Trainieren darf er, Testspiele sind aber tabu: Der aussortierte Diego startete am Sonntag mit dem VfL Wolfsburg in sein wohl ungewöhnlichsten Trainingslager. Nachdem ihm Trainer Felix Magath von der Trennung in Kenntnis gesetzt hatte, ist der Spielmacher nur noch Profi auf Zeit. Viel deutet auf einen Wechsel zum brasilianischen Spitzenklub Botafogo hin.
"Diego trainiert ganz normal mit der Mannschaft. Er ist doch Lizenzspieler und hat einen gültigen Vertrag. Wir erfüllen unsere Pflichten, schließlich hat er auch ein Anrecht darauf", sagte Magath am Sonntag vor der Abfahrt nach Oeversee in Schleswig-Holstein. Der geschasste Spieler darf allerdings nicht zu atmosphärischen Störungen beitragen: "Er muss nur seine Arbeit so machen wie hoffentlich alle anderen auch."
Transfer mit Hilfe von VW?
Magath hatte Diego am Freitag mitgeteilt, dass der Klub nicht mehr mit ihm plane. Der Brasilianer soll sich im Vorbereitungscamp fit halten, damit einem sofortigen Wechsel nichts im Wege steht. Die Wechsel-Modalitäten sind schwierig genug. Diego, der im vergangenen Sommer für rund 15 Millionen von Juventus Turin nach Wolfsburg kam, kostet den Werksklub jährlich zwischen sechs und neun Millionen Euro. Sein Vertrag läuft bis 2014.
Am ehesten scheint Botafogo die finanzielle Herausforderung stemmen zu wollen. Wie südamerikanische Medien berichten, habe der Klub das Engenhao-Stadion in Rio de Janeiro bis 2027 angemietet und plant, dem Volkswagen-Konzern als Teil der finanziellen Leistungen für den Transfer Werbemöglichkeiten in der Arena Stadion bis hin zur Vergabe der Namensrechte zu geben.
Kumpel Renato wartet schon in Botafogo
In der kommenden Woche wollen zwei Klub-Vertreter von Botafogo nach Deutschland kommen. Dabei handelt es sich um Ricardo Rocha, Weltmeister von 1994, und Alexandre Torres, Sohn des legendären WM-Kapitäns Carlos Alberto Torres von 1970. Botafogo-Präsident Mauricio Assumpcao hatte im April bereits eine Europa-Reise zu einem Besuch Diegos in Wolfsburg genutzt.
Ein weiteres Indiz, das für Botafogo spricht: Der Klub hat jüngst Mittelfeldspieler Renato vom FC Sevilla verpflichtet, der mit Diego früher zusammen beim Pele-Klub FC Santos gespielt hatte, und noch heute sein Freund ist. Bei seiner Vorstellung hatte Renato versprochen, Diego den Wechsel zu Botafogo nahezulegen. Auch sein Stammverein Santos soll an einer Verpflichtung interessiert sein.
Diego: "Magath hat eine ganz eigene Art"
Diego selbst sagte gegenüber dem dem Internet-Portal "Globoesporte": "Botafogo hat deutlich Interesse gezeigt, aber wir haben noch keine Einigung erzielt. Wenn ich nach Brasilien zurückkehre, bin ich auch wieder näher an der Nationalmannschaft dran. Das werde ich bei meiner Entscheidung auf jeden Fall berücksichtigen."
Allerdings scheint sich Diego offenbar auch einen Verbleib in der Bundesliga vorstellen zu können, zumal er sich in Deutschland sehr wohl fühlt. "Es müsste nicht nur finanziell, sondern auch vom professionellen Umfeld stimmen", sagte der Südamerikaner im "Aktuellen Sportstudio" des ZDF. Nach seinem Zerwürfnis mit Magath äußerte torgefährliche Techniker auch Kritik am starken Mann in Wolfsburg. "Es ist nicht meine Art, mich mit Trainern anzulegen. Aber ganz ehrlich. Magath hat eine ganz eigene Art."
Friedrich mit Bandscheiben-Problemen
Diego hatte in Wolfsburg vor dem letzten Spiel der vergangenen Saison bei 1899 Hoffenheim für einen Eklat gesorgt, als er nach seiner Nichtberücksichtigung für die Startformation aus dem Mannschaftshotel geflüchtet war. Wolfsburg schaffte ohne Diego durch einen 3:1-Erfolg den Klassenerhalt. "Ich habe einen Fehler gemacht", gab Diego zu.
Bis auf Weiteres wird den "Wölfen" auch Nationalspieler Arne Friedrich fehlen. Der Abwehrspieler hat erneut Probleme an seiner vor einem Jahr operierten Bandscheibe. Magath wollte über die Dauer der Pause am Sonntag nichts sagen."Auf jeden Fall war ich sehr überrascht, als ich hörte, dass er mit erneuten Rückenproblemen ausfällt. Bis zum Länderspiel Anfang des Monats war ja alles in Ordnung. Jetzt wollen wir sehen, dass das Problem durch die Behandlung in Berlin korrigiert wird", sagte der Coach.
Diego im Steckbrief