Formel 1 - Kommentar zur Team-Absprache beim Russland-GP: Nur Ferrari hat falsch gehandelt

Entgegen der Teamorder ließ Sebastian Vettel Charles Leclerc in Russland nicht freiwillig passieren.
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Die Team-Absprache zwischen Sebastian Vettel und Charles Leclerc hat für den Aufreger schlechthin beim Großen Preis von Russland gesorgt. Sowohl Vettels Entschluss, seinem Teamkollegen keinen Platz zu machen, als auch Leclercs Ärger sind verständlich. Klar ist deshalb: Ferrari hat sich mit seiner Entscheidung keinen Gefallen getan. Ein Kommentar von SPOX-Redakteur Dominik Geißler.

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Die Anordnung, die Ferrari seinen beiden Piloten vor dem Rennen mit auf den Weg gab, war klar: Polesitter Leclerc sollte dem von Platz drei startenden Vettel Windschatten geben, damit dieser direkt an Lewis Hamilton vorbeiziehen und Ferrari die Doppel-Führung übernehmen könnte.

Klingt eigentlich nach einem guten Plan. Aber eben nur eigentlich. Denn Ferrari hat sich mit seiner Planung, Vettel vorübergehend an die Spitze zu hieven, keinen Gefallen getan, sondern ein ohnehin schon geöffnetes Fass noch weiter aufgemacht.

Dass sich Vettel und Leclerc aktuell nicht ganz grün sind, ist offenkundig. Es herrschte beim Qualifying zum Großen Preis von Italien Anfang September Unzufriedenheit bei Vettel, weil Leclerc in der Aufwärmrunde die Reihenfolge nicht wie abgesprochen eingehalten hatte und es gab wiederum reichlich verärgerte Kommentare von Leclerc, als er jüngst beim Singapur-GP durch die Boxenstrategie hinter Vettel zurückfiel.

Leclerc unzufrieden, weil Vettel auf dem Gas blieb

Weil Vettel nun nicht nur Hamilton am Start in Sotschi überholt hatte, sondern auch Leclerc, forderte dieser konsequenterweise seine Position wie wohl vorher besprochen zurück. Leclercs Argument: Er habe Vettel Windschatten geschenkt und seine Linie gehalten, jetzt möchte er die Gegenleistung.

Problem dabei: Vettel weigerte sich, seinen Fuß vom Gas zu nehmen und seinen Teamkollegen vorbeizuwinken. Auch diese - vielleicht egoistische Verhaltensweise - ist verständlich. Der Heppenheimer war im ersten Stint der schnellste Mann auf der Strecke, warum soll er einen langsameren Piloten also vorbeilassen? Zumal im schlimmsten Fall Hamilton an Rang drei fahrend vom Platztausch hätte profitieren können.

Um die Absprache trotzdem einzuhalten und damit fair gegenüber Leclerc zu sein, entschied sich Ferrari also dazu, den Positionswechsel per Strategie zu regeln. Eine hübsche Alternative, aus renntaktischer Sicht aber nicht besonders klug. Immerhin war klar, dass Hamilton im zweiten Stint mit dem schnelleren Softreifen fahren würde. Warum also den schnelleren Piloten (Vettel) mit einer schlechteren Strategie bewusst ausbremsen?

Ferrari sollte Vettel und Leclerc frei fahren lassen

Ferraris Absprache hätte also nur funktioniert, wenn Vettel nach dem Start langsamer als Leclerc unterwegs gewesen wäre. Dann hätte man einen Platztausch verargumentieren können. So aber musste der Kommandostand gegen die eigene Pace eingreifen.

Überhaupt fragt man sich, warum die Scuderia vor dem Rennen eine derartige Absprache getroffen hat. Realistisch betrachtet fahren die roten Autos bei dem aktuellen Rückstand auf Mercedes nicht um die Weltmeisterschaft. Warum dementsprechend Vettel und Leclerc nicht frei fahren lassen? Das wäre wohl für das aktuelle Klima besser gewesen und für den Sport sowieso. Beide sind Topfahrer. Dass sie sich beim Start (oder auch danach) nicht gegenseitig in die Kiste fahren, muss man erwarten dürfen.

Zumindest hätte sich Leclerc dann gegen Vettel wehren und die Innenbahn zumachen dürfen. Wer dann auf P1 und P2 aus der ersten Kurve fährt, ist offen. Hamilton wäre es aller Voraussicht nach wohl nicht gewesen. Zu schnell war der Mercedes-Mann auf Platz drei zurückgefallen.

Natürlich konnte Ferrari vor dem Rennen nicht wissen, dass Vettel so viel besser als Hamilton losfahren würde. Zwar war dieses Szenario aufgrund der besseren Startseite und den besseren Startreifen wahrscheinlicher, aber selbst wenn nicht: Dann hätte Leclerc - wenn Vettel überhaupt noch in Schlagdistanz zu ihm gewesen wäre - dennoch Windschatten an seinen Stallgefährten spenden können. Hamilton wäre auch so im Nachteil gewesen.

Formel 1 - WM-Stand nach dem Großen Preis von Russland

PlatzFahrerTeamPunkte
1Lewis HamiltonMercedes322
2Valtteri BottasMercedes249
3Charles LeclercFerrari215
4Max VerstappenRed Bull212
5Sebastian VettelFerrari194
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