Dominic Thiem ist Stefanos Tsitsipas im vergangenen Sommer für eine Zeitlang täglich über den Weg gelaufen. Oder besser: Thiem ist dem Griechen ein bisschen im Weg gestanden. Wenn auch nur als Pappfigur. Tsitsipas hatte sich in Kitzbühel (erfolglos) in der Qualifikation versucht, auf dem Weg vom Center Court in den Spielerbereich marschierte der mittlerweile 19-Jährige an einem Verkaufsstand vorbei, der mit der österreichischen Nummer eins in Lebensgröße warb.
Thiem selbst weilte zu diesem Zeitpunkt allerdings schon in Washington, hatte auf das Turnier in der selbsternannten Sporthauptstadt der Alpen verzichtet. Das hat der Lichtenwörther 2018 revidiert, nach Wimbledon geht es zurück auch Sand. Zuerst nach Hamburg zu den German Open, dann eben nach Kitzbühel.
Zwei Aufgaben von Thiem
In Realgeschwindigkeit hat Stefanos Tsitsipas seinen Gegner vom Freitag in Barcelona allerdings auch schon kennengelernt: zu Jahresbeginn in Doha, ein paar Wochen später in Indian Wells, beide Male auf Hartplatz. Und beide Male mit dem Österreicher als Sieger. Beide Turniere konnte Thiem im Übrigen nicht zuende spielen: In Doha erwischte Thiem eine Grippe, konnte gegen Gael Monfils im Halbfinale nicht antreten. In Indian Wells passierte das Missgeschick gegen Pablo Cuevas.
Die bisherigen Vorstellungen in Barcelona hat Vorjahresfinalist Thiem spannender gehalten als nötig: sowohl gegen Jaume Munar wie auch gegen Jozef Kovalik war ein Tiebreak im ersten Satz nötig, immerhin, der zweite Durchgang ging in beiden Matches leichter von der Hand. Tsitsipas musste als ungesetzter Spieler einmal öfter ran, schlug der Reihe nach Corentin Moutet, Diego Schwartzman und am Donnerstag auch Albert Ramos-Vinolas.
Zoff mit Medvedev
Gegen Kovalik servierte Thiem nach einem Zwischenspurt beim Stand von 5:3 zum Satzgewinn, nahm dennoch den Umweg über das Tiebreak. Mit Fortdauer des Matches dominierte der Niederösterreicher seinen Gegner immer mehr, der Vorstoss ins Viertelfinale hat auch gezeigt, dass die körperliche Fitness bei der aktuellen Nummer sieben der Welt stimmt.
Bei Tsitsipas wohl auch. Der junge Grieche hat in diesem Jahr aber auch schon gezeigt, dass in ihm ein Vulkan brodelt: Beim ATP-Masters-1000-Turnier in Miami tauschte er während des Matches mit Daniil Medvedev dermaßen intensiv Freundlichkeiten aus, dass der Russe direkt nach Spielende eine Aussprache auf dem Court forderte. Stefanos Tsitsipas, der das Match verloren hatte, stand indes nicht zur Verfügung. Er war bereits abgerauscht.