"Mir geht da einiges auf den Zeiger", antwortete Babbel, als er in einem Interview mit dem Schweizer Blick auf den Trainermarkt in der Bundesliga angesprochen wurde: "Mir fehlt die Ehrlichkeit, es wird nur noch rumgeeiert. Dazu diese diplomatischen Aussagen, mit denen keiner was anfangen kann. Als Fußballfan fühle ich mich verarscht, ich kann ja nichts mehr glauben, was gesprochen wird."
Dann redete sich der 48-Jährige regelrecht in Rage: "Fangen wir mit Adi Hütter an. Der setzt sich ins TV-Studio und sagt, er bleibe bei Frankfurt. Fünf Wochen später geht er, weil sich die Situation so markant geändert habe. Welche Situation denn? Dass der Teammanager und wohl der Sportdirektor gehen, das wusste man. Nein, für mich wird nur noch gelogen und geheuchelt. Wir sprechen hier von einem gestandenen Toptrainer, nicht von einem jungen Grünschnabel, der neu im Geschäft ist. Aber es gibt ja noch Schlimmere, zum Beispiel den Rekordtrainer der Bundesliga."
Hütter hatte Ende Februar noch "ich bleibe" verkündet, am 13. April aber trotz des Höhenfluges der Eintracht seinen Wechsel an den Niederrhein bekannt gegeben. Dass sich die Welt fünf Wochen später so verändert habe, "dass er keinerlei Möglichkeiten mehr sah, um in Frankfurt zu bleiben, das kannst du nicht mehr nachvollziehen", sagte der 48-Jährige: "Hütter hätte sagen können, dass er die nächsten Wochen abwarten muss. Aber so war das natürlich schwach." Babbel fühlte sich durch den Wechsel "vor den Kopf gestoßen".
Als nächstes knöpfte er sich Friedhelm Funkel vor, der bis Saisonende den 1. FC Köln trainiert. "Er erzählt nach seiner Zeit bei Fortuna Düsseldorf, er wolle nie mehr wieder Trainer sein, das sei wohlüberlegt. Überhaupt, Düsseldorf sei seine schönste Zeit gewesen. Und was macht er dann? Geht zu Köln. Zum verhassten Konkurrenten", erklärte Babbel.
Babbel über Flick: "0815-Aussagen ohne Hintergrund und Substanz"
Der Ex-Nationalspieler legt aber nach: "Da frage ich mich doch als Düsseldorf-Fan: 'Will der mich veräppeln?' Und als Köln-Fan: 'Kommt der, um uns in die 2. Liga zu bringen?' Wir reden von einem gestandenen Mann, nicht von irgendeiner Wurst. Als Fan frage ich mich doch: 'Worauf kann ich mich noch verlassen, wenn sich der Fußball über Anstandsregeln setzt?' Es kann doch nicht sein, dass man sich mit der Einstellung äußert: 'Was interessiert mich der Scheiß, den ich gestern gelabert habe?'"
Abschließend bekam auch Hansi Flick sein Fett wett, der Bayern München zum Saisonende verlassen wird. Der Sextuple-Trainer "eierte rum", meint Babbel, obwohl er anfangs immer "an seinen Lippen" hing. "Dann plötzlich kamen diese 0815-Aussagen ohne Hintergrund und Substanz. Das wurde ihm nicht gerecht, diese gequirlte Kacke, auf gut Deutsch gesagt. Er war es ja, der den völlig zerstrittenen FC Bayern wieder geeint hatte", so Babbel.
Babbel, der zuletzt in Australien tätig war, gab an, wie er die Situation geregelt hätte: "Ich hätte mir gewünscht, dass er früh gesagt hätte, dass er die Power nach den sensationellen Monaten nicht mehr hat und Schluss machen möchte. Oder dass er klar gesagt hätte, dass er sich nicht mehr äußert, bis der Meistertitel feststeht. Aber wir reden hier von einem großartigen Trainer, der es nicht nötig hat, so einen Käsequark zu reden."