Joachim Löw als Mutmacher, die neue Bayern-Effizienz als Hoffnungsschimmer: Voller Zuversicht setzt der abstiegsgefährdete SC Freiburg seine Wochen der Wahrheit nach dem perfekten Auftakt in Frankfurt (4:1) fort.
Selbstbewusstsein ja, Euphorie nein. Dafür sorgt schon Torhüter Oliver Baumann mit seiner eindringlichen Mahnung. "Wenn wir uns auf diesen Sieg etwas einbilden oder uns ausruhen, verlieren wir das nächste Spiel 0:3", sagte der 23-Jährige vor der Partie des Drittletzten gegen den Tabellenzwölften Werder Bremen am Freitag (20.30 Uhr im LIVE-TICKER). Beide Teams trennen sieben Punkte. Während sich die Norddeutschen mit einem Dreier aller Abstiegssorgen entledigt haben dürften, wäre das Zittern für die Süddeutschen auch im Fall eines Erfolgs lange nicht beendet.
Prognose von Löw
Geht es nach Bundestrainer Löw, der zehn Kilometer vom Freiburger Stadion entfernt wohnt, haben die Breisgauer wegen ihrer obligatorischen Gelassenheit im Umfeld gute Chancen. "Die Tatsache, in Ruhe arbeiten zu können, könnte am Ende tatsächlich den entscheidenden Ausschlag geben", sagte Löw unlängst. Passend dazu bezeichnete SC-Präsident Fritz Keller einen etwaigen Abstieg als "bad case", nicht als "worst case".
Hoffnung gibt dem Team von Coach Christian Streich der Erfolg in Frankfurt, der nach zuvor fünf Auswärtsspielen ohne Sieg und Tor wie eine Befreiung wirkte - trotz der zeitweise schwachen Vorstellung. Nicht zuletzt der überraschend aufgebotene Doppeltorschütze Karim Guedé dokumentierte am Main eindrucksvoll, was Freiburg in dieser Saison bislang abging: Eine gnadenlose Effizienz, die ein wenig an Bayern München erinnerte. Zuvor hatten die abschlussschwachen Badener in 24 Spielen im Schnitt weniger als einen Treffer erzielt.
Abstiegsduelle in den kommenden Wochen
Streich nutzte die gute Stimmung. "Am besten kritisieren kann man nach einem Sieg. Da kann man unverblümt reingehen", meinte der 48-Jährige und warnte: "Wir dürfen Bremen nicht zu Kontern einladen."
Nach der Begegnung gegen die vom Ex-Freiburger Robin Dutt trainierten Bremer stehen für den Sport-Club weitere vier Partien gegen Abstiegskonkurrenten an. Baumann glaubt, dass es bis zum Ende eng bleibt. "Es werden harte Wochen, auch für den Kopf", sagte der formstarke Schlussmann.
Wohlwissend, dass Bremen der Angstgegner der Streich-Elf ist. Nicht einmal der FC Bayern feierte in Freiburg so viele Siege wie Werder (neun Erfolge). Gegen keinen anderen Klub kassierten die Badener so viele Gegentore (73) - seit 2001 ist Bremen in Freiburg ungeschlagen.
Für Dutt, der mit der Mannschaft erst am Freitag anreist, ist die Partie gegen den Ex-Klub etwas ganz Besonderes. "Ich hatte wunderschöne Jahre in Freiburg - sportlich und privat. Aber nach dem Anpfiff ist es ein Spiel wie jedes andere. Die Wiedersehensfreude hängt am Ende vom Ergebnis ab", sagte der Werder-Coach, der auf Verteidiger Santiago Garcia (Knie) verzichten muss.
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