Poker um Maradonas Liebling

Von Stefan Moser/Haruka Gruber
Wohin geht die Reise des Franco Zuculini? Nach Hoffenheim oder doch nach Bremen?
© Getty

Franco Zuculini: 1899 Hoffenheim hat im Millionenpoker um einen 18-jährigen Argentinier offenbar gegen Werder Bremen gewonnen  - obwohl ein Wechsel wohl zu früh käme. Mit von der Partie: ein Schuldenberg und Diego Maradona.

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Alles schien geregelt: Hoffenheims Manager Jan Schindelmeiser flog mit Mannschaftsarzt Pieter Beks nach Argentinien, um sich vom Gesundheitszustand des neuen Kronprinzen Franco Zuculini zu überzeugen - und anschließend die Unterschriften unter die Papiere zu setzen.

Es kam anders. Genauer gesagt: Es kam Werder Bremen und machte ebenfalls ein Angebot für den 18-jährigen Mittelfeldspieler vom Racing Club de Avellaneda. "Dieses Angebot hat die Situation verändert", sagte daraufhin Zuculinis Berater Adrian de Vicente. Und die Pokerpartie war eröffnet…

Dann besserte Hoffenheim nach, also ließ der Klub-Chef per Pressemitteilung wissen, er sei von Werders Angebot enttäuscht. "Die Bremer liegen immer noch unter dem Angebot von Hoffenheim. Deshalb glaube ich, dass wir sie nicht berücksichtigen werden", sagte Präsident Rodolfo Molina.

Wer bietet mehr?

Nun läge es also an Werder, den Einsatz erneut zu erhöhen. Denn den Zuschlag wird wohl letztlich der Höchstbietende erhalten, unabhängig von dem, was der Spieler selbst will. Denn Zuculini würde ohnehin am liebsten bleiben: "Ich möchte dem Verein auf dem Platz helfen und nicht mit dem Geld, das er für mich bekommt. Ich würde gerne noch mindestens ein Jahr in Argentinien bleiben."

Doch der Klub braucht dringend Geld. Der Verein ist hoch verschuldet und schreibt weiter rote Zahlen, angeblich 290.000 Euro - pro Monat. "Wir lassen Zuculini gehen, wenn wir ein Angebot bekommen, zu dem man nicht Nein sagen kann", erklärte Vize-Präsident Pablo Podesta die Ausgangslage. Die entsprechende Summe liegt angeblich bei rund zehn Millionen Dollar.

Viel Geld für einen Jugendlichen, der in Argentiniens Primera Division noch keine 40 Spiele bestritten hat und in Europa bis vor kurzem völlig unbekannt war. "Man merkt ihm sein junges Alter noch an", sagt auch Rodolfo Cardoso im Gespräch mit SPOX. Der ehemalige argentinische Nationalspieler beobachtete Zuculini während seines Urlaubs in der Heimat.

"Zuculini ist prädestiniert für Deutschland"

Von seinen fußballerischen Qualitäten ist Cardoso überzeugt: "Vom Spielstil her wäre er prädestiniert für Deutschland. Er spielt ohne Angst und hat eine hohe Laufbereitschaft, zudem spielt er nicht so verschnörkelt, sondern sehr klar und einfach."

Zuculini spielt bei Racing den offensiveren Teil einer Doppelsechs, er bewundert Liverpools Javier Mascherano und ähnelt seinem Idol auch spielerisch: unspektakulär, aber enorm wertvoll, effektiv und kraftvoll.

Dennoch zweifelt der ehemalige Bundesligaprofi Cardoso: "Er ist noch nicht soweit, um sich in Deutschland auf  Anhieb durchzusetzen, man müsste ihn wohl zuerst aufbauen." Und vorher noch schnell knapp acht Millionen Euro nach Argentinien überweisen.

Maradona: "Franco wird einer der Stars der nächsten WM"

Dass dieser Preis nicht völlig am realen Marktwert vorbeigeht, liegt nicht zuletzt auch an Diego Maradona. Vor vier Wochen holte der Nationalcoach Zuculini zu einem Testspiel ohne Legionäre gegen Panama in die Albiceleste.  "Franco wird einer der Stars der nächsten WM", sagte Maradona später, "aber er muss sich in einer Topliga entwickeln".

Tatsächlich waren diverse Klubs aus England im Winter schon an einer Verpflichtung interessiert. Im Sommer sollen dann auch Juventus Turin, Manchester United und Liverpool ihre Scouts nach Argentinien geschickt haben.

Hat Hoffenheim den Poker gewonnen?

"Stand heute liegt Francos Zukunft in Deutschland. Offiziell sind nur die Anfragen aus Hoffenheim und Bremen", versichert zwar Vicente, doch das Werben einiger Big Player treibt den Preis für seinen Mandanten weiter in die Höhe. Das aktuelle Gebot von Hoffenheim liegt angeblich bei 7,5 Millionen Dollar.

Im Preis enthalten ist dabei auch Zuculinis jüngerer Bruder Bruno (16) - der Doppelpack war Bedingung für einen Verkauf. Ähnlich wie früher bei Superstar Kaka und dessen Bruder Digao will der Vater die beiden Söhne nicht trennen. Hoffenheim stimmte zu und will Bruno, der auch einen italienischen Pass besitzt, in der A-Jugend einsetzen.

Inzwischen ließ sich denn auch Podesta erneut zitieren und erklärte, er sei sich mit der TSG einig: "Nur der Medizincheck und die Unterschriften stehen noch aus", sagte der Racing-Vize am Freitag. Aber so weit war Hoffenheim auch schon vor einer Woche...

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