Black Jack mit teuflischem Fahrstil

Jack Brabham gewann die Formel-1-WM 1959, 1960 und 1966
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Trotz seines vorbildlichen Charakters und trotz seines sportlichen Erfolgs zweifelte die Öffentlichkeit am neuen Weltmeister. In Australien nahm sowieso niemand Notiz von Brabhams Erfolg.

Der Australier pulverisierte die Zweifel, als er im folgenden Jahr fünf aufeinanderfolgende Rennen gewann er. Der Große Preis von Frankreich wäre fast nicht in die Wertung eingegangen, weil Brabham zu schnell war: Die 50 Runden à 8,302 Kilometer absolvierte er in 1:57:24,9 Stunden, laut Reglement musste ein Rennen aber mehr als zwei Stunden dauern.

"Man sagt Brabham nicht, welche Taktik er anwenden muss", erklärte Teambestizer Cooper das Ausnahmetalent: "Man hält ihn nur über das allgemeine Bild auf dem Laufenden und überlässt es ihm, das zu tun, was angebracht ist."

Brabham verteidigte seinen WM-Titel. Doch die Hochstimmung fand schnell ein Ende. Der Champion wurde zunehmend unzufriedener mit der Arbeit der Cooper-Ingenieure. Sie entwickelten das Auto nicht so, wie er es sich vorstellte. Zudem passte Brabhams aggressiver Fahrstil überhaupt nicht zu den neuen 1,5-Liter-Motoren.

Die Gründung des Brabham-Teams

Die Schwierigkeiten bei Cooper brachten einen alten Bekannten ins Spiel: Ron Tauranac. "Ich lernte ihn kennen, als er einen Motorradmotor von mir kaufte, um ihn in ein von ihm designtes Rennauto zu bauen", erzählte Black Jack über seinen Landsmann: "Als ich für Cooper fuhr, schickte ich ihm heimlich Konstruktions- und Entwicklungspläne von Dingen, die wir am Auto probieren wollten. Ron gab mir Beratung."

Brabham überredete ihn schließlich, nach England überzusiedeln. Tauranac sollte mit ihm ein neues Team aufbauen. "Er hatte wegen seiner hohen Ansprüche den Ruf eines Zuchtmeisters", so Brabham: "Ich fand es großartig mit ihm zu arbeiten. Ich verstand ihn, aber ich glaube, dass nicht viele andere das taten."

Gemeinsam gründeten sie Motor Racing Developments und traten unter dem Namen Brabham in der Formel 1 an. Die Abkürzung MRD ("merde") wäre in Frankreich schlecht angekommen. Beim Solitude-GP, der nicht zur Weltmeisterschaft zählte, gelang 1963 der erste Sieg. Dan Gurney gewann 1964 den WM-Lauf im französischen Rouen für das Team.

Der historische Titel als Fahrer-Konstrukteur

Der Erfolg des Doppelweltmeisters aber stellte sich erst ein, als die 1,5-Liter-Motoren zur Saison 1966 gegen 3,0-Liter-Aggregate getauscht wurden. Brabham hatte seinen eigenen Motor organisiert. Die Firma Repco aus Melbourne sollte einen haltbaren V8 bauen. Als Vorlage brachte Brabham selbst ein Oldsmobile-Aggregat aus der Nähe von Los Angeles mit, das nie in Serie gegangen war.

"Ich glaubte, dass die großen Teams bei den ersten Rennen der neuen Formel mit den komplexen Motoren in Probleme geraten würden", erklärte Brabham den Ansatz. Der Plan ging auf. Zwar fehlte etwas Leistung, doch der Block war leichter als die der Konkurrenz und zudem wesentlich zuverlässiger.

Abermals legte Brabham zur Saisonmitte eine Siegesserie hin. Wie zu Midget-Zeiten driftete er quer durch die Kurven, was mit den kleineren Motoren unmöglich war. In Frankreich, Großbritannien, den Niederlanden und Deutschland kam er als Erster ins Ziel.

Am Ende gewann er seinen dritten WM-Titel. Dies war vor ihm nur Juan-Manuel Fangio gelungen. Bis heute unerreicht: Kein einziger Formel-1-Pilot schaffte es jemals, als Konstrukteur gleichzeitig den Fahrer-Titel einzufahren - weder davor noch danach.

Rücktritt nach dem Todesjahr

Obwohl seine Ehefrau mehr und mehr Druck auf ihn ausübte, hängte Black Jack seinen Helm drei weitere Jahre nicht an den Nagel. Er schloss die Saison 1967 nur fünf Punkte hinter seinem Teamkollegen Danny Hulme als Vizeweltmeister ab. Die Konstrukteurs-WM holte der Privatrennstall in beiden Jahren. Erst nach der Saison 1970 überredeten ihn Gattin und Vater doch noch, im Alter von 44 Jahren Schluss zu machen.

"Wir haben in dem Jahr drei Fahrer durch tödliche Unfälle verloren - Bruce McLaren, Piers Courage und Jochen Rindt. Piers starb in einem Kunden-Brabham, das war besonders hart", sagte Brabham kurz vor seinem Tod im Jahr 2014. Letztlich gab der Verlust seines engen Freunds McLaren den entscheidenden Impuls zum Abschied: "Während meiner Karriere habe ich fast 30 Männer durch Unfälle auf der Rennstrecke verloren, viele davon waren enge Freunde für mich. Ich wollte kein Teil dieser Ehrentafel werden."

Der Weltmeister verließ Europa nach 126 GP-Starts, 13 Pole Positions und 14 Siegen. Er verkaufte seine MRD-Anteile an Tauranac, der sie ein Jahr später an Bernie Ecclestone übertrug. Erst der spätere Formel-1-Promoter stellte die Produktion der Kundenautos ein, die Brabham zwischenzeitlich zur größten Rennwagenschmiede der Welt gemacht hatte. Zwei Fahrertitel fuhr Nelson Piquet in den 80er Jahren für den Rennstall ein. Da hatte die Queen den dreifachen Weltmeister für seine Verdienste um den Motorsport schon zum Ritter geschlagen.

Die verkannte Legende

"Das Wort Legende wird häufig benutzt, um erfolgreiche Sportler zu beschreiben, obwohl es deren Status oft überhöht - in Jacks Fall ist es aber zweifellos gerechtfertigt", sagte der heutige McLaren-Boss Ron Dennis, der bei Cooper und Brabham als Mechaniker seine ersten Sporen in der Formel 1 verdient hatte, nach dessen Tod.

Brabham repräsentierte sein Land stolz. Er legte die Grundlage für den Aufstieg von Mark Webber und Daniel Ricciardo. Er baute weltweite Kontakte auf und betätigte sich als Diplomat mit Fingerspitzengefühl. Als der Honda-Motor seines Formel-2-Autos sich in Frankreich in seine Einzelteile zerlegt, baute er ein Getriebeteil an der Strecke aus und steckte es in die Tasche. Er schützte so die Japaner und erklärte das Ausscheiden mit eigenem technischem Versagen.

F1-Legenden-Serie: Die Besten aller Zeiten

Trotz seiner herausragenden Verdienste als fairer Sportler wurde Brabham die ihm gebührende Wertschätzung bis zum Ende nie entgegengebracht. Jim Clark und Stirling Moss bekamen öffentlich die Aufmerksamkeit. 50 Prozent seiner Fanbriefe habe er von Deutschen bekommen, gestand Brabham in einer australischen TV-Dokumentation. Das 50-jährige Jubiläum seiner ersten Weltmeisterschaft vergaß sein Heimatland Australien.

Aus dem Plan seiner Frau, den drei gemeinsamen Söhnen in der australischen Einöde die Begeisterung für den Motorsport auszutreiben, wurde übrigens nichts. Geoff, Gary und David fanden unisono den Weg in den Motorsport. Auch die Enkel Sam und Matthew griffen später ins Lenkrad. Letzterer will beim 100. Indianapolis 500 im Jahr 2016 starten. An die Erfolge ihres Vorfahren werden sie nie herankommen. Eine Weltmeisterschaft als Fahrer-Konstrukteur wird es nie wieder geben.

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