Am Tag nach dem kapitalen Fehlstart standen Robin Dutt und Michael Ballack minutenlang auf dem Trainingsplatz und redeten aufeinander ein. Themen gab es nach dem 0:2 (0:1) beim FSV Mainz 05 zur Genüge, nicht nur, weil Ballack mal wieder nicht zum Einsatz gekommen war.
Während der tief gefallene Capitano danach wie gewohnt schwieg, sprach Dutt von einem "guten Austausch" - und versuchte mit einer Mischung aus Ironie und Humor, die Grabesstimmung beim "Vize" zu verbessern.
Robin Dutt nimmt's mit Humor
"Die Saison ist entschieden. Dortmund ist am Freitag deutscher Meister geworden", sagte Dutt, der sein neues Team zum Titelkadidaten erhoben hatte, und davon auch nach dem schnellen Dämpfer nicht abrückt: "Ich bin weit davon entfernt, die Nerven zu verlieren. Wenn du aus dieser Situation gestärkt hervorgehst, hast Du als Trainer im Endeffekt noch mehr davon."
Doch bei vielen seiner Spieler herrschte eher Riesenfrust statt Titellust - allen voran bei Simon Rolfes. Der Kapitän, sonst eher zurückhaltend, holte sogar zu einem kleinen Rundumschlag aus.
"In Sachen Einstellung haben wir noch sehr viel Luft nach oben. Wir waren ein leichtes Opfer und hätten viel mehr Laufbereitschaft zeigen müssen", sagte Rolfes nach dem blutleeren Auftritt der Werkself.
Rolfes verwundert über Auswechslung
Der Nationalspieler konnte auch seine Verwunderung über seinen Trainer nicht verbergen, der den 29-Jährigen nach knapp einer Stunde ausgewechselt hatte. "Verletzt war ich jedenfalls nicht", sagte der spürbar verärgerte Rolfes - und flüchtete erst einmal zum Treffen der Nationalmannschaft nach Stuttgart.
Gut möglich, dass Dutt mit der frühen Herausnahme des Spielführers eine neue Baustelle eröffnet hat. Wohl nicht umsonst bezeichnete er die Aussagen seines Kapitäns am Montag als "normal".
Der 46-Jährige hat an seiner neuen Wirkungsstätte nach zwei Pleiten in zwei Pflichtspielen ohnehin genug Probleme, allen voran die Torwartfrage und das Dauerthema Ballack.
Der aus der Nationalmannschaft ausgemusterte Ballack lief sich in Mainz eine halbe Stunde lang warm, wartete aber vergeblich auf seine Einwechslung. Alle Interviewanfragen nach dem Spiel und auch am Montag lehnte er ab.
Schwarzer Sonntag für Giefer
Mehr Einfluss auf das Spiel hatte Pechvogel Fabian Giefer. Mit einem Querschläger zum Mainzer Torschützen Sami Allgui (32.) hatte der Bayer-Keeper die Niederlage eingeleitet.
Den schwarzen Sonntag für Giefer machte eine schwere Gehirnerschütterung perfekt, die er sich bei einem Zusammenprall mit Maxim Choupo-Moting (84.) zuzog. Die Nacht zum Montag musste der Leverkusener in der Universitätsklinik Mainz verbringen. Am Sonntag gegen Werder Bremen wird Giefer definitiv fehlen.
Kommt Leno aus Stuttgart?
Da Nationalkeeper Rene Adler (Knie-OP) noch mindestens bis September ausfällt und auch David Yelldell beim peinlichen Erstrunden-K.o. im DFB-Pokal bei Dynamo Dresden (3:4 n.V. trotz 3:0-Führung) patzte, werden die Bayer-Bosse wohl noch einmal auf dem Transfermarkt aktiv werden.
Geschäftsführer Wolfgang Holzhäuser bestätigte, dass die Verpflichtung des 19-jährigen Bernd Leno vom VfB Stuttgart "ein Thema" sei.
Sollte gegen Bremen noch mal Yelldell das Tor hüten, ist anscheinend auch Dutt nicht ganz wohl dabei: "David wird, wenn er spielt, gute Bälle halten, und er wird auch Fehler machen. Da hoffen wir mal, dass nicht jeder Fehler mit einem Gegentreffer bestraft wird. Wir haben halt keine drei Rene Adler im Kader."
Eigentor von Ömer Toprak
Offensivkraft Andre Schürrle schwante ob des zweiten Tiefschlags derweil Übles. "Wenn man solche Ambitionen hat wie wir, ist es klar, dass es jetzt unruhig wird", sagte der Ex-Mainzer.
Symptomatisch für die fehlerhafte Vorstellung der Dutt-Elf war, dass Innenverteidiger Ömer Toprak (86.) mit einem Eigentor den Endstand besiegelte.
Sportchef Rudi Völler beunruhigte vor allen Dingen die physische Verfassung des Champions-League-Teilnehmers: "Ich hatte gedacht, dass die Mainzer nach ihren 120 Minuten im Europacup die Müden sind und nicht wir. Das war das Überraschende. Die Enttäuschung ist sehr groß."
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