BVB-Torwart Roman Bürki in Topform: Endlich die "echte" Nummer 1

Von Marc Hlusiak
Roman Bürki ist beim BVB derzeit in Topform
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BVB-Torwart Roman Bürki ist vor dem Spiel in Nürnberg (20.30 Uhr im LIVETICKER) in absoluter Topform. Mit seinen Paraden rettete er den Dortmundern nicht nur einmal in dieser Saison Punkte in der Bundesliga. Dabei war in der Vorbereitung lange Zeit nicht klar, ob Bürki überhaupt wieder die Nummer 1 wird. Warum Lucien Favre sich schließlich auf ihn festlegte, beweist er aktuell.

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Schon am ersten Spieltag gegen RB Leipzig (4:1) ließ Bürki jegliche Zweifler an seiner Nominierung als Nummer 1 verstummen. Dass der Auftaktsieg der Borussia derart deutlich ausfiel oder es überhaupt einen Heimdreier zum Saisonstart gab, hatten die Schwarz-Gelben zu großen Teilen ihrem Schweizer Schlussmann zu verdanken.

In der 28. Minute lief der Leipziger Jean-Kevin Augustin beim Stand von 1:1 alleine auf das Dortmunder Tor zu. Auf Höhe des Elfmeterpunktes schloss der Franzose aus halblinker Position mit dem rechten Fuß ab. Der Ball flog halbhoch in Richtung rechtes Toreck, doch Bürkis linke Hand schnellte reflexartig zwischen Kugel und Gehäuse. Eine Weltklasse-Parade, die das Spiel mit entschieden hat. Noch vor der Pause stellte der BVB auf 3:1.

Borussia Dortmund: Bürki in Topform

Nach der Partie gab es viel Lob für den Keeper. "Er hat gezeigt, zu was er imstande ist, wenn er konzentriert und fokussiert über 90 Minuten das Tor hütet", schrieb etwa Lothar Matthäus in seiner Kolumne bei Sky und führte aus: "So stelle ich mir einen BVB-Torwart vor."

Roman Bürki von Borussia Dortmund
© getty
Roman Bürki von Borussia Dortmund

Das dürften große Teile des BVB-Anhangs unterschreiben. Bürki ist in absoluter Topform. Er ist der beständige Rückhalt einer jungen Innenverteidigung (Abdou Diallo und Manuel Akanji), die sich noch finden muss. An allen drei bisherigen Gegentoren war der Schweizer machtlos. Er zeigte elf Paraden und hielt knapp 79 Prozent der Torschüsse auf sein Tor.

BVB-Torwart Roman Bürki: selten unumstritten

Die "echte" Nummer 1 beim BVB ist Bürki erst seit dieser, seiner vierten Saison beim BVB. Im Sommer 2015 wechselte er für rund 3,5 Millionen Euro vom SC Freiburg in den Ruhrpott. Zwar verdrängte er auf Anhieb BVB-Legende und Stammkeeper Roman Weidenfeller, auf dem Papier beziehungsweise auf dem Trikot, blieb der Weltmeister von 2014 aber die Nummer 1. Auf Bürkis Rücken prangte die Nummer 38 - das hat sich nun geändert.

"Ich habe ihn gefragt, ob es okay ist, wenn ich ab der kommenden Saison die Nummer 1 trage", verriet Bürki während der Vorbereitung in Bad Ragaz. Weidenfeller habe geantwortet: "Wenn sie einer bekommen soll, dann du."

Ousmane Dembele, Roman Buerki, Roman Weidenfeller und Marc Bartra (v.l.n.r.)
© getty
Ousmane Dembele, Roman Buerki, Roman Weidenfeller und Marc Bartra (v.l.n.r.)

So unumstritten, wie Weidenfellers Zitat impliziert, war Bürki in Dortmund bisher nicht. Immer wieder hatte der 27-Jährige teils schwerwiegende Patzer in seinem Spiel. Aus der vergangenen Saison blieben vor allem die beiden Gegentore beim Champions-League-Auftakt gegen Tottenham Hotspur in Erinnerung. Sowohl beim 0:1 als auch beim 1:2 machte der Schweizer bei Schüssen von Heung-Min Son und Harry Kane aus spitzem Winkel das kurze Eck nicht zu. Beide Male schlug der Ball genau dort ein. Der BVB verlor am Ende 1:3, der Start in eine völlig verkorkste Saison in der Königsklasse, die man am Ende punktgleich mit APOEL Nikosia!!! auf Gruppenplatz drei beendete.

Bürki von den eigenen Fans verschmäht

"Die letzte Saison hatte sicherlich Höhen und Tiefen. Das gilt für mich und die ganze Mannschaft", gab Bürki deshalb zu. Nicht das erste Mal, dass Bürki daneben griff. Auch in der Bundesliga unterliefen dem Ex-Freiburger hier und da Patzer. Teilweise derart haarsträubend, dass die eigenen Fans ihn auf Plakaten verschmähten ("Besser ohne Bürki als ohne Fans").

Bürki hat jedoch gelernt, solche Dinge einzuordnen: "Ich habe schon fast alles durchgemacht", sagte der Keeper zu Eurosport. "Die nicht so guten Leistungen habe ich zu spüren bekommen. Es hat mich schon berührt, aber ich wusste damit umzugehen. Auch davor gab es Situationen, in denen ich nicht immer sagen würde, dass ich der Hauptschuldige war - es aber so dargestellt wurde. Man merkt schnell, ob es wirklich sachlich ist oder anders."

Roman Bürki: Fußballerisch der bessere Mann

Im Sommer reagierte der BVB dennoch auf Bürkis wechselhafte Saison, holte mit Marwin Hitz Ersatz für Weidenfeller, der seine Karriere beendete. Der Konkurrenzkampf im Dortmunder Gehäuse wurde neu eröffnet. Und der hochmotivierte Hitz ließ, anders als Bürki, der das Schweizer Tor hütete, sogar die WM in Russland sausen, um sich ab dem ersten Vorbereitungstag bei Favre aufzudrängen. Letztlich vergebens. Nach langer Zeit der Ungewissheit entschied sich Favre für Bürki. Bürki steht in allen drei Wettbewerben im Kasten, nicht einmal im DFB-Pokal darf Hitz ran.

Roman Buerki und Marwin Hitz bei der Schweizer Nationalmannschaft
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Roman Buerki und Marwin Hitz bei der Schweizer Nationalmannschaft

Die Gründe? Favre sei das Aufbauspiel "sehr wichtig", weiß Bürki. Und genau darin besteht sein Vorteil. "Wir trainieren das jeden Tag. Ich mag es, Fußball zu spielen und ich würde sagen, dass ich da nicht so schlecht drin bin." Modernes Torwartspiel nennt man das - eine manchmal irreführende Bezeichnung. So ist es sicherlich nicht modern, ständig den Ort zu verlassen, den man als Torhüter eigentlich stets bewachen sollte. Jedoch ist es durchaus modern, Teil des Aufbauspiels seiner Mannschaft zu sein. Manuel Neuer beherrscht das wie kein Zweiter.

Bürki vom BVB: Wir sind gereift

Auch Bürki ist einer dieser mitspielenden Schlussmänner, die sich in der eigenen Hälfte gerne als Anspielstation für die Innenverteidiger anbieten. Eine Spielweise, die natürlich Risiken birgt, aber Bürki hat dazu gelernt: "Manchmal habe ich in früheren Zeiten ein bisschen zu viel Risiko genommen, jetzt habe ich meine Erfahrungen gemacht. Ich muss egoistisch sein. Wenn ich es nicht fühle, einen kurzen Pass zu spielen, muss ich auch mal den langen Ball auspacken."

Dass Favre mit seiner Entscheidung pro Bürki goldrichtig lag, beweist der Keeper durch seine aktuellen Leistungen. Derart glänzen kann er vor allem deswegen, weil er ob der neuformierten Dortmunder Mannschaft jede Menge Möglichkeiten dazu bekommt.

"Wir sind gereift", sagt Bürki über den "neuen" BVB im Hinblick auf hinzugewonnene "sehr gute Charaktere". Gereift ist vor allem auch Bürki.

Roman Bürkis Leistungsdaten bei Borussia Dortmund

WettbewerbSpieleGegentoreSpiele ohne Gegentore
Bundesliga9710934
Champions League15234
DFB-Pokal1497
Europa League653
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