Sie sind großer Basketballfan und haben sicher die Dokumentation über Michael Jordan gesehen. Finden Sie Inspiration bei solchen Mentalitätsmonstern?
Schlager: Da gibt es viele Sportler. Egal ob Michael Jordan, Roger Federer oder Rafael Nadal: Ich lese sehr viele Biografien von Sport-Legenden, daraus kann ich mir viel für mich ziehen.
Von welchen fußballerischen Vorbildern schauen Sie sich am meisten ab?
Schlager: Als ich noch ein Kind war, war das Jack Wilshere. Wie er mit 19 Jahren gegen Barca gespielt hat, war für mich unglaublich. Aber auch an Legenden wie Thierry Henry, Robert Pires oder Dennis Bergkamp bin ich nicht vorbeigekommen. Heute schaue ich mir von vielen Spielern etwas ab. Aber es muss schon mit den eigenen Fähigkeiten zusammenpassen - schneller werde ich nicht mehr. (lacht)
Aus Ihren Sympathien für Arsenal haben Sie nie einen Hehl gemacht. Ist es immer noch Ihr Ziel, irgendwann für die Londoner zu spielen?
Schlager: Irgendwann, ja. Ich sah als kleiner Bub das Champions-League-Finale zwischen Barca und Arsenal 2006. Mich hat die Spielweise von Arsenal so beeindruckt, dass ich seitdem ein Gunner bin - bis heute. Obwohl viele in meinem engsten Kreis Fans von Rapid Wien sind.
Ein absoluter Traditionsverein. Was sagt Ihr engster Kreis zu Ihren bisherigen Stationen? Erst Red Bull Salzburg, jetzt Wolfsburg ...
Schlager: Ich musste mir schon ein paar Sprüche anhören, aber das hat sich mit der Zeit gelegt. In Wolfsburg haben wir wieder eine starke Marke im Rücken. Das hat sich so ergeben. Diese Vereine sind sehr gut organisiert, das macht es einfacher für uns Spieler. Ich habe kein Problem mit Konzern-Vereinen, mir geht es um die Menschen, die den Verein leben.
Schlager über Red Bull Salzburg: "Mit Rangnick hat sich alles verändert"
In Salzburg war das unter anderem Ralf Rangnick. Sie zogen im Alter von elf Jahren nach Salzburg ins Internat. Rangnick übernahm 2012, rund drei Jahre später, als Sportdirektor bei Red Bull Salzburg. Wie haben Sie seine Ankunft damals wahrgenommen?
Schlager: Mit Rangnick hat sich alles verändert. Das war ein extremer Unterschied, auch in der Jugend. Zuvor war eher die niederländische Schule am Werk: Es wurde viel Wert auf Ballbesitz, Eins-gegen-Eins und Techniktraining gelegt. Mit Rangnick wurde unser Spiel viel athletischer, viel direkter. Wir haben uns in jungen Jahren auf Pressingphasen spezialisiert, gezielter gegen den Ball gearbeitet.
Was macht Red Bull im Nachwuchsbereich so erfolgreich?
Schlager: Red Bull holt die besten Talente Österreichs zusammen. Allein dadurch ist das Trainingsniveau sehr hoch. Dazu ist die Infrastruktur mit dem FC Liefering als "Farmteam" in der zweiten Liga extrem wichtig. Statt einem riesigen Schritt machst du zwei kleine und gewöhnst dich an den Profifußball. Für mich persönlich war diese Zweiteilung sehr wichtig: Bis zur U15 habe ich den holländischen Fußball gelernt, danach den schnellen, athletischen Fußball. So habe ich von allem etwas.
Sie haben die wichtige Bedeutung des Trainingsniveaus in der Entwicklung eines jungen Spielers angesprochen. Von welchem Mitspieler - ob in Salzburg, beim ÖFB-Team oder jetzt in Wolfsburg - waren Sie am meisten beeindruckt?
Schlager: Auch da gibt es wieder viele. Aber Johnny Soriano war einzigartig. Schusstechnik, Ballmitnahme, Ballkontrolle, Cleverness - sowas habe ich noch nie gesehen.
Xaver Schlager über sein erstes Spiel: "Ich fing mir ungefähr 15 Buden"
Es gab noch mehr Gegenspieler in Ihrer Laufbahn. Trotzdem: Wer blieb Ihnen besonders im Gedächtnis?
Schlager: Das beste Spiel gegen mich hat Fabian Ruiz gemacht. Wir spielten mit Salzburg gegen Neapel im Achtelfinale der Europa League. Gegen ihn hatte ich einfach keine Chance. Er verkörpert alles: Er ist groß, sehr zweikampfstark, technisch überragend, schnell, er kann einfach alles. Er hat mich einfach zerstört.
Zerstört wurden Sie auch in Ihrem allerersten Fußballspiel. Beinahe ein Wunder, dass Sie dem Fußball treu geblieben sind.
Schlager: Ich war drei oder vier Jahre alt. Ich stand im Tor, einer musste ja rein, und dann fing ich mir ungefähr 15 Buden. Das Thema war schnell erledigt, seitdem spiele ich draußen. (lacht)