Die Dimension ist wieder gigantisch - so wie fast immer bei Mario Götze. Sein Ausstatter "Nike" veröffentlichte am Montag einen spektakulären Werbespot mit Leroy Sane, NBA-Profi Moritz Wagner, weiteren Sportlern und eben Götze, der deutschlandweit ausgestrahlt wird. Der Titel der Kampagne lautet passenderweise "Helden". Helden, die immer wieder aufstehen, um sich neuen Herausforderungen zu stellen. Mit "Du tust es nie nur für dich" endet der Film - und auch dies entspricht ganz Götzes Mentalität.
Wer kennt dieses Gefühl nicht besser als Götze? Eine Ikone dank des WM-Tores. Ein gefallener Engel nach seinem Wechsel zu den Bayern. Und jetzt ein Held, weil er sich erneut in einer schwierigen Lage wiederfindet und sich durchzukämpfen versucht, so wie exakt vor einem Jahr?
Unvorhersehbare Beziehung zwischen Favre und Götze
"Ich glaube, dass sowohl wenn man auf dem Platz steht, als auch wenn man nicht spielt, irgendwie einen Teil zum Erfolg beitragen kann, auch wenn es vielleicht schwerfällt. Jeder hat seine Aufgaben und jeder hat seine Denkweisen, Ansichten und Werte und da ist es natürlich klar, dass auch ich Momente hatte, wo ich lieber auf dem Feld helfen wollte", sagt Götze zu seiner jetzigen Situation.
Es ist wie im vergangenen Herbst eine seltsame Situation: Dortmunds Trainer Lucien Favre mag nicht so recht auf Götze bauen, obwohl die Verletzung des etatmäßigen Stürmers Paco Alcacer ihn dazu verleiten könnte. Stattdessen darf Götze sporadisch mitspielen, so wie am Samstag, als er beim 3:0 gegen Wolfsburg nach der Verletzung von Marco Reus immerhin früh eingewechselt wurde und den Strafstoß zum Endstand ausführen durfte.
Ob er beim so wichtigen Champions-League-Spiel gegen Inter Mailand (21 Uhr live auf DAZN und im LIVETICKER) aufgestellt wird oder nicht - so recht mag es keiner vorhersagen in Dortmund, zu unvorhersehbar ist die Beziehung zwischen Favre und Götze.
Favre: "Ich weiß, dass Mario Götze in Deutschland ein Idol ist"
"Ich weiß, dass Mario Götze in Deutschland ein Idol ist. Er hat das Tor zum WM-Titel geschossen", sagt Favre im Interview mit DAZN und SPOX über Götzes besonderen Status: "Es ist klar, dass so etwas bleibt."
Zugleich sagt er aber auch: "Manchmal kommt so etwas vor, es gibt überall Konkurrenz. Das muss man akzeptieren können. Konkurrenz kann Auftrieb verleihen."
Lizenzspielerchef Sebastian Kehl zeigte im ZDF-Sportstudio Verständnis für seine Nummer 10: "Wir sprechen viel. Ich kann sein Gefühl total nachvollziehen. Wir brauchen aber das ganze Team."
Wenn dieses Team aber nur mit einem gelernten Stürmer in die Saison geht und dieser zuletzt über fünf Wochen nicht zur Verfügung steht, Götze in diesem Fall aber als Backup nicht regelmäßig zum Zug kommt, dann wirkt das vor allem nach außen schwer nachvollziehbar.
"Es war so, dass wir gesagt haben: Wir gehen mit dem Sturm-Duo (Götze und Alcacer, Anm. d. Red.) in die Saison, weil wir daran glauben. Für uns war das absolut okay", sagte Kehl zur Debatte, ob Dortmund nicht ein zweiter echter Angreifer fehle. "Wir haben wahnsinnig viel Offensivkraft. Im Moment sehe ich die Notwendigkeit nicht, im Winter zu handeln."
Beißt sich Götze wieder durch?
Nicht ausgeschlossen allerdings, dass die BVB-Verantwortlichen noch einmal umdenken müssen - je nach Götzes Gedanken. Dass es in ihm rattert, belegt die Tatsache, dass er seinen 2020 endenden Vertrag trotz seit langer Zeit laufender Gespräche noch nicht verlängert hat. An externen Angeboten wird es Götze garantiert nicht mangeln.
Oder aber, ihm und Favre gelingt der Turnaround. Vor genau einem Jahr, im Herbst, stand Götze plötzlich häufiger in der Startelf - so wie es der um Geduld bittende Favre im Grunde wochenlang angekündigt hatte. Eine Leistungsexplosion aus dem Stand war für Götze damals verständlicherweise nicht drin. Zu sehr fehlte ihm die Spielpraxis, auch die Position als falscher Neuner im Sturmzentrum behagte ihm anfangs nicht wirklich.
Deutliche Besserung brachte die Rückrunde, als Dortmund von der Tabellenspitze verdrängt wurde, Götze aber gute Leistungen zeigte und zu den konstantesten Akteuren zählte. Der Weltmeister von 2014 hatte sich mit der Zeit an die Interpretation der Sturmspitze unter Favre gewöhnt, agierte frei, beweglich und schuf durch gezielte Läufe immer wieder Platz für nachrückende Offensivspieler.
Es wäre also nicht das erste Mal, dass sich Götze durchbeißt und seinen Wert beweist. Vielleicht schon gegen Inter Mailand. Vielleicht auch als Held.