UpdateJermaine Jones hat gut eine Woche nach seinem Rücktritt aus der deutschen Nationalmannschaft in der renommierten "New York Times" schwere Geschütze aufgefahren.
DFB-Flüchtling Jermaine Jones hat vor seinem angekündigten Wechsel in die USA mit seinem Heimatland abgerechnet und musste sich zudem Kritik von seinem neuen Trainer Felix Magath gefallen lassen.
"Keine blauen Augen und blonden Haare"
Besonders sein auffälliges Aussehen und seine dunkle Hautfarbe seien für sein Image im Land seiner Mutter verantwortlich, sagte Jones dem Fußball-Blog der "NYT". Der 27-Jährige ist das Kind einer Deutschen und eines dunkelhäutigen amerikanischen GIs.
"Wenn mich jemand ansieht, sieht er nicht den perfekten Deutschen in mir. Wenn ich die Leute in den Staaten anschaue, dann sehen die schon eher aus wie ich. In Deutschland sagen viele Menschen wegen meiner Tattoos: 'Oh, das ist kein guter Mensch.' Aber schauen Sie sich Beckham an - der hat auch Tattoos, nur über ihn sagt so etwas niemand. Vielleicht liegt es daran, dass ich keine blauen Augen und blonden Haare habe."
Unbequeme Art
Seine unbequeme Art sei beim DFB nicht gut angekommen, sagte der Schalker bereits letzte Woche in mehreren Interviews. Jetzt legte er in der "NYT" nach.
"Wenn ich etwas sagen will, dann sage ich das auch. In Deutschland dreht sich alles nur um die Mannschaft und mittlerweile hat die größere Zahl der Spieler dort nichts mehr zu sagen. Vielleicht war das das Problem, das sie mit mir hatten. Ich dachte immer, dass ich eine Chance hätte in der deutschen Nationalmannschaft. Aber das ist jetzt für mich vorbei."
Der 27-Jährige prangerte zudem die duckmäuserische Art der Deutschen scharf an. "Das ist so lustig in Deutschland, weil sie Leute wie mich, die einfach anders sind, nicht mögen. Wenn ich etwas sage, von dem ich denke, dass es richtig ist, sagen sie: 'Das kannst du doch nicht sagen! Wieso sagst du so etwas? Du kannst das denken, aber nicht laut aussprechen.'"
Jones rudert zurück
Am Montag erklärte Jones dann aber, er sei von der renommierten Tageszeitung falsch wiedergegeben worden. Er weise ausdrücklich darauf hin, dass ihm in Deutschland nie Rassismus begegnet sei und auch seine Entscheidung für eine Zukunft im US-Team nichts mit einer solchen Richtung zu tun habe.
"Ich habe eine deutsche Mutter und selbst Kampagnen gegen Rassismus unterstützt. Ich finde es sehr ärgerlich und inakzeptabel, dass ich völlig falsch wiedergegeben wurde", sagte Jones dem "Express". "Die Anzahl meiner Länderspiele hat nichts damit zu tun, dass ich ein Schwarzer bin."
Er sei vom Reporter der New York Times dreimal gefragt worden, ob man in Deutschland blond und blauäugig sein müsse, um im Nationalteam Karriere machen zu können. Er habe es dreimal eindeutig verneint.
Magath will mit Jones sprechen
Magath kritisierte Jones unterdessen für seinen Entschluss, künftig für die USA zu spielen. "Ich werde mit Jones ein Gespräch zu diesem Thema führen. Ich hätte mir gewünscht, dass er so eine weitreichende Entscheidung nicht im Urlaub trifft. Im Juli wäre auch noch Zeit dafür gewesen", sagte der Wolfsburger Meistermacher der "Welt".
Magath fürchtet wegen der langen Reisen um die Fitness seines Spielers: "Für den Spieler hat diese Wahl Nachteile. Er wird für seine Länderspiele um die halbe Welt reisen müssen. Das steckt man vielleicht zwei, drei Mal weg, aber auf Dauer bleibt davon etwas in den Kleidern hängen. Er wird mehr auf sich achten müssen, mehr Regeneration benötigen."
Gleichförmige Spieler beim DFB
Bereits kurz nach Bekanntwerden seiner Entscheidung, für die USA zu spielen, gab Jones Bundestrainer Löw die Schuld an seiner gescheiterten Karriere in der DFB-Auswahl.
"Wenn man sich den Charakter der deutschen Mannschaft ansieht, dann wird einem doch alles klar. Ich bin ein Spieler, der seinen eigenen Kopf hat, der seinen Mund aufmacht und der zu seiner Meinung steht. Das ist nicht erwünscht. In der Nationalmannschaft gibt es doch nur zwei Spieler, die sich trauen, etwas zu sagen: Ballack und Frings. Alle anderen sind unteres Kaliber. Gleichförmige Spieler ist das Format, was man da sehen möchte", sagte Jones der "Frankfurter Rundschau".
Baldiges Debüt für die USA?
Die USA starten am Montagabend mit ihrem Spiel gegen Weltmeister Italien in den Confederations Cup in Südafrika. Noch ohne Jones. Aber bereits beim Gold Cup, der ab Anfang Juli in den USA über die Bühne gehen wird, könnte Jones sein Debüt im US-Dress feiern.
Jones, der die deutsche und US-Staatsbürgerschaft besitzt, profitiert bei seiner Entscheidungsfindung von den neuen juristischen Voraussetzungen nach den Beschlüssen des FIFA-Kongresses auf den Bahamas.
Demnach können seit kurzem auch Spieler über 21 Jahre die Nationalmannschaft wechseln, solange der Akteur noch kein Pflichtspiel für die A-Nationalmannschaft eines Landes absolviert hat.
Die drei Länderspiele von Jones für Deutschland gegen Österreich (3:0), gegen Weißrussland (2:2) und gegen England (1:2) waren allesamt keine Pflichtspiele.
"Wir wissen nicht, ob die neue Regel ab sofort schon in Kraft ist oder erst in 60 Tagen oder so", sagte Sunil Gulati, der Präsident des amerikanischen Fußballverbands USSF.
"Wir kannten Jones schon länger und Trainer Bob Bradley und ich hatten auch schon mit seinen Vertretern über ihn diskutiert. Aber das war vor der Regeländerung. Jetzt könnten wir davon profitieren, aber es gibt noch einige Dinge, die geklärt werden müssen."