Die meisten Geschenke hat Dieter Hecking schon gekauft, Heiligabend ist für den Trainer von Borussia Mönchengladbach aber noch immer weit weg. "Weihnachtliche Stimmung tritt bei mir erst nach dem letzten Spiel ein", sagte der 52-Jährige vor dem DFB-Pokal-Achtelfinale gegen Bayer Leverkusen, in dem beide Klubs das versöhnliche Ende eines turbulenten Jahres anstreben. Heckings Plan: Erst die Bescherung auf dem Platz - und dann eine entspannte Familienfeier mit seinen fünf Kindern.
Einfach wird diese letzte Aufgabe am Mittwoch (18.30 im LIVETICKER) allerdings nicht. Auch zum Abschluss des Jahres blieb der Borussia das monatelange Verletzungspech treu, zum ohnehin prall gefüllten Lazarett gesellten sich nun auch noch die angeschlagenen Raffael und Nico Elvedi. Gegner Leverkusen ist zudem seit 13 Pflichtspielen in Folge ungeschlagen, beim jüngsten 4:4 in Hannover lieferte die Werkself zumindest offensiv ein Spektakel ab. "Vorne hui, hinten pfui - so würde ich ihr 4:4 zusammenfassen", sagte Hecking am Dienstag.
Und dann ist da noch jenes seltsame Bundesliga-Treffen beider Klubs vor acht Wochen. Gladbach führte zur Pause 1:0, hatte alles im Griff - und verlor durch fünf Gegentreffer in 33 Minuten noch 1:5. "Natürlich haben wir dieses Spiel noch in den Köpfen", sagte Torjäger Thorgan Hazard. Lars Stindl will indes von einer Revanche nichts wissen. "Die drei Punkte sind weg und die bekommen wir auch nicht wieder. Am Mittwoch ist es eine neue Konstellation und ein anderer Wettbewerb", meinte der Kapitän.
Borussia Mönchengladbach: Max Eberl von Fans verärgert
In der Bundesliga sind beide Teams punktgleich, haben noch Chancen auf die Champions League - und doch könnte die Stimmung besser sein. Im Borussia-Park waren zuletzt beim 3:1 gegen Hamburg sogar Pfiffe zu hören, was Max Eberl auf die Palme brachte. Der Sportdirektor erhielt nach seiner Wutrede, die für viele Diskussionen sorgte, Unterstützung von oben. Vizepräsident Rainer Bonhof sprach von einer "totalen Rückendeckung" für Eberl.
Bonhofs Wunsch ist es nun, dass der Funke vom Feld auf die Tribünen überspringt. Aber: "Umgekehrt können auch unsere Fans die Mannschaft anzünden und den Funken auf den Platz überspringen lassen." Das könnte durchaus nötig werden, glaubt Bonhof: "Leverkusen ist für mich die Mannschaft der Stunde. Was sie mit ihren schnellen Angreifern anrichten können, haben wir hier beim Bundesliga-Heimspiel am eigenen Leib erfahren."
Beide Teams traten im Pokal zuletzt durchaus erfolgreich auf: Gladbach wurde vergangene Saison erst im Halbfinale von Eintracht Frankfurt gestoppt, in diesem Jahr steht nach den Siegen bei Rot-Weiss Essen (2:1) und Fortuna Düsseldorf (1:0) das dritte Westduell in Folge an. Leverkusen stieß in den vergangenen vier Jahren dreimal ins Viertelfinale vor.
Gelingt dies nun der Borussia, darf Hecking kurz vor Weihnachten endlich entspannen. Anders übrigens als 2009, 2012 und 2016, als er jeweils am 22. Dezember in Nürnberg, Wolfsburg und Gladbach als Trainer präsentiert wurde. Ein echter "Weihnachtsmann" also - fehlt diesmal nur noch das passende Pokal-Geschenk.