Krupp: "Ich bin stolz auf meine Arbeit"

Von Interview: Florian Regelmann
Uwe Krupp ist seit 2005 Bundestrainer der deutschen Eishockey-Nationalmannschaft
© Imago
Cookie-Einstellungen

SPOX: Wenn Andre Rankel so trifft, wie in den DEL-Playoffs, können sich die Slowenen warm anziehen. Werden die Meister-Eisbären noch mal eine neue Energie ins Team bringen? Sie sind mit vielen positiven Gefühlen zur Mannschaft gestoßen.

Krupp: Positive Gefühle sind immer gut, aber hier beginnt ein neuer Abschnitt der Saison. Hier muss auch erst wieder gespielt und Leistung gezeigt werden. Und das ist keine leichte Aufgabe. Wir reden hier von Jungs, die acht Monate lang Eishockey gespielt haben und gerade die Emotionen einer Final-Serie durchlebt haben. Und jetzt sollen genau diese Spieler, die gerade noch als Helden gefeiert wurden, innerhalb von nur einer Woche wieder emotional bereit sein, das wichtigste Spiel des Jahres zu bestreiten? Ein Spiel, von dem der Ruf des deutschen Eishockeys abhängt? Ich habe sehr viel Respekt vor der Arbeit der Spieler, aber ich halte das für unheimlich schwierig. Die Erfahrung hat uns auch gezeigt, dass uns Spieler, die mental und körperlich müde sind, unabhängig von ihrem Namen bei einem WM-Turnier nicht weiterbringen.

SPOX: Aber Rankel trifft, wie er will.

Krupp: Und hoffentlich trifft er genauso für die Nationalmannschaft bei der WM. Nichts wäre uns lieber. Ich bin überzeugt davon, dass er den beschriebenen Schritt machen kann, sonst hätten wir ihn und die anderen Finalisten nicht nominiert. Wir wollen ja auch nicht ohne einen Andre Rankel zur WM fahren. Aber es ist keine leichte Aufgabe. In Berlin harmoniert er hervorragend mit Stefan Ustorf und T.J. Mulock, mit denen er die ganze Saison trainiert und spielt. Bei uns spielt er jetzt in einer Reihe mit Kai Hospelt und Michael Wolf - sehr gute Spieler, aber darauf muss man sich innerhalb von drei Tagen auch erst einmal einstellen. Man darf einfach nicht zu viel erwarten, aber die Jungs sind ehrgeizig und werden kämpfen bis zum Umfallen.

SPOX: Jetzt haben wir viel über jemanden gesprochen, der vorne die Tore schießen soll. Aber Hauptgrund für deutsche Erfolge ist immer die Defensive mit einem überragenden Torwart. Dennis Endras war als WM-MVP so was wie der Poster-Boy für den vierten Rang. Zur neuen Saison wechselt er endgültig nach Nordamerika. Was trauen Sie ihm zu?

Krupp: Dennis hat eine Karriere daraus gemacht, Leute Lügen zu strafen, die ihm gesagt haben, dass er dies oder jenes nicht schaffen würde. Diesen Leuten zeigt er immer wieder, dass sie falsch liegen. Diese Charaktereigenschaft hat er - und das ist eigentlich die beste Qualität, die man nur haben kann. Du wirst ja immer Menschen haben, die Dir bestimmte Dinge nicht zutrauen. Er wird sich an einige Umstände gewöhnen müssen, wenn er nach Nordamerika geht, aber er hat definitiv das Zeug, sich in der NHL durchzusetzen und ich drücke ihm die Daumen.

SPOX: Wenn man sich anschaut, wie sich beispielsweise ein Tom Kühnhackl entwickelt, oder welche beachtlichen Ergebnisse die U18 bei der WM eingefahren hat, dann kann man die Hoffnung haben, dass Deutschland in den nächsten Jahren so einige neue NHL-Spieler bekommen wird.

Krupp: Es stimmt, dass einige Jungs nachkommen. Aber bei anderen Nationen auch. Wir müssen uns im internationalen Vergleich sehen und dann sehe ich zum Beispiel, dass Dänemark genauso viele NHL-Spieler hat wie wir. Oder ich sehe, dass Österreich mit Thomas Vanek und Michael Grabner zwei absolute Superstars hat. Es ist gut, dass wir Jungs haben, die gedraftet werden und sich gut entwickeln, aber wenn wir den Abstand zu den Nationen vor uns verringern wollen, müssen wir noch einiges tun. Die anderen Nationen machen auch Fortschritte. Wir müssen da mindestens mitziehen und noch besser arbeiten, wenn wir nach vorne kommen wollen.

SPOX: Ihre Arbeit beim DEB ist nach der WM abgeschlossen. Die nächsten Schritte muss also Ihr Nachfolger einleiten. Sind Sie bei der Suche involviert?

Krupp: Am Anfang war ich in die Gespräche eingebunden, da haben wir einige Kandidaten diskutiert. Aber jetzt nicht mehr. Ralph Krueger ist ein guter Freund von mir und wäre sicherlich ein geeigneter Kandidat gewesen, aber er hat ja abgesagt. Es interessiert mich natürlich, wie es weitergeht, weil ich dem DEB weiter verbunden bleibe und möchte, dass es dem deutschen Eishockey gut geht. Man wird sehen, wie es genau läuft. Ich weiß, dass es ganz gut geklappt hat, wie wir gearbeitet haben, aber ein neuer Trainer wird sicher seine eigenen Vorstellungen haben und vielleicht dort ansetzen, wo wir aufgehört haben, und mit neuen Ideen das deutsche Eishockey noch besser machen.

SPOX: Ralph Krueger hat im SPOX-Interview sehr begeistert von seiner NHL-Erfahrung gesprochen. Wäre ein Assistenz-Trainer-Job in der NHL auch etwas für Ihre weitere Lebensplanung?

Krupp: Die NHL ist für jeden Spieler der Höhepunkt. Das Gleiche gilt auch für jeden Trainer. Sollte das Timing stimmen, wäre ein ähnliches Angebot, wie es Ralph in Edmonton bekommen hat, für jeden Trainer sehr verlockend.

SPOX: Zunächst wird Ihre Aufgabe nach der WM aber heißen, die Kölner Haie wieder nach vorne zu bringen. Wie genau kann man sich Ihre Rolle vorstellen? Trainer und Manager in Personalunion? Werden Sie der Felix Magath der Haie?

Krupp: Nein, meine Hauptaufgabe wird meine Tätigkeit als Headcoach sein. Ich werde hinter der Bande stehen und nicht als Manager fungieren. Es ist nur so, dass ich ein Mitspracherecht bei Spielertransfers haben werde.

SPOX: Und wenn Sie in fünf Jahren mit den Haien Meister geworden sind, kein passendes NHL-Angebot im Briefkasten liegt und der DEB wieder einen Coach sucht, dann werden Sie noch einmal Bundestrainer. Vorstellbar?

Krupp: Vielleicht. Wer weiß? Wenn das Umfeld stimmt und die Arbeitsbedingungen für die Nationalmannschaft Sinn ergeben. Die Eishockey-Nationalmannschaft ist das wichtigste Team für unseren Sport in Deutschland. Wenn man sich dazu entschließt, das zu erkennen, dann kann man noch mehr bewegen als das, wozu wir in den letzten sechs Jahren in der Lage waren. Es ist und war eine tolle Zeit für mich. Wir arbeiten nach wie vor sehr gut zusammen, warum sollte ich ausschließen, dass man in Zukunft noch einmal zusammenarbeiten kann?

Der Spielplan der Eishockey-WM in der Slowakei

Artikel und Videos zum Thema