Frage: Herr Gündogan, Jakub Blaszczykowski hat seinen Vertrag bis 2016 verlängert. Was sagen Sie dazu?
Ilkay Gündogan: Das ist sehr gut für uns. Kuba hat gerade im letzten Jahr gezeigt, wie wichtig er für uns ist. Er kann Spiele entscheiden, selbst Tore erzielen und geht über die rechte Seite ordentlich ab. Wir begrüßen es alle sehr, dass er bleibt.
Frage: Sie standen im Kader für die EM. Wie könnte Ihnen diese Erfahrung nun auf Vereinsebene weiterhelfen?
Gündogan: Es war erst einmal sehr schön, dass alles mitnehmen zu dürfen - auch ohne Einsatz. Es war eine sehr positive Erfahrung für mich, das ganze Drumherum bei einem solchen Turnier zu erleben und zu sehen, wie eine EM abläuft, wie ein Team währenddessen funktioniert und wie man sich darin eingliedern muss. Es war wichtig, dass ganze einmal beobachten zu können. Das bringt mich alles weiter, aber natürlich nicht in demselben Maße, wie wenn ich gespielt hätte.
Frage: Sie waren bei der EM nur Zuschauer und haben keine Minute gespielt. Wie verbucht man ein solches Turnier dann im Nachhinein?
Gündogan: Es hieß ja, wir wären die EM-Touristen gewesen. Eine Mannschaft besteht aber eben nicht nur aus den elf Spielern, die auf dem Platz stehen. Das Kollektiv ist sehr wichtig und somit auch die Spieler, die keinen aktiven Part gespielt haben. Diese Spieler haben vielleicht sogar eine noch wichtigere Rolle als die anderen.
Frage: Inwiefern?
Gündogan: Sie sind gefordert, positive Stimmung zu verbreiten und im Training Vollgas zu geben, um den Konkurrenzkampf hoch zu halten. Wir haben uns in jedem Fall als integralen Teil der Mannschaft gesehen.
Frage: Wie viele Körner haben Sie denn im Urlaub verloren?
Gündogan: Ich sehe mich aktuell auf einem guten Niveau. Wir haben einen Fitnessplan vom Verein bekommen, den habe ich so absolviert, wie es sein muss. Ich habe zudem ein kleines bisschen mehr Krafttraining gemacht. In den Spielformen im Training werden dann auch die Sprints und die grundsätzliche Spritzigkeit zurückkommen. Ich mache mir jedenfalls keine Sorgen.
Frage: Der Urlaub nach der EM ist für die Dortmunder Nationalspieler nun vorüber. Wie heiß sind Sie persönlich auf die kommende Bundesligasaison?
Gündogan: Ich bin eindeutig nicht der einzige, der richtig heiß ist. Bei uns allen kribbelt es schon wieder sehr.
Frage: Sie haben den Urlaub ja auch einen Tick früher beendet, um beim Abschiedsspiel von Marek Mintal in Nürnberg dabei zu sein.
Gündogan: Genau, da wollte ich unbedingt dabei sein. Das war für mich ein besonderes Spiel, da Marek in meiner Zeit beim Club eine große Hilfe für mich gewesen ist - gerade in der Anfangszeit. Als ich 18 war, hat er mir viele Ratschläge gegeben und gesagt, was ich zu tun habe. Er hat mir sehr geholfen.
Frage: Die EM-Fahrer sind beim BVB erst am Wochenende ins Training eingestiegen, der Rest der Truppe trainiert schon wieder seit drei Wochen. Ist das ein Nachteil?
Gündogan: Das glaube ich nicht. Wir werden spätestens zum ersten wichtigen Spiele alle auf dem gleichen Stand sein. Davon sind wir derzeit natürlich noch entfernt, aber das werden wir uns nach und nach erarbeiten. Das habe ich in den ersten Tagen auch schon zu spüren bekommen.
Frage: Jürgen Klopp hat bereits angekündigt, dass sich das BVB-Spiel durch den Abgang von Shinji Kagawa verändern muss und wird. Inwiefern könnte davon Ihre Rolle auf der Sechserposition betroffen sein?
Gündogan: Schwierige Frage. Darüber habe ich mit dem Trainer noch nicht gesprochen. Es ist für mich hier auch gerade erst der zweite Tag, wir haben in mannschaftstaktischer Hinsicht noch nichts gemacht. Unser Ziel ist es derzeit eben, auf den Fitnessstand der anderen Jungs zu kommen. Wir werden dazu aber sicher noch die nötigen Gespräche führen, auch die Testspiele werden erste Aufschlüsse darüber geben.
Frage: Sie wohnen zusammen mit Ivan Perisic im selben Gebäudekomplex. Bis zur kurzem gehörte auch Kagawa dazu. Welche Auswirkungen wird sein Abgang haben?
Gündogan: Also bei mir wird es immer dreckiger. Ich will auch nicht wissen, wie es bei Shinji aktuell in Manchester aussieht. Ich hoffe, der nächste Nachbar wird ruhiger und sauberer sein (lacht). Wir haben aber leider einen sehr positiven Menschen verloren.
Frage: Dafür aber für den BVB Marco Reus gewinnen können.
Gündogan: Er ist natürlich eine hundertprozentige Verstärkung für uns. Mit seiner Dynamik und seinen technischen Fähigkeiten wird er unser Spiel beleben. Wir werden es auch hinkriegen, dass er defensiv noch mehr mitarbeitet (lacht). Charakterlich passt er auf jeden Fall sehr gut in unser Team.
Frage: Mario Götze ist auch wieder aus dem Urlaub zurück, für ihn lief das Ende der Vorsaison jedoch suboptimal.
Gündogan: Das stimmt, die letzten Wochen waren für Mario vielleicht etwas zum Verzweifeln. Die Tage, in denen er hier ist, war er aber sehr positiv und hat im Training auch schon wieder gezaubert. Es muss das Ziel sein, dass wir ihn als Mannschaft wieder auf den Stand vom Anfang der Vorsaison bekommen.
Frage: Welche persönlichen Ziele haben Sie sich für die kommende Saison gesetzt?
Gündogan: Eine Anzahl an Toren oder Vorlagen verspreche ich hier jetzt nicht. Wichtig ist, dass ich eine bessere Hinrunde spiele als im Vorjahr.
Frage: Wo wird der BVB am Ende der kommenden Saison stehen?
Gündogan: Ich bin kein Hellseher. Wir sind uns jedoch sicher, dass wir genügend Qualität in der Mannschaft haben, um einen Champions-League-Platz zu erreichen. Das ist das Ziel.
Frage: Haben Sie in Bad Ragaz eigentlich auch mal Zeit, um die herrliche Region zu erkunden?
Gündogan: Auf dem Weg zum Training habe ich zumindest schon einmal den ersten Kebapladen gesehen (lacht). Ich kenne den Plan der Trainer für die nächsten Tage nicht, aber es wird wohl bei wenig Freizeit bleiben. Wir werden wohl 90 Prozent der Zeit im Hotel oder auf dem Trainingsplatz verbringen.
Ilkay Gündogan im Steckbrief