Die Fehde zwischen dem alten und neuen Weltmeister Max Verstappen und Mercedes-Pilot George Russell geht nach den Vorkommnissen des vergangenen Wochenendes beim Großen Preis von Katar in die nächste Runde.
Während Verstappen dem Engländer im Vorfeld des Saisonfinals in Abu Dhabi (GP der Vereinigten Arabischen Emirate) erneut der Lüge bezichtigte, holte Russell zum ganz großen Gegenschlag aus und erhob schwerste Vorwürfe gegen den Red-Bull-Star.
Russell mit schweren Vorwürfen gegenüber Verstappen
"Er hat darüber gelogen, warum ich gemacht habe, was ich gemacht habe", sagte Verstappen über das Gespräch mit den Stewards vor einer Woche in Katar am Donnerstag. Russells Verhalten des Mercedes-Piloten habe ihn "einfach schockiert".
Russell wiederum bezichtigte seinerseits Verstappen der Unehrlichkeit. "Das ist schon absurd, wenn man bedenkt, dass er mir letzten Samstag gesagt hat, dass er absichtlich die Spur verlassen würde, um mit mir zu crashen und wörtlich: 'Mich auf meinem verdammten Kopf in die Wand zu rammen'."
Russell erklärte, dass er sich Verstappens Vorwürfe und Verhalten nicht länger gefallen lassen wolle und auch keine Bereitschaft fühle, mit dem Weltmeister in ein klärendes Gespräch zu gehen. Stattdessen packte der 26-Jährige über den Niederländer weiter aus.
"Seit Jahren werden Leute von Max terrorisiert", sagte Russell. "Seine fahrerischen Fähigkeiten sind über jeden Zweifel erhaben, aber er kann nicht mit Widrigkeiten umgehen. "Wann immer etwas gegen ihn lief, Jeddah '21, Brasilien '21, schlug er um sich."
Für Russell seien Verstappens Vorwürfe am vergangenen Wochenende "völlig respektlos und unnötig" gewesen. "Denn was auf der Strecke passiert - wir kämpfen hart - ist Teil des Rennsports. Was im Raum der Stewards passiert, ist ein harter Kampf, aber es ist nie persönlich", sagte Russell. "Jetzt ist er zu weit gegangen."
Verstappen spricht Klartext: "Das war inakzeptabel"
Grund für die Anhörung, die den Streit auslöste, war eine Szene aus dem Qualifying, wegen der Verstappen nachträglich seine Pole Position an Russell verloren hatte. "Ich kann immer noch nicht glauben, was in diesem Raum passiert ist. Das habe ich in meiner ganzen Karriere noch nicht erlebt. Das war inakzeptabel", erklärte Verstappen weiter.
Auf dem Lusail International Circuit waren beide Piloten auf einer langsamen Runde unterwegs gewesen, als Russell sich Verstappen von hinten näherte. Der Red-Bull-Star fuhr auf der Ideallinie, da er nicht davon ausging, Russell in dieser Situation zu behindern. "Ich versuchte nett zu sein und wollte keinem im Weg stehen", sagte Verstappen.
Der Brite beschwerte sich aber genau darüber und vertrat diese Ansicht offenbar auch in der Anhörung. Es sei "eine große Überraschung gewesen", zu den Stewards zitiert zu werden, sagte Verstappen, der seine Pole Position nachträglich an Russell verlor. Von Russell sei er enttäuscht. "Ich habe noch nie jemanden erlebt, der so sehr versucht hat, dass jemand anderes eine Strafe bekommt".
"Kläffender kleiner Terrier": Teamchefs schalten sich ein
Und sogar die Bosse mischten am Donnerstag mit, Russells Teamchef Toto Wolff schaltete sich ein. "Wenn der andere Teamchef George als hysterisch bezeichnet, dann überschreitet er für mich die Grenze", sagte er mit Blick auf Red-Bull-Chef Christian Horner und verpasste seinem Dauerfeind eine Breitseite. "Warum fühlt er sich berechtigt, sich über meinen Fahrer zu äußern? Aber wenn ich so darüber nachdenke: Kläffender kleiner Terrier. Hat immer etwas zu sagen."
Zum nächsten Aufeinandertreffen auf der Strecke kommt es ab Freitag beim Saisonfinale in Abu Dhabi. Verstappen wird im Fall der Fälle wohl harte Bandagen anlegen. Schon letzte Woche hatte er erklärt, "jeglichen Respekt" vor Russell verloren zu haben. Das gilt umgekehrt aber auch.