"Was Spieler und Staff erleben mussten, hat mit dem Leitbild von Schalke nichts zu tun. Einige unserer Spieler mussten im Hotel übernachten. Das ist ein absolutes No-Go", stellte Knäbel in einer Videobotschaft, die via E-Mail an die Mitglieder der Knappen geschickt wurde und aus der die WAZ am Mittwoch zitiert, fest.
Kritik sei zwar berechtigt, schließlich sei das bisherige Saisonergebnis mit nur 13 Punkten und dem Abstieg vier Spieltage vor Schluss "desaströs". Aber "genauso desaströs" sei es, "wenn man sich um Leib und Leben seiner Mitarbeiter sorgen muss".
Nach der 0:1-Niederlage in Bielefeld war die Mannschaft am frühen Mittwochmorgen an der heimischen Veltins Arena eingetroffen und wurde dort nach WAZ-Angaben von 500 bis 600 Fans empfangen. Nachdem es zunächst friedliche Diskussionen gegeben haben soll, hätten Anführer der Fangruppen mit Beleidigungen das Wort ergriffen und seien gegen einzelne Spieler vorgegangen.
Schalker Spieler wurden nach Angaben eines von Sport1 namentlich nicht genannten anwesenden Profis mit Eiern beworfen: "Danach ist ein Böller hochgegangen und die Situation eskalierte völlig. Die Fans sind auf uns losgegangen. Wir sind ab dann nur noch gerannt. Das war Angst, pure Angst! Ich bin nur noch gerannt. Einige von uns haben Tritte und Schläge abbekommen."
Schalke 04: Aufarbeitung der Jagdszenen notwendig für Glaubwürdigkeit
Knäbel betonte, dass die für "die Glaubwürdigkeit des Klubs und des Vorstands" notwendige Aufarbeitung der Ereignisse "ein paar Tage in Anspruch" nehmen werde, aber für ihn steht fest: "Wir müssen das tun." Nach Angaben von Hauptkommissar Matthias Büscher, den die Bild am Mittwoch zitierte, gab es zwar keine Verletzten oder Festnahmen, allerdings werde ermittelt, "ob und welche Anzeigen es gegen Beteiligte des Angriffs gibt".
Nachdem die Knappen die Vorkommnisse bereits am Mittwochmorgen in einer Stellungnahme verurteilten, meldete sich auch das das "Spieler-Bündnis", dem Profis aus der Männer- und Frauen-Bundesliga angehören, zu Wort. "Solche Gewalt gehört nicht zum Fußball und kein Mensch auf dieser Welt sollte so handeln. Enttäuschung und deren Ausdruck gehört zum Sport, aber das sprengt jedes Maß und hat nichts mit Respekt und Fairness zu tun", hieß es in einer Mitteilung des Bündnisses.
Vom Schalker Umfeld forderte Knäbel indes nun, dass es "die 2. Liga annehmen" müsse, denn "das ist jetzt einfach unsere bittere Realität". Gleichzeitig sprach der 54-Jährige auch von einem gewissen "Reiz", den die 2. Liga für die Schalker haben könne. "Es warten spannende, auch spektakuläre Spiele auf uns. Wir dürfen uns nicht selber um unsere Werte reduzieren", so Knäbel.
Für die Mission Wiederaufstieg sei eine Mannschaft vonnöten, "die das Ruhrgebiet, die Schalke symbolisiert. Wir brauchen eine gute Mischung aus jung und alt." Dafür müsse man im Vorstand und in der Kaderplanung nun "sehr, sehr viel tun".
S04-Kaderplanung für die 2. Liga: Knäbel kündigt Einzelgespräche an
In den kommenden Tagen soll es Einzelgespräche mit Spielern und deren Beratern geben, in denen eruiert werden soll, "wo wir stehen und wo die Spieler stehen", sagte Knäbel. Zahlreiche Verträge - darunter die der Leihspieler Sead Kolasinac und Shkodran Mustafi - laufen aus oder sind nicht für die 2. Liga gültig. Mit Klaas-Jan Huntelaar laufen aktuell Gespräche über eine mögliche Abkehr seines Plans vom Karriereende nach der Spielzeit.
Knäbel will in Sachen Kaderplanung besonders auf die jungen Schalker Nachwuchsspieler wie Mehmet Can Aydin, Can Bozdogan oder Malik Thiaw bauen. Das sagte er bereits vor dem Abstieg am Dienstag: "Wir gehen den Schalker Weg weiter, werden die Zukunft mit Schalkern für Schalker gestalten. Wir wollen an dem Fundament, das jetzt wichtig ist, arbeiten und den Fußball wieder in den Vordergrund stellen."
Finanzvorständin Christina Rühl-Hamers erklärte derweil bei Sky, dass Schalke trotz der außerdem extrem bedrohlichen Finanzlage der hoch verschuldeten Königsblauen einen Etat in der 2. Liga darstellen könne, "der es uns ermöglicht, um den Aufstieg mitzuspielen".