sven Mislintat sind ein früher Rückschlag für Borussia Dortmund. Sie stellen eine zünftige Belastungsprobe für Lars Ricken in seinem neuen Amt dar - und sind zugleich eine Niederlage für BVB-Boss Hans-Joachim Watzke.

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Noch vor dreieinhalb Monaten wurde an dieser Stelle ein Kompliment ausgesprochen. Mit der Bestellung von Lars Ricken zum neuen Geschäftsführer Sport sorgte Borussia Dortmund für eine Überraschung, die die Medienwelt nicht kommen sah. Nun jedoch muss eher Teilen der Medienwelt Respekt gezollt werden.

Gegen Sven Mislintat, dessen Rückkehr zum BVB als Technischer Direktor am selben Tag wie Rickens Beförderung verkündet worden war, werden schwerwiegende Vorwürfe erhoben. Die Berichterstattung darüber ist keineswegs eindimensional. Ruhr Nachrichten, Funke Mediengruppe, kicker, Bild und Sky teilen die brisanten Informationen. Alle vier Medienhäuser sind nahe am Verein dran und ihre Informationen decken sich größtenteils.

Man könnte nun natürlich die Frage nach einem Maulwurf aufwerfen. Hat sich jemand, der von den Vorgängen innerhalb des BVB Bescheid weiß, mit diesem Wissen an die Presse gewandt - oder sind die aktuellen Enthüllungen vielmehr das Ergebnis guter Recherchearbeit?

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BVB: Vorwürfe gegen Sven Mislintat sind ein früher und heftiger Rückschlag

Klar ist: In den vergangenen Jahren ist es den Dortmundern anders als zur meisten Zeit unter Sportdirektor Michael Zorc deutlich schlechter gelungen, Interna aus der Öffentlichkeit herauszuhalten. Es war eines der postulierten Ziele der neuen Führung unter Ricken, Sportdirektor Sebastian Kehl und Mislintat, die Reihen wieder bedeutend besser geschlossen zu halten.

In diesem Sinne sind die nun erhobenen Vorwürfe gegen Mislintat ein früher und heftiger Rückschlag, der erstaunt und Fragen aufwirft - unter anderem eben jene nach einem Maulwurf. Sie bedeuten natürlich gleichermaßen auch eine erste zünftige Belastungsprobe für Ricken, der in seinem neuen Amt erst noch Profil gewinnen muss.

Ricken ist derjenige, der Sorge zu tragen hat, dass stets in eine gemeinsame Richtung gearbeitet und der gesamte Prozess nicht von etwaigen Egoismen oder Machtgerangel torpediert wird. Dies scheint, glaubt man den Aufdeckungen - und das sollte man angesichts der Gleichzeitigkeit und Wucht der Berichterstattung durchaus tun -, bislang nicht gelungen zu sein.

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BVB: Hans-Joachim Watzke sieht Sven Mislintat in nur einer Rolle

Das wirft ein schlechtes Licht auf das neue Trio, schließlich barg es bereits vor Beginn der Zusammenarbeit Brisanz. Mislintats Kernkompetenz ist die Kaderplanung. Er soll geeignete Spieler suchen und sie seinen Vorgesetzten Ricken und Kehl vorschlagen. Genau für diese Rolle war der gebürtige Dortmunder geholt worden, genau dieses Profil hat ihm der im kommenden Jahr scheidende Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke klipp und klar zugeordnet - weil man diese Aufgaben als Mislintats Stärken ansieht. Anderweitige Kompetenzen wollte man ihm bewusst nicht übertragen.

Dazu gilt das Verhältnis zwischen Kehl, der sich eigentlich in der Position von Ricken sah, und dem meinungsstarken sowie nicht konfliktscheuen Mislintat aufgrund früherer Irritationen als belastet. "Ich glaube, dass es unfassbar wichtig ist, sehr starke Gruppen zu bauen, die zusammenhalten, unterschiedliche Expertisen einbringen und sich eine gesunde Streitkultur erlauben, da dies dazu führt, bestmögliche Ergebnisse zu haben", sagte Mislintat bei einem früheren Auftritt bei Sky, als seine Rückkehr zum BVB noch nicht feststand. "Du hast bei Borussia Dortmund ein Setup mit so viel Expertise. Wenn du das in eine gute Richtung zusammenbringst und eine richtig gute Kultur hast und am Ende nicht herauskommt, wer hat das gesagt und wer das, wer war dafür und wer war hier für, dann hast du ein erfolgreiches Umfeld und eine Kommunikationskultur, die dich maximal erfolgreich sein lassen kann."

Dieser Definition von harmonischer Zusammenarbeit scheinen sich die beiden anderen Herrschaften seit Mislintats Amtsantritt nicht vollumfänglich angeschlossen zu haben. Eine effektive Streitkultur ist zweifelsfrei unabdingbar, doch ihre Ausmaße muss von allen Beteiligten geteilt werden - bei gleichzeitiger Beachtung der im Organigramm abgesteckten Verantwortungsbereiche.

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Vorwürfe gegen Sven Mislintat: BVB muss dringend eingreifen

Dass Mislintats Teamfähigkeit in dieser ihm bekannten, aber zuletzt bei Ajax Amsterdam und dem VfB Stuttgart nicht mehr von ihm ausgeübten, untergeordneten Rolle als reiner Zulieferer leiden könnte, überrascht auch mit Blick auf seine Vita nicht. Schon am Ende seiner ersten Dortmunder Zeit eckte er an, anschließend beim FC Arsenal schied er wie bei Ajax und den Schwaben im Unfrieden aus.

Der BVB muss nun, wenn gerade auch das Tischtuch zwischen Mislintat und dem neuen Cheftrainer Nuri Sahin laut Bild bereits zerschnitten scheint, dringend eingreifen und klare Leitplanken setzen. Der Verein sollte die Vorwürfe auch nicht - wie es momentan (noch?) der Fall ist - unkommentiert stehen lassen. Der sportliche und von einem großflächigen, noch nicht beendeten Kaderumbau begleitete Neustart unter Sahin, der zuvor eigentlich einen recht harmonischen und stimmigen Eindruck vermittelte, ist nun empfindlich gestört worden.

Das ist zugleich auch eine Niederlage für Watzke. Der Vereinsboss war es, der die neue Führungsebene angeordnet hat. Dass so früh bereits so einheitlich von Missstimmungen die Rede ist und noch während der Vorbereitung intern wie öffentlich ein Aufreger-Thema moderiert werden muss, sorgt für Unruhe. Und genau davon hatten sie beim BVB in den ersten Hälften der beiden vergangenen Spielzeiten schon genug.

BVB: Der Sommerfahrplan von Borussia Dortmund

DatumEreignis
1. bis 9. AugustTrainingslager in Bad Ragaz, Schweiz
6. AugustTestspiel gegen Villarreal
10. AugustTestspiel gegen Aston Villa
17. AugustErstrundenspiel im DFB-Pokal gegen Phönix Lübeck
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