Als an Heiligabend bei Ingo Schiller das Handy klingelte, war zwar nicht der Weihnachtsmann am anderen Ende der Leitung, doch der hätte auch kein besseres Geschenk bringen können. "Kein Witz, dies war für mich, als würde ein Weihnachtsmärchen wahr werden - es war zugleich ein wunderbares Geschenk für Hertha", erinnerte sich der Finanz-Geschäftsführer von Bundesligist Hertha BSC an den Moment, als der Deal mit dem Finanzinvestor KKR in trockenen Tüchern war.
Der Klub schloss eine strategische Partnerschaft mit dem global agierenden Finanzinvestor Kohlberg Kravis Roberts and Co. L.P. ab. Die Vereinbarung umfasst ein langfristiges Investment über 61,2 Millionen Euro.
Erfolgreiche Nachwuchsarbeit im Vordergrund
Ihre Seele verkauft haben die Berliner trotzdem nicht. Im Gespräch mit dem Sport-Informationsdienst (SID) stellte Schiller klar: "Hertha BSC wird seine Strategie, die mein Kollege und Geschäftsführer Sport, Michael Preetz, und Cheftrainer Jos Luhukay prägen und weiterentwickeln, nicht verlassen. Wir werden weiterhin nur an sinnvollen und finanzierbaren Lösungen zur Verstärkung unserer Mannschaften arbeiten. Dabei setzen wir insbesondere auf unsere überaus erfolgreiche Nachwuchsarbeit und Talententwicklung."
Weshalb die milliardenschwere Firma erstmals im Sport investiert und dazu bei Hertha, ist auch für Schiller angeblich ein Geheimnis: "Mir steht es nicht zu, über die Beweggründe unseres Partners zu spekulieren."
Das machen dann andere für ihn. Im Grunde gibt es drei Gründe: Die Deutsche Fußball Liga (DFL) hat im Ausland für enorme Aufmerksamkeit gesorgt, dazu kennt KKR sich im Sport nicht aus und will vor allem verstehen, wie der "deutsche Mittelstand" funktioniert. Zudem ist Hertha der führende Klub in einer Hauptstadt.
"KKR wird nicht ins operative Geschäft eingreifen"
Bleiben die Fragen, ob die KKR die Macht übernimmt wie Katar beim französischen Klub Paris St. Germain, und ob Hertha nach Ende des Vertrages nicht wieder bei Null steht - also vom Regen in die Traufe kommt. Schiller zum ersten Thema: "KKR wird nicht ins operative Geschäft eingreifen. Sportliche wie wirtschaftliche Fragen werden auch künftig unabhängig und in Abstimmung mit den von den Mitgliedern gewählten Gremien entschieden. Hertha BSC ist und bleibt der selbe Verein wie vorher."
Was die fast biblische siebenjährige Laufzeit betrifft, beharrt der 48-Jährige auf der Nachhaltigkeit: "Im Fußball heutzutage sind manchmal schon vier Wochen eine 'strategische' Zeitspanne. Sieben Jahre Planungssicherheit wie in unserem Fall bedeuten also eine Nachhaltigkeit von ungeheurem Ausmaß. Hertha BSC profitiert immens durch eine umfangreiche Entschuldung, einer nachhaltiger Kostenreduzierung und dem neuen Eigenkapital." Ein perfektes Geschenk also.
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