Wulff macht Olympia zur Chefsache - so wie es Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy für Außenseiter Annecy und Südkoreas Präsident Lee Myung Bak für das chancenreiche Pyeongchang tun.
Wulff, der am Vorabend der Entscheidung in Durban IOC-Mitgliedern noch einmal Münchens Vorzüge erläutern will, ließ am Mittwoch wissen: "Es wäre eine große Ehre für Deutschland, 2018 Gäste aus aller Welt zu den Olympischen und Paralympischen Winterspielen empfangen zu dürfen. München wäre die erste Stadt in der olympischen Geschichte, in der Sommer- und Winterspiele stattfinden."
Beste Präsentation und gesteigerte Hoffnungen
Katarina Witt findet, dass "wichtige Politiker für ihre Städte bei solchen Entscheidungen durchaus punkten können". Sie denkt auch an Bundeskanzlerin Angela Merkel, die Anfang März beim Besuch der IOC-Evaluierungskommission in München zugegen war.
Thomas Bach, Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) und Vize des Internationalen Olympischen Komitees, sagt: "Wir freuen uns sehr, dass nun der Bundespräsident als höchster Repräsentant des Staates dabei ist, wenn das IOC die Spiele vergibt."
Der in den bayerischen Farben strahlende weiß-blaue Himmel am Genfer See schien am Mittwoch wie gemacht für die deutschen Träume. München 2018 wurde von vielen der 88 anwesenenden IOC-Mitglieder die beste Präsentation bescheinigt, man biegt mit gesteigerten Siegeshoffnungen auf die Zielgerade nach Durban ein. Dort werden wahrscheinlich 103 IOC-Mitglieder wählen.
Annecy-Gegner übergeben Petition
"Es ist sehr eng", bestätigte am Ende auch IOC-Präsident Jacques Rogge die Situation vor der Wahl, nachdem der "heimliche Favorit" Pyeongchang und Außenseiter Annecy ebenso wie die Münchner 45 Minuten präsentiert und dann kritische Fragen beantwortet hatten.
Annecys Chancen wurden weiter geschmälert, weil lokale Olympiagegner vor der Präsentation in Lausanne dem IOC eine Petition gegen die Spiele übergaben.
"Diese Präsentation hat uns einen guten Schritt vorwärts gebracht", sagte Bach, "wir haben versucht rüberzubringen, dass München der beste Ort für die Spiele ist und damit den IOC-Mitgliedern gute Anworten auf ihre Frage gegeben, wen sie am 6. Juli wählen sollen."
Wenige "wenig kritische" Nachfragen
Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich, der auf SID-Anfrage bestätigte, auch er wolle München vor Ort in Durban unterstützen, war nach dem Auftritt der neunköpfigen Münchner Delegation vor dem IOC beieindruckt.
"Die Präsentation war sehr professionell und dynamisch, inklusive der Reden und der Filme. Es gab nur sieben oder acht wenig kritische Nachfragen der IOC-Mitglieder", sagte der CSU-Politiker, der noch einmal deutlich machte, dass die gesamte politische Ebene Deutschlands hinter den Spielen stehe.
Friedrich: "Für das IOC ist es auch wichtig, dass Deutschland ein sehr erfahrener Veranstalter ist, und dass neben den Finanzen auch die Sicherheit aller in hohem Maße gewährleistet ist."
Witt: "Haben Boden gutgemacht"
Katarina Witt gab sich rundum glücklich: "Ich glaube, unsere Botschaft ist sehr positiv im IOC angekommen. Wir haben Boden gutgemacht." Bewerbungschef Bernhard Schwank fand: "Wir haben unsere Begeisterung rübergebracht. Es bleibt spannend bis zum Schluss."
Die zweimalige Biathlon-Olympiasiegerin Magdalena Neuner fand: "Man hat den Gesichtern der IOC-Mitglieder angesehen, dass wir gut ankamen." Aus Sicht von Michael Vesper, Aufsichtsrats-Vorsitzender von München 2018, hat "der heutige Tag nochmal einen Push gegeben".
Münchens Oberbürgermeister Christian Ude fand es sehr wichtig, dass Bach auf das Drängen von Pyeongchang, man habe nach zwei verpassten Anläufen den IOC-Zuschlag verdient, klug reagiert habe.
"Er machte deutlich, auch Deutschland habe sich in den vergangenen 20 Jahren viermal vergeblich beworben. Es sei an der Zeit, dass diese Sportnation nach 80 Jahren wieder Olympische Winterspiele erhalte. Außerdem war es noch einmal gut, zu sagen, dass deutsche Sponsoren den internationalen Wintersport zu 50 Prozent finanzieren", so Ude.
München 2018: Hier können Sie selbst Unterstützer der Spiele werden