Jürgen Melzer - "Für mich ist das jetzt gewonnene Zeit"

Von Jens Huiber
Jürgen Melzer will Ende März 2018 zurückkehren
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tennisnet: Sie haben Anfang 2017 die Qualifikation für die Australian Open geschafft, dann ein gutes Match gegen Roger Federer gezeigt. War es für Sie absehbar, dass Federer das Turnier gewinnen bzw. so eine Saison wie die gerade abgelaufene hinlegen könnte?

Melzer: Nein, das wäre übertrieben. Ich bin schließlich kein Hellseher. Federer hat gegen mich gut gespielt, vor allem in den Sätzen drei und vier, aber bei weitem noch nicht die Form gehabt, die er dann im Finale gezeigt hat, um Nadal zu schlagen. Federer hat sich auch erst reingespielt. Dann aber hat man gesehen, wie schön es ist, wenn er fit ist. Wenn Federer einfach nur Tennis spielen kann, ohne sich auf Wehwehchen hinausreden zu müssen. Wenn er eine ganze Saison durchspielen könnte, dann hätte Federer 2017 als Nummer eins abgeschlossen. Er hat einfach gezeigt, dass er immer noch zu denen gehört, die es zu schlagen gilt.

tennisnet: Wie schätzen Sie die Chancen der Rückkehrer Djokovic, Murray und Wawrinka ein?

Melzer: Ich glaube schon, dass die drei sofort wieder mithalten können. Es gibt auf der anderen Seite aber schon Fragezeichen, wie solche Verletzungen verheilen. Und man weiß ja nicht, wie viel sie wirklich trainieren konnten.

tennisnet: Ihr Bruder hat die Saison mit zwei Titeln auf der Challenger-Tour sehr überzeugend abgeschlossen. Ein bisserl schade, dass dann die Pause gekommen ist - oder hat Gerald die auch gebraucht?

Melzer: Ich glaube, dass jeder Spieler diese Pause braucht. Die Saison dauert extrem lange. Und vor allem auch für Gerald, so wie er die die letzten Wochen abgeschlossen hat, mit so vielen Matches hintereinander, die er erfolgreich bestritten hat. Er muss sich jetzt so gut als möglich auf die kommende Saison vorbereiten und versuchen, dort anzuschließen, wo er dieses Jahr aufgehört hat.

tennisnet: Gerald wird ja mit großer Wahrscheinlichkeit im österreichischen Davis-Cup-Team Anfang Februar gegen Weißrussland stehen. Werden Sie da vor Ort sein, sehen Sie vielleicht sogar eine Rolle für sich im Team?

Melzer: Rolle sehe ich für mich keine. Wenn, dann komme ich als Zuschauer vorbei, St. Pölten ist ja nicht so weit weg. Aber ich muss natürlich auch sehen, wie es mir zu diesem Zeitpunkt geht. Da könnte dann meine Karriere Priorität haben.

tennisnet: Felix Neureuther hat sich vor Kurzem das Kreuzband gerissen - und betont, dass er nun wenigstens Zeit für sein neugeborenes Kind hätte. Sehen Sie Ihre Pause in einem ähnlichen Licht?

Melzer: Für mich ist das jetzt natürlich gewonnene Zeit mit dem Kleinen, die ich wahrscheinlich so nicht gehabt hätte, wenn ich auf der Tour wäre. Klar, auf ein paar Turniere wären sie wahrscheinlich schon mitgefahren. Aber wenn man das zu Hause miterleben kann, ist das schon etwas Besonderes. Es gibt selten einen Nachteil ohne Vorteil - und das war sicher der Vorteil dieser Verletzung. Ich habe in den letzten neun Monaten miterlebt, wie mein Sohn heranwächst. Und das möchte ich nicht missen.

tennisnet: Ihre Aussichten als Vater auf Weihnachten?

Melzer: Ich glaube, dass dieses Weihnachten, unter Anführungszeichen, noch nicht so großartig sein wird. Da wird der Kleine noch nichts verstehen. Im kommenden Jahr dann schon. Aber wir freuen uns trotzdem darauf.

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