Kommentar zu Lucien Favre und Borussia Dortmund: Der BVB hat die Meisterschaft verschenkt

Lucien Favre ist seit dieser Saison Trainer beim BVB.
© getty

Borussia Dortmund hat die Meisterschaft so gut wie verspielt. Das war unnötig und fällt auch auf Trainer Lucien Favre zurück. Ein Kommentar von SPOX-Chefredaktur Martin Volkmar.

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Wie immer im Leben kommt es auch beim Fußball auf die Perspektive an. So gibt es unter den Fans und Verantwortlichen von Borussia Dortmund viele, für die die Saison schon jetzt ein voller Erfolg ist.

Das kann man so sehen, schließlich hat der BVB deutlich besser und auch erfolgreicher als im Vorjahr gespielt, besitzt eine Mannschaft mit Zukunft und darf sogar noch immer von der Meisterschaft träumen.

Allerdings spricht nach dem 32. Spieltag fast alles für Tabellenführer FC Bayern. Dann aber hätten die Münchner diesen Titel nach ihrer schlechtesten Spielzeit seit sieben Jahren nicht gewonnen, sondern die Dortmunder ihn verloren.

Innerhalb von drei Monaten elf Punkte verspielt

Die Borussen haben innerhalb von drei Monaten einen Vorsprung von sieben Punkten und plus zehn Toren auf den FCB verspielt und bei nun vier Punkten und 18 Toren weniger als der Rekordmeister nur noch theoretische Chancen. Liegen gelassen wurde der Titel dabei vor allem durch unnötige Punktverluste gegen Klubs aus dem Tabellenkeller.

Der Einbruch in der Rückrunde, wofür das 0:5-Debakel bei den Bayern exemplarisch steht, hat die Zahl der Unzufriedenen im BVB-Lager deutlich wachsen lassen. Sie sind ebenso wie viel neutrale Beobachter und Fans der Meinung, dass die Schwarz-Gelben die zum Greifen nahe Meisterschaft verschenkt haben.

Einerseits erklärbar durch die Unerfahrenheit des jungen Kaders, daraus resultierenden Formschwächen und Verletzungspech. Andererseits aber selbst verschuldet durch mangelnde Stressresistenz nach Rückschlägen, fehlenden Punch in den entscheidenden Spielen sowie unbegreifliche individuelle Aussetzer.

Es wäre Lucien Favres vordringliche Aufgabe gewesen, seine Mannschaft nach dem Höhenflug der ersten Monate mental zu stabilisieren und auf das Titelduell mit den erfahrenen Bayern einzustellen. Doch dafür ist der stille Schweizer der falsche Mann. Es ist vermutlich nicht alleine Zufall, dass er auch bei früheren Klubs im Saisonendspurt abrutschte.

Klopps Feuer fehlt dem Theoretiker Favre

Seine unbestrittenen Stärken liegen im fußballerisch-taktischen Bereich, aber nicht in der emotionalen Führung einer zumal verunsicherten Elf. Das dafür nötige Feuer, das ein Jürgen Klopp im Übermaß besaß, fehlt dem Theoretiker Favre. In Dortmund wehrte er sich zu lange dagegen, die Meisterschaft als Ziel auszugeben, dann warf er nach der Pleite gegen Schalke voreilig die Flinte ins Korn.

Das ändert nichts an Dortmunds guter Saison unter Favre - ein Meistercoach allerdings ist er offenbar nicht. Und genau deshalb wird nun über ihn diskutiert. Auch in Dortmund.

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