Dem trat Hans Jagnow, Präsident des Dachverbandes eSport-Bund Deutschland (ESBD), entschieden entgegen. "Der Sport insgesamt steht vor einem Umbruchsprozess im digitalen Zeitalter, der keine Verarmung, sondern schlicht eine tiefgreifende Veränderung darstellt", sagte Jagnow dem SID.
Dass eSports gar irgendwann olympisch werden könnte, hält Grindel für keine gute Idee: "Das halte ich für absurd. Ich hoffe, dass das so nicht kommt." Nach der Gründung des ESBD im November 2017 hatte der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) zuletzt die Gründung einer Arbeitsgruppe für eSports angekündigt. Einer Anerkennung als Sportart steht der DOSB grundsätzlich positiv gegenüber.
Im Koalitionsvertrag zwischen CDU, CSU und SPD, dessen Unterzeichnung am Sonntag von den SPD-Mitgliedern befürwortet wurde, ist ebenfalls eine Unterstützung "einer olympischen Perspektive" von eSports sowie dessen Anerkennung als Sportart verankert.
Auch dies stößt Grindel sauer auf. "Ich halte auch den Weg, der in der Koalition beschlossen wurde, eSports gemeinnützig zu machen, für falsch." Er sei lieber dafür, dass Politiker sich für Vereine einsetzen, das Ehrenamt erleichtern und nicht dafür, "der Unterhaltungsindustrie Steuervorteile zu verschaffen".
Für die Zukunft sieht Grindel digitale Freizeitangebote als Rivalen für den Fußball im Werben um den Nachwuchs: "Die größte Konkurrenz für die Frage, ob Kinder und Jugendliche zu uns in die Sportvereine kommen, kommt gar nicht Handball, Basketball oder andere Sportarten sind, sondern wirklich vom Befassen mit digitalen Endgeräten", sagte Grindel.
Vor einer solchen Denkweise warnt Jagnow derweil: "Der Einstieg von großen Bundesligavereinen, aber auch von Breitensportvereinen in den eSport in den letzten Monaten zeigt, dass auch im Fußball dieses Bewusstsein wächst. Eine künstliche Konkurrenzsituation aufzubauen, ist da nur hinderlich."