BVB: Start in Stücken

BVB-Trainer Jürgen Klopp leitet derzeit nicht viel mehr als eine Rumpftruppe an
© getty

Borussia Dortmund befindet sich derzeit im österreichischen Kirchberg in Tirol, um das erste von zwei Trainingslagern zu absolvieren. Die Mannschaft des BVB wird erst kurz vor dem Start der Pflichtspielsaison vollzählig sein. In dieser Dimension eine neue Herausforderung für die Westfalen, für einige Spieler jedoch auch eine Art Neustart.

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Ein blödes Ende habe die vergangene Spielzeit genommen, sagte Jürgen Klopp vor ein paar Tagen beim offiziellen Trainingsstart des BVB. Mit der schmerzenden Niederlage im DFB-Pokalfinale im Gepäck ging es für einen Teil der Belegschaft in den siebenwöchigen Urlaub.

Nicht blöd, aber bei weitem auch nicht ideal, gerät nun der Auftakt in die neue Saison. Borussia Dortmund ist gezwungen, während der sechs Wochen andauernden Vorbereitungsphase zu improvisieren. Die Mannschaft der Borussia wird erst kurz vor dem Start der Pflichtspielsaison Mitte August vollzählig sein.

Dies ist zuvorderst den zahlreichen Kickern geschuldet, die die WM in Brasilien spielten oder im Falle der Deutschen immer noch dort sind. Es steckt jedoch auch etwas Absicht hinter dieser personellen Konstellation. Dortmund gewährt den neun Nationalspielern bewusst ausreichend Urlaub.

Neuzugänge noch im Urlaub

Nach der EM 2012 "haben wir gemerkt, dass zwei Wochen Pause nicht ausreichend waren", erklärt Klopp und spricht von einem Fehler, der jetzt nicht mehr begangen werden soll. Mats Hummels äußerte damals beispielsweise, dass es für ihn nicht leicht gewesen sei, sich nach einer solch kurzen Erholungsphase sofort wieder hundertprozentig für die neuen Aufgaben zu motivieren.

Den drei Neuzugängen Ciro Immobile, Adrian Ramos und Dong-Won Ji wurden drei Wochen Urlaub gewährt. Da der Kolumbianer Ramos länger im Turnier verweilte als der Italiener und der Südkoreaner, wird er auch erst eine Woche nach ihnen zu seinem neuen Team stoßen. Alle drei aber werden beim zweiten Trainingslager im schweizerischen Bad Ragaz anwesend sein und somit "schon noch eine richtige Vorbereitung" (Klopp) absolvieren können.

Die vier Jungs vom DFB-Team (Mats Hummels, Roman Weidenfeller, Kevin Großkreutz, Erik Durm) dürfen ab kommender Woche einen ganzen Monat Auszeit nehmen. Sie werden erst am 10. August rund um das Testspiel beim FC Liverpool ihren Dienst wieder aufnehmen.

"Schwere und interessante Vorbereitung"

Die Problematik ist für Dortmund nach den Erfahrungen vor zwei Jahren demnach nicht neu, hat aber nun eine veränderte Dimension angenommen und stellt somit eine Herausforderung dar. Auf zwölf Spieler muss Klopp im ersten Trainingslager in Kirchberg in Tirol verzichten, darunter die verletzten Marco Reus, Ilkay Gündogan und Marian Sarr (Meniskus-OP). Die beiden Letzteren sind immerhin mit nach Österreich gereist und absolvieren dort ihr individuelles Aufbauprogramm. Selbiges gilt für Jakub Blaszczykowski, der fünf Monate nach seinem Kreuzbandriss bereits wieder auf dem Platz unterwegs ist.

Das Gerüst einer möglichen Stammformation ist derzeit also noch längst nicht in Sicht. Klopp wird die Urlauber erst nach und nach an die erneute Belastung heranführen können, während wiederum Teile des Kaders die Grundlagen bereits intus haben. Eine "schwere, aber auch interessante Vorbereitung" sieht der Coach auf sich zukommen.

Viel Zeit bleibt nicht, um sich im August in voller Mannschaftsstärke gemeinsam auf die ersten Pflichtspiele vorzubereiten. "Für den Supercup und den DFB-Pokal wird es eng, der Ligastart müsste für den einen oder anderen möglich sein", sagt Klopp hinsichtlich der deutschen Brasilien-Nachzügler.

Position Sturm muss neu besetzt werden

Bis diese wieder Schwarzgelb tragen, sollte das Trainerteam schon einen ersten Schritt weitergekommen sein, den drei Neuen ihre Aufgabengebiete im Dortmunder Angriff nahe zu bringen. Robert Lewandowski und Julian Schieber sind weg, durch Ramos und Immobile bekommt die wichtige Position im Sturm ein neues Gesicht. Auch Ji, der offensiv alle Positionen bekleiden kann, wird in dieser Hinsicht geschult werden müssen. Wie bei quasi allen Neuzugängen wird es die entscheidende Frage sein, wie schnell sich die Drei an die bislang unbekannten Abläufe gewöhnen können.

Doch auch wenn es auf den ersten Blick nach einem zerstückelten Start aussieht, baut Klopp in erster Linie auf Gewohn- und Eingespieltheit: "Die meisten von uns kennen sich schon lange. Wir fangen ja nicht bei null an. Wir werden versuchen, nach und nach alle so zu integrieren, dass man uns die unterschiedlichen Einstiegszeitpunkte nicht anmerkt."

Für eine stattliche Anzahl an Spielern birgt das Training im kleinen Kreis immerhin auch genug Vorteile. Henrikh Mkhitaryan, der im Vorjahr große Teile der Sommervorbereitung aufgrund eines Syndesmoseteilrisses noch verpasste, kann ebenso wie Winter-Neueinkauf Milos Jojic darauf hoffen, erstmals die komplette Zeit zum Aufbau zu nutzen.

Subotic wieder mit dabei

Ähnlich sieht es bei Lukasz Piszczek aus, der nach seiner langen Abstinenz nun vollständig wiederhergestellt ist und einen geordneten Start sicherlich gut vertragen kann. Die Außenbanddehnung im Sprunggelenk, die er sich am Sonntag beim Laktattest zuzog, als er auf einer Bahnumrandung umknickte, stellte sich als nicht schwerwiegend heraus.

Bei drei Borussen stellen die ersten Trainingstage zudem einer Art Neustart dar. Neven Subotic hat nach acht Monaten Verletzungspause die Arbeit mit der Mannschaft aufgenommen und scheint die ersten Belastungen ordentlich zu verkraften.

Sven Bender war seit Ende Februar mit einer Schambeinentzündung außer Gefecht gesetzt und mischt jetzt wieder mit. Der Nationalspieler arbeitete bereits in der Urlaubspause intensiver als seine Kollegen, "weil es mir nichts bringt, wieder herunterzufahren, wenn ich schon auf einem ganz guten Level bin".

Hinzu kommt Pierre-Emerick Aubameyang, der nach dem Tod seines Großvaters einen Tag später in die Kitzbüheler Alpen reiste. In der vergangenen Rückrunde baute der Gabuner deutlich ab und verkam zum Reservisten. Nach seinem ersten Jahr in Dortmund erhofft man sich ähnlich wie bei Mkhitaryan einen klaren Schub nach vorne - in Aubameyangs Fall besonders in Sachen taktisches Verständnis.

Einen kleinen Anfang im Personalpuzzle hat der BVB in diesen Tagen somit gemacht. Die Problemstellungen der kommenden Wochen bedürfen vonseiten des Trainerteams viel Fingerspitzengefühl für den Einzelnen und das große Ganze, erscheinen aber auch nicht vollkommen unlösbar. Die Vorbereitung wird vor allem in Bad Ragaz an Schärfe gewinnen - und dann fehlen ja hoffentlich nur noch die vier Weltmeister.

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