Klaus Hofmann ist ein kerniger Bursche und als solcher steht er auch für klare Ansagen. "Seit viereinhalb Jahren freue ich mich über jede Leipziger Niederlage und trinke darauf ein Bier", hat er mal offenherzig erzählt, als er beim FC Augsburg noch in einer Nebenrolle tätig war.
Seit wenigen Tagen ist Hofmann, 47, verheiratet, keine Kinder, der erste Mann im Staat. Als Nachfolger von Übervater Walther Seinsch hat der Selfmade-Millionär eine aufregende, aber eben auch sehr anspruchsvolle Aufgabe übernommen.
Mit Seinsch und dessen Initiativen ist der Klub aus den Untiefen der Bayernliga bis rauf in die Bundesliga marschiert. Dann hat sich der Klub nach und nach von seinem Retter emanzipiert, seit einigen Jahren steht der FCA komplett auf eigenen Beinen. Seinsch hat sich - auch wegen einiger gesundheitlicher Probleme - nach und nach aus der Öffentlichkeit zurückgezogen.
Klare Kante
Seine Mission hat Anfang Dezember dann für viele überraschend geendet. Dabei war klar, dass der Macher das Feld in naher Zukunft seinem einzig logischen Nachfolger überlassen würde.
Auf der Jahreshauptversammlung wurde der Wechsel angekündigt und einen Tag später auch formell vollzogen. Jetzt steht Hofmann im Rampenlicht - und der FC Augsburg hat neben Trainer Markus Weinzierl und Sportdirektor Stefan Reuter plötzlich wieder einen dritten Protagonisten, der den Klub auch nach außen vertritt.
Dazu gehört auch die klare Kante, die sicherlich nicht jedem schmecken wird. Als erfolgreicher Unternehmer bringt Hofmann eben ein gewisses Selbstbewusstsein mit. Er ist Vorstandsvorsitzender und Miteigentümer der Minimax/Viking-Gruppe, eins der weltweit führenden Unternehmen im Bereich Brandschutz und Sprinkleranlagen.
Eine Million für das NLZ
1,3 Milliarden Euro Umsatz wies Hofmanns Unternehmen zuletzt aus, rund 8000 Mitarbeiter arbeiten auf der ganzen Welt verstreut für die Firma mit Hauptsitz in Bad Oldesloe. Hofmann leitet die Geschicke seiner Firma seit 14 Jahren, in den letzten sechs Jahren konnte er den Umsatz um beinahe 500 Millionen Euro steigern.
Vor zwei Jahren ist er erstmals öffentlichkeitswirksam auf den Plan getreten, als er dem Nachwuchsbereich seines Herzensklubs eine Million Euro spendierte. Auf der Paul-Renz-Sportanlage ist die Zukunft des Klubs untergebracht. Während im Rest der Liga die Nachwuchsleistungszentren nur so aus dem Boden schossen, funktionierten an der Donauwörther Straße nicht einmal die Duschen richtig.
Diesen Wettbewerbsnachteil galt es schnell und unbürokratisch zu lösen. Eine Spende in siebenstelliger Höhe erleichtert da so einiges. Auf der anderen Seite war spätestens von da an klar, dass Hofmann schon bald derjenige sein wird, der diesen Klub auch offiziell führt. "Wer einen siebenstelligen Betrag investiert, redet mit", sagte er damals, als er in den fünfköpfigen Aufsichtsrat gewählt wurde.
Klub soll bodenständig bleiben
Über den Posten des stellvertretenden Vorstandsvorsitzenden ist er nun ganz oben angelangt. Seine Antrittsrede vor rund zwei Wochen ließ bereits gut erkennen, worum es ihm in seiner Amtszeit gehen wird. "Wir müssen immer versuchen, die emotionalen Aspekte mit den wirtschaftlichen Notwendigkeiten unter einen Hut zu bringen. Das Geschäft darf nicht die Oberhand gewinnen", sagte er da und kündigte auch weiterhin eine Politik der Vernunft an.
"Ein Risiko wird es, wenn wir hier in Augsburg die Bodenhaftung verlieren. Die Hauptaufgabe wird sein, stets daran zu denken, wo wir herkommen. Wir werden nie in der Lage sein, mal so eben zehn Millionen Euro in der Winterpause auszugeben, wie das in Wolfsburg oder Hoffenheim der Fall ist."
Hinter der etwas zu offensichtlich formulierten Sozialromantik ist aber auch der FC Augsburg gewissen ökonomischen Zwängen unterlegen: Es gilt, den Etat weiter zu erhöhen, neue Sponsoren und Förderer zu gewinnen, die Marke des Klubs weiter zu schärfen und am Markt zu platzieren. "Damit wir vielleicht statt des 17.-höchsten Etat auf Rang 14 oder 15 hochklettern. Zu mehr wird es aber nie langen, da müssen wir realistisch bleiben."
Fokus auf der Jugendarbeit
Hofmann kann die Rahmenbedingungen in Augsburg und im Umland sehr gut einschätzen. Er hat alle Facetten des Fan-Daseins und als Verantwortlicher erlebt, er kommt aus der Region und hat ein Gespür für die Mentalität der Leute. Und er hat offenbar schnell erkannt, wo im modernen Profi-Fußball noch einigermaßen große Entwicklungspotenziale liegen.
Unter Hofmann soll die Ausbildung eigener Talente noch mehr in den Fokus rücken. Der FCA ist neben dem Gegner Hannover 96 (20 Uhr im LIVE-TICKER) momentan die einzige Mannschaft der Liga, in der dauerhaft kein einziger Spieler aus der eigenen Jugend zum Zug kommt. Erik Thommy hat schon ein paar Minuten Bundesligaluft schnuppern dürfen und schien vor der Saison sehr nah dran an der ersten Mannschaft. Aber auch er hat derzeit den Anschluss etwas verpasst.
Augsburg hatte in der Beziehung einen immensen Nachholbedarf. Die Jugendmannschaften verdingten sich in den jeweiligen Bayernligen, die U 23 spielte vor zwei Jahren noch in der Landesliga. Es hat sich seitdem einiges verändert - unter anderem durch den von Hofmann satt alimentierten Bau des neuen NLZ, durch die Installation neuer Trainer und eines durchdachten Konzepts.
Es galt, eine unbefriedigende Situation aufzulösen, momentan steckt der FCA mittendrin in diesem Prozess. Der neue Chef unterstützt den eingeschlagenen Weg mit voller Kraft, wenn nötig auch noch einmal mittels privater finanzieller Mittel. "Wenn ich etwas für sinnvoll halte, dann mache ich das auch..."
Hofmanns Vision
Das Ziel hat er klar vor Augen, jetzt geht es an die konkrete Umsetzung. "Meine Vision ist, dass ich einmal im M-Block stehe und in der Startformation unserer Bundesligamannschaft stehen vier Spieler, die schon seit der D-Jugend bei uns sind."
Bis dahin ist es noch ein weiter Weg, der FCA ist umzingelt von renommierter Konkurrenz, in München, Nürnberg, Heidenheim, Aaalen, Stuttgart, Hoffenheim, Karlsruhe oder sogar Freiburg verfolgen sie ähnliche Ziele. Der Kampf um die Jugend hat längst ein völlig neues Niveau erreicht.
Auch Klaus Hofmann dürfte das klar sein, einen radikalen Paradigmenwechsel fordert er für den FCA deshalb aber nicht ein. "Die Dinge sind bislang gut gelaufen und das sollen sie auch zukünftig. Walther Seinsch hat hier für die Revolution gesorgt - jetzt geht es nur noch um die Evolution."
Der 16. Spieltag im Überblick