Julian Nagelsmann würde zur Abwechslung gerne mal wieder über Fußball sprechen.
Doch wie schon in den vergangenen Wochen geht es beim FC Bayern auch vor dem Champions-League-Auswärtsspiel gegen Dynamo Kiew am Dienstag (18.45 Uhr, live auf DAZN) wieder einmal nur um ein Thema: Corona.
Denn neben dem ungeimpften Joshua Kimmich, der wegen eines Corona-Falls in seinem privaten Umfeld schon das jüngste 1:2 in der Bundesliga beim FC Augsburg verpasste, befinden sich seit Sonntag auch die mutmaßlich ungeimpften Serge Gnabry, Eric Maxim Choupo-Moting, Jamal Musiala und Mickael Cuisance in häuslicher Quarantäne. Der Grund dafür: Ein Staff-Mitglied des Rekordmeisters, zu dem die genannten Spieler Kontakt hatten, wurde zuvor positiv getestet.
Nagelsmann kann das nicht gefallen, zumal ihm in Kiew auch die frisch aus der Quarantäne zurückgekehrten Niklas Süle und Josip Stanisic sowie Dayot Upamecano (Sperre) fehlen. Doch die Impfthematik hält längst nicht mehr nur den Trainerstab in Atem.
Bayern München: Kein Gehalt für Ungeimpfte in Quarantäne, aber kein Trainings- und Spielausschluss
So suchten die Verantwortlichen nach Informationen von SPOX und GOAL mithilfe von Mannschaftsarzt Professor Roland Schmidt in den vergangenen Monaten mehrfach den Dialog mit den ungeimpften Spielern, um vor Situationen wie der aktuellen zu warnen und aufzuklären, wie wichtig die Impfung sei - bekanntermaßen mit überschaubarem Erfolg.
Die Haltung der ungeimpften Spieler, auch wenn sie in den Gesprächen zum Teil schlichtweg Zweifel und Ängste vor möglichen Impfschäden äußerten, sorgte intern zunehmend für Verstimmung.
Die Unruhe im Verein stieg innerhalb der letzten vier Wochen deutlich an. Erstmals laut geworden sein soll es in Lissabon im Zuge der Corona-Infektion von Trainer Nagelsmann vor dem Champions-League-Duell mit Benfica Mitte Oktober.
Sportvorstand Hasan Salihamidzic soll die ungeimpften Spieler zusammengetrommelt und mit deutlichen Worten aufgefordert haben, sich impfen zu lassen - andernfalls würde früher oder später der sportliche Erfolg darunter leiden.
Einen Monat und einige Corona-Turbulenzen später die nächste Eskalationsstufe: Die ungeimpften Spieler, die in Quarantäne müssen, werden während ihrer Abwesenheit nicht mehr bezahlt. SPOX und GOAL können entsprechende Meldungen über einen "Rapport" an der Säbener Straße am vergangenen Donnerstag bestätigen, auch wenn den Spielern ein von der Bild genannter möglicher Ausschluss vom Trainings- und Spielbetrieb dabei nicht angedroht wurde.
FC Bayern will bis Januar 100-prozentige Impfquote
Vereinzelte Betroffene sollen sich trotzdem einigermaßen überrascht von der Schärfe des Gesprächs und mehr noch von der Maßnahme gezeigt haben, ihnen mit Blick auf die vergangenen zwei Wochen rückwirkend bereits erste Teile des Gehalts zu streichen. Sie erwägen - wie auch der BR berichtet - deshalb sogar, rechtliche Schritte zu prüfen. In den vorherigen Dialogen hatten die Verantwortlichen nämlich dem Vernehmen nach nicht auch nur im Ansatz ein solches Szenario in Aussicht gestellt.
Vielmehr sei größtenteils immer nur sachlich für die Impfung plädiert worden. Doch Salihamidzic und Co. schienen es nach zuletzt auch sportlich schwierigen Wochen mit der 0:5-Klatsche im Pokal gegen Borussia Mönchengladbach nicht mehr bei der "netten Tour" belassen zu wollen.
Ob das zu einem Umdenken bei den Ungeimpften führt? Nach Informationen von SPOX und GOAL wollen die Verantwortlichen spätestens bis zum Rückrundenstart eine 100-prozentige Impfquote.
Die Winterpause wäre eine gute Möglichkeit für die Impfung. Das ist zumindest auch der Rat von Prof. Dr. Tim Meyer, Teamarzt des DFB und Mitentwickler des Hygienekonzepts der DFL, der allen nicht geimpften Bundesliga-Profis in der vergangenen Woche eine E-Mail mit dem Betreff zukommen ließ: "Lasst euch impfen!"