Rangnick soll als Nachfolger des kürzlich gefeuerten Jochen Schneider Sportvorstand werden, nachdem er schon zweimal (2004 und 2011) als Trainer bei den Königsblauen tätig war. Wie SPOX und Goal erfuhren, hat es aber noch keine konkreten Verhandlungen und erst recht keine Zusage gegeben.
Von einer "grundsätzlichen Vor-Einigung" hatten zuvor die Bild-Zeitung und die Funke Mediengruppe berichtet. Eine Gruppe von "einflussreichen Schalkern aus Wirtschaft und Politik" will Rangnick verpflichten - sofern ihre Vertreter bei den für Juni anberaumten Wahlen zum Aufsichtsrat eine Mehrheit bekommen.
Der Aufsichtsrat dementierte am Freitagabend die Meldung einer "Voreinigung". "Das Gremium stellt aber aus gegebenem Anlass klar, dass Berichte, es gäbe eine "Voreinigung" zwischen dem FC Schalke 04 und Ralf Rangnick oder seinem Berater, nicht zutreffen", so der Verein in einer Stellungnahme. Unabhängig von den Vorgängen sei Rangnick ein "hochgeschätzter Fachmann" und "gern gesehener Ex-Schalker". Die Besetzung des neuen Sportvorstands sei "ein fortlaufender Prozess".
Der 62-Jährige gilt auch als Kandidat auf die Nachfolge von Bundestrainer Joachim Löw nach der Europameisterschaft im Sommer, da die ebenfalls gehandelten Jürgen Klopp (FC Liverpool) und Hansi Flick (FC Bayern) noch langfristige Verträge haben. Allerdings würde der für die Bundestrainer-Suche verantwortliche DFB-Direktor Oliver Bierhoff Flick gegenüber Rangnick bevorzugen.
Zu Schalke wird Rangnick seit jeher eine enge emotionale Bindung nachgesagt. Daher soll er signalisiert haben, dass ihn der Neuaufbau mit einer stark verjüngten Mannschaft und die Rückkehr in die Bundesliga sehr reizen soll. Die Gesprächspartner auf S04-Seite wiederum gehen davon aus, dass der Schwabe für Aufbruchstimmung bei den Fans sorgen und auch neue Sponsoren an Land ziehen könnte.
Ralf Rangnick: "Schöne Aufgabe" bei Traditionsverein übernehmen
"Ich würde noch gern eine weitere schöne Aufgabe übernehmen, gern auch bei einem Traditionsverein - aber wo man nicht unbedingt in der 3. oder 4. Liga anfangen muss", hatte Rangnick jüngst im Sportschauclub in der ARD gesagt und hinzugefügt: "Und dann tatsächlich alle Dinge, die wir bei RB Leipzig gemacht haben, unter Anwendung neuester State-of-art-Technologie bei einem Traditionsklub zu machen."
Allerdings haben die Knappen derzeit rund 240 Millionen Euro Verbindlichkeiten. Die fehlenden wirtschaftlichen Voraussetzungen sollen ein Hauptgrund gewesen sein, warum Rangnick bereits in der Vergangenheit die Schalker Avancen abgelehnt hatte. Zudem erwartet der gebürtige Backnanger absolute Entscheidungsfreiheit im sportlichen Bereich, so wie schon bei seinen erfolgreichen Projekten in Hoffenheim und Leipzig. Sollten die Vereinsstrukturen dies nicht ermöglichen, wäre ein Scheitern der Gespräche wahrscheinlich.
Schalke 04: Auch Markus Krösche im Gespräch
Mitglieder der geheimen Gruppe, die Rangnicks Verpflichtung befürworten, wollen nach Bild-Angaben am 13. Juni bei der Mitgliederversammlung des Klubs für den Aufsichtsrat kandidieren. Derzeit habe jedoch keiner daraus ein Amt inne.
Deshalb wurde laut den Berichten mit Professor Stefan Gesenhues ein amtierendes Mitglied des Aufsichtsrats in die Überlegungen einbezogen. Dieser habe die Pläne der Gruppe den anderen Mitgliedern des Aufsichtsrates laut Funke Sport am Freitag in der Sitzung unterbreitet. Nach Sport1-Informationen sind neben Gesenhues auch die AR-Mitglieder Dirk Metz und Matthias Rüter pro Rangnick, es gebe aber auch Gegenstimmen.
Der amtierende Aufsichtsrat-Chef Dr. Jens Buchta soll Leipzigs Sportdirektor Markus Krösche favorisieren. Bereits im Februar soll der Klub bei Krösche vorstellig geworden sein, der 40-Jährige lehnte jedoch ab. Schon in der Rückrunde der Saison 2018/19 galt Krösche als ein Kandidat auf Schalke. Letztlich entschied sich der Klub für Jochen Schneider und Krösche wechselte vom SC Paderborn nach Leipzig.
Der neue Sportvorstand müsste wohl zunächst die Zusammenarbeit mit dem erst vergangene Woche verpflichteten Dimitrios Grammozis und Interims-Sportchef Peter Knäbel klären. Grammozis, bereits der fünfte Schalke-Coach in dieser Saison, soll nach dem erwarteten Abstieg des Tabellenletzten eigentlich die Mission Wiederaufstieg in Angriff nehmen.