HSV enttäuscht bei Pleite in Augsburg auf ganzer Linie: Wenigstens war nicht mehr drin

Von SPOX
Lange Gesichter nach der dritten Niederlage in Serie: der HSV in Augsburg
© getty

Der HSV beginnt die Rückrunde so, wie er die Hinrunde beendet hat: mit einer Niederlage. Doch im Unterschied zu den Pleiten gegen Frankfurt und Gladbach war in Augsburg alles viel schlimmer. Die Appelle an die Mannschaft scheinen nicht zu fruchten. Trainer Gisdol wirkt angefasst.

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Das Ende der Hinrunde gestaltete sich für den Hamburger SV so richtig bitter. Nach einer beachtlichen Serie von immerhin acht Punkten aus fünf Spielen (11. bis 15. Spieltag) - dreimal spielte man zu null, zweimal erzielte man drei Tore - setzte es gegen Frankfurt und Gladbach zwei Niederlagen aus der Rubrik: Da wäre mehr drin gewesen.

Jens Todt resümierte damals im NDR, alle seien "gründlich bedient". Der HSV-Manager führte aus: "Wir hatten in vielen Spielen die Chance, sie für uns zu entscheiden, haben es aber durch relativ leichte Fehler nicht geschafft."

Immerhin ließen sich die HSV-Entscheider, Todt und Vorstandsboss Heribert Bruchhagen, nicht von den fußballerischen Lichtblicken im November blenden (wie die Öffentlichkeit und womöglich der eine oder andere Aktive) und kamen unisono zum Schluss, die Hinrunde mit 15 Punkten und Platz 17 als ungenügend zu werten. Als was auch sonst?

Druck für Hahn und Wood

Entsprechend ernst und eindringlich gab sich Bruchhagen am Samstag vor dem Spiel in Augsburg. Als könnte es noch einen Zweifel an der Aufgabenstellung für seine Mannschaft geben, sagte der 69-Jährige: "Hier wird nicht geweint, es gibt nur eine knallharte und glasklare Analyse. Die hat stattgefunden und darüber haben wir im Trainingslager gesprochen. Es hat sich herausgestellt, dass die Mannschaft insgesamt nicht funktioniert hat."

Alle müssten besser werden, sagte Bruchhagen noch, pickte aber zwei Akteure exemplarisch heraus: "Wir erwarten von Spielern wie Andre Hahn, Bobby Wood und anderen eine Leistungssteigerung."

Die Hoffnungsträger fallen aus

Vielleicht wies Bruchhagen extra darauf hin, weil ihm Böses schwante. Mit Aaron Hunt und Jann-Fiete Arp fehlten die beiden spielerischen Hoffnungsträger schlechthin, mit Albin Ekdal ein wichtiger Stabilisator. Zaubermäuschen Tatsuya Ito saß auf der Bank, Störenfried Walace war von Trainer Markus Gisdol nicht nominiert worden.

Doch auf dem Platz stand nicht etwa das letzte Aufgebot, sondern vielmehr das A-Team oder anders: beinahe alles, was mal gut und teuer war. Doch was der HSV in Augsburg auf den Rasen brachte, war, vielleicht abgesehen von einer ordentlichen Anfangsphase, nicht der Rede wert. Das Bemühen war spürbar, doch spielerisch mangelte es am Elementaren.

Quoten des Grauens

Die Statistik zählte neun Torschüsse, doch keiner davon war tatsächlich zwingend. Ob Hahn, Wood oder Kostic - der HSV ließ Zwingendes oder überhaupt nur Zusammenhängendes im Spiel mit dem Ball fast komplett vermissen.

Zuviel Quergespiele, zu kompliziert, monierte Gisdol bei der anschließenden Pressekonferenz und wirkte etwas resigniert, schließlich habe er in der Vorbereitung das Vertikalspiel pauken lassen. Offenbar ohne Wirkung.

Selbstredend dürften dem HSV-Trainer auch die unzähligen Fehlpässe und technisch unsauberen Ballan- und -mitnahmen nicht gefallen haben. In Zahlen: 65,6 Prozent Passquote sind kein Ruhmesblatt, 65,2 bei Mavraj und 53,3 bei Papadopoulos kein Hinweis auf einen sauberen Spielaufbau, sondern Zeugnis eines zerfahrenen Spiels.

Der entscheidende Treffer fiel, weil erst schlampig geklärt (Diekmeier), dann Vorbereiter Caiuby nicht gestört (Salihovic und Diekmeier) und schließlich in der Mitte Torschütze Koo nicht ausreichend markiert wurde (Douglas Santos).

"Die Niederlage tut uns natürlich überhaupt nicht gut in unserer Situation", sagte Gisdol, "zeigt uns aber auch, woran wir in Zukunft weiter arbeiten müssen, nämlich mehr Chancen zu produzieren."

Der ultimative Kellerkick: HSV vs. Köln

Richten müssen es die Spieler, die der HSV hat. Gisdol selbst sieht kaum Optionen für Verstärkungen in der aktuellen Wintertransferperiode. Nach Auskunft von Bruchhagen ist Leverkusens Offensivallrounder Admir Mehmedi nicht verfügbar. In der Personalie Dominik Kaiser befindet sich der HSV in Austausch mit RB Leipzig, doch gibt es noch Gesprächsbedarf.

Nach Augsburg ist vor dem ultimativen Kellerduell. Der HSV trifft am kommenden Samstag (18.30 Uhr) im eigenen Stadion auf Schlusslicht Köln, das nach dem Last-Second-Sieg gegen Gladbach mit Rückenwind und gar nicht mehr so viel Rückstand anreist.

Immerhin, so Gisdol, kenne sich der HSV mit Schicksalsspielen aus. Immerhin steht die HSV-Führung zu ihrem Trainer und macht nicht noch ein Fass aus. Und immerhin musste sich in Augsburg niemand wegen vergebener Chancen grämen, denn mehr war diesmal nicht drin.

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