"Hamilton ist 2017 nicht besser geworden"

SID
Nico Rosberg im TV-Interview bei Sky
© getty

Laut dem früheren Formel-1-Weltmeister Nico Rosberg hat der neue Champion Lewis Hamilton in diesem Jahr keinen Leistungssprung hingelegt.

Cookie-Einstellungen

"Ich weiß ja, auf welchem Level er im vergangenen Jahr gefahren ist. Ich kann das wohl von allen am besten beurteilen. Ich würde sagen: nein", sagte Rosberg im Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung auf die Frage, ob sich sein langjähriger Mercedes-Stallrivale auf dem Weg zu seinem vierten Titel nochmals gesteigert habe.

Vielmehr sprach Rosberg, der im vergangenen Dezember fünf Tage nach seinem WM-Triumph zurückgetreten war, dem Mercedes-Team den Löwenanteil am neuerlichen Gewinn beider Titel zu: "Eine Regeländerung mit so einer Dominanz zu überstehen, ist sehr, sehr selten in der Formel 1. Das war der nächste Schritt zu einem Legendenstatus."

Rosberg über die Scuderia

Zugleich lobte der 32-Jährige den Aufschwung von Ferrari um Star-Pilot Sebastian Vettel: "Man muss deren Leistungssteigerung als Wunder betrachten. Dort herrschte 2016 ein Durcheinander, es gab einen großen Personalwechsel, die waren im Niemandsland." Deswegen seien die Pannen, die Vettels WM-Chancen im Herbst binnen drei Rennen zunichte gemacht hatten, "normal", weil die Scuderia "am Limit" gefahren sei.

Seinen eigenen Titelgewinn betrachtet Rosberg weniger als Folge seines Talents, vielmehr habe harte Arbeit dahintergesteckt: "Ich bin Weltmeister geworden, weil ich außerhalb des Autos auf alles geschaut habe und an allem gearbeitet habe - und zwar ziemlich hart." Mit dieser Intensität habe er "nicht unbedingt" weitermachen wollen. "Und dann lässt man es lieber ganz", so Rosberg.

Mit seiner Rücktrittsentscheidung ist der zweifache Vater weiter "sehr glücklich." Zwar würde es ihn reizen, noch einmal einen halben Tag in einem Boliden der neuen Generation zu fahren, aber "andererseits bin ich sehr dankbar, dass ich meine Formel-1-Karriere ohne ernsthafte Verletzungen überstanden habe."

Emotionen und Nähe fehlt den Berichterstattungen

Außerdem vermisst der Weltmeister von 2016 die Nähe und Emotionen in der heutigen TV-Berichterstattung. "Es spielen sich Dramen ab in den Cockpits. Der Schlagabtausch kann ähnlich sein wie im Boxen. Eben noch obenauf, alles unter Kontrolle, dann eine Blöße ausgenutzt und der andere geht k. o.", sagte der 32-Jährige im FAZ-Interview: "Dieser Fight im Cockpit kommt leider nicht rüber."

Das Saisonfinale in Abu Dhabi kommentiert er am Wochenende als TV-Experte für RTL. Sein früherer Rivale Lewis Hamilton steht im Mercedes als Weltmeister fest.

"Vor allem sehe ich, was man nicht sieht", berichtete Rosberg über seine neue Rolle. "Wenn wir Weltklasseboxer wie einen der Klitschkos im Ring beobachtet haben, dann sahen wir, wie sie oder ihre Gegner auf dem Zahnfleisch gingen, wie sie uns einen Überlebenskampf vorgeführt haben." In der Formel 1 sei dies anders.

Man sehe den "Helm und ab und zu einen Crash, bei dem die Fetzen fliegen und alle den Atem anhalten. Dabei gibt es viel mehr Momente, in denen alles auf dem Spiel steht." Als Beispiel nannte Rosberg das Rennen in Singapur, das "ein Horror sein kann bei der Hitze in den Autos. Du denkst, du wirst ohnmächtig, du willst anhalten, das Auto abstellen. Auf anderen Strecken schießt das Adrenalin immer wieder hoch bis in die Haarspitzen, wenn man es gerade so geschafft hat, bei Tempo 300 am Vordermann vorbeizukommen." Dies werde kaum transportiert.

Artikel und Videos zum Thema