"Hier treffen Philosophien aufeinander"

SID
Frechen-Coach Micha Skorzenski kämpft mit seiner Truppe um den Aufstieg
© getty

Die Kicker von der SpVg Frechen 20 haben sich das begehrte Hyundai Heimspiel gesichert. Vor dem brisanten und prestigeträchtigen Derby am Montag gegen den CfR Buschbell mahnt Coach Micha Skorzenski zur Konzentration und spricht über die nervenaufreibende Bezirksliga.

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SPOX: Micha, wie kam es zur Idee, Euch für das Hyundai Heimspiel zu bewerben?

Micha Skorzenski: Das ist alleine auf dem Mist von unserem sportlichen Leiter Sahin Yildirim gewachsen (lacht). Der hat alles im Alleingang initiiert.

SPOX: Also habt Ihr davon gar nichts mitbekommen?

Skorzenski: Nein, das war eine krasse Überraschung. Ich wusste davon, seitdem wir unter den Top-3 waren. Als wir die Zusage hatten, wurde das komplette Trainerteam informiert. Wir haben dann aber beschlossen, es der Mannschaft erst später zu sagen. Für die Jungs ist das natürlich etwas ganz Besonderes, wir wollten aber nicht, dass sie mit den Gedanken schon beim Hyundai Heimspiel sind, obwohl wir zwischendrin noch eine schwierige Aufgabe gegen den Tabellenvierten vor der Brust hatten.

SPOX: Und das hat funktioniert?

Skorzenski: Nein, es ist natürlich durchgesickert. Irgendjemand hat es gelesen und sofort auf unserer Facebook-Seite gepostet, dann war die Katze aus dem Sack.

SPOX: Die Vorbereitungen dürften ja bereits auf Hochtouren laufen. Bekommt man als Team davon viel mit?

Skorzenski: Klar bekommt man das mit, auch die Spieler. Homepage, Stadion-Zeitung, extra Trikots oder Gespräche mit der Stadt - ich versuche, das mit dem Trainerteam alles an die Organisatoren abzugeben, da wir uns in einer sehr sensiblen Phase der Saison befinden und uns aufs Sportliche konzentrieren müssen. Wir können uns nicht erlauben, von diesem geilen Spiel zu träumen, und dann aber vergessen, unsere Hausaufgaben zu machen.

SPOX: Aber an der Ausnahmesituation in Frechen werdet Ihr wohl nicht herumkommen.

Skorzenski: Nein, ich freue mich auch voll und die Spieler sind sehr euphorisch. Ich bin Lehrer und gestern kamen zum Beispiel einige Schüler zu mir, die sagten, dass sie auch schon davon gehört haben und dass der ganze Kurs kommen wird. Es hat sich hier wie ein Lauffeuer verbreitet und alle reden darüber. Hoffentlich nicht zu viel (lacht).

SPOX: Wenn wir uns aufs Sportliche konzentrieren: Frechen führt die Tabelle der Bezirksliga Mittelrhein an, Gegner Buschbell ist Zweiter. Kann man das Spiel ob der tabellarischen Situation überhaupt voll genießen - oder geht es um zu viel?

Skorzenski: In so einer entscheidenden Phase in so einem wichtigen Spiel, kann man als Trainer nicht von genießen sprechen. Leider. Ich hoffe, die Spieler sind cool, können das Ambiente aufsaugen. So eine Situation bringt die jungen Spieler in ihrer Entwicklung nach vorne.

Man muss es auch so sehen: Hier treffen zwei Philosophien aufeinander. Wir haben junge Spieler aus dem Nachwuchsbereich, beim Gegner haben einige in der Oberliga gespielt oder in den zweiten Mannschaften des BVB oder Leverkusen. Die kommen vielleicht mit der Situation ein bisschen besser klar. Unsere Jungs sollen es einfach genießen, der Rest kommt von alleine.

SPOX: Frechen gegen Buschbell ist ja nicht nur Spitzenspiel, sondern auch ein prestigeträchtiges Derby.

Skorzenski: Wir teilen uns einen Platz und das Trainingsgelände. Klar ist eine große Rivalität da. Auch die unterschiedlichen Philosophien tragen ihren Teil dazu bei. Auf der einen Seite wir mit einem geringen Budget und Jugendspielern aus der Region und zum anderen Buschbell, die einen mindestens doppelt so hohen Etat haben und hochqualitative Spieler verpflichten können.

SPOX: Wie hält man da dagegen? Was zeichnet Eure Spielphilosophie aus?

Skorzenski: Das ist natürlich ein Geheimnis und ich möchte nicht zu viel verraten (lacht). Aber wir stehen hinten sehr gut, defensiv kennt jeder Spieler, vom Torwart bis zum Mittelstürmer, perfekt seine Aufgaben und wir spielen zügig nach vorne. Unsere mannschaftliche Geschlossenheit macht einiges wieder wett.

SPOX: Buschbell war Herbstmeister, mittlerweile seid Ihr aber vorbei gezogen. Wer geht als Favorit ins Derby, dass ja vielleicht schon über Meisterschaft und Aufstieg entscheidet?

Skorzenski: Das Derby hat natürlich seine eigenen Gesetze. Und obwohl Buschbell als klarer Favorit in die Saison gestartet ist, würde ich sagen, dass es ein 50:50-Match ist. Details und Kleinigkeiten werden entscheiden.

SPOX: Erwartet Ihr volles Haus?

Skorzenski: Wir erwarten tatsächlich eine Rekordkulisse, ganz voll wird es aber wohl nicht. Als Traditionsverein, der in den 70er- und 80er-Jahren sogar im DFB-Pokal aktiv war, haben wir ein verhältnismäßig riesiges Stadion mit fast 8000 Plätzen. Und da das Spiel an einem Montag stattfindet, wird es wohl nicht komplett ausverkauft sein.

SPOX: Was glaubst Du: Motiviert oder hemmt Euch das große Publikum?

Skorzenski: Es ist auf jeden Fall sehr brisant. Man denkt immer, es sei alles gut, wenn man in der Tabelle oben steht. Aber wenn man da ist, ist man immer noch mehr unter Druck. Wir beschäftigen uns sowieso 23 Stunden am Tag mit Fußball, aber in so einer Situation denkst du auch noch in den verbleibenden Sekunden daran. Das ist für uns extrem nervenaufreibend. Aber wir kriegen das schon hin (lacht).

Die Website der SpVg Frechen 20