Bei all diesen Aufzählungen wiegelte Svindal gleich einmal ab. "Es ist cool, ein Gold zu bekommen. Aber wenn du über die Ziellinie fährst, und du siehst, dass du auf einen Medaillenrang liegst oder auf Gold, dann denkst du nicht viel an die Geschichte, das ist zu emotional", erklärte der Mann aus Kjeller, der auch in Innsbruck eine Wohnung hat. Er verwies darauf, dass es allein darauf angekommen sei, diese eine Chance zu nützen. "Sie kommt nicht wieder. Es gab nur diese eine nach einer Woche des Wartens."
Svindal fuhr im Mittelteil und unterem Streckenabschnitt ein starkes Rennen, sein Teamkollege Kjetil Jansrud war oben klar voraus. Am Ende kam ein norwegischer Doppelsieg raus. Und damit auch ein Doppelerfolg für den Head-Servicemann, der beide Speed-Stars betreut und für den österreichischen Cheftrainer Christian Mitter. "Es ist bemerkenswert. Wir sind so ein kleines Team und sitzen beide hier. Bei Olympia musst du gut genug für den Fight sein und dann musst du kämpfen", sagte Jansrud, der 2014 in Sotschi Olympia-Gold im Super-G gewann. Svindal hatte 2010 in Vancouver/Whistler den Titel in dieser Disziplin errungen.
Svindal löst Matt ab
Als ältester Gewinner löste Svindal den Tiroler Mario Matt ab, der 2014 in Sotschi mit 34 zur Slalom-Goldmedaille fuhr. Bei den Damen führt Dorfmeister dieses Ranking mit 32 an, Lindsey Vonn will das in Südkorea toppen. "Ich bin alt, das ist der Anfang vom Ende. Das ist definitiv mein letztes Olympia. Nichts ist hundert Prozent sicher, aber das ist nahe dran", erklärte Svindal, der auch zwei Trophäen für den Gesamtweltcupsieg und fünf WM-Goldmedaillen (zwei in der Abfahrt) daheim hat.
Auf die Frage, ob er seine Karriere nun als vervollständigt betrachte, meinte Svindal lachend: "Ich habe nie (die Abfahrt in/Anm.) Kitzbühel gewonnen, deshalb ist es nicht komplett. Keine Karriere ist jemals komplett, du versuchst immer, so viel zu gewinnen, wie du kannst." Er sei einfach sehr glücklich, es sei seit Jahren das erste Mal, dass er im Februar überhaupt noch Ski fahre. "Das ist ein wirklich gutes Timing. Das ist ein spezieller Tag."
Comeback-Kid Svindal
Svindal hat in seiner Karriere bereits viele Verletzungen hinnehmen müssen. 2016 gewann er in Kitzbühel den Super-G, tags darauf stürzte er bei schlechten Sichtverhältnissen in der Abfahrt und zog sich einen Riss des vorderen Kreuzbandes und des Meniskus im rechten Knie zu. 2017 brach er die Saison zwischen Wengen und den Hahnenkammrennen wegen einer neuerlichen und dringend notwendigen Knieoperation ab. "Ich hatte wegen meines Knies ein paar Probleme im Dezember, aber seitdem hat es sehr gut funktioniert", versicherte er in Jeongseon.
Im Oktober 2014 riss sich Svindal nach dem Skitraining des norwegischen Teams in Sölden bei einem Jux-Fußballspiel die Achillessehne und fiel ein Jahr aus. Im November 2007 war er in Beaver Creek im Abfahrtstraining schwer gestürzt und im Gesicht und am Gesäß operiert worden. Er hatte einen Jochbeinbruch und einen doppelten Nasenbeinbruch sowie eine lange und tiefe Schnittwunde am Gesäß erlitten. Immer wieder kämpfte sich Svindal zurück, immer wieder feierte er große Siege.
Mayer gratuliert sofort
Gratulationen kamen sogleich auch von Matthias Mayer, der als Abfahrts-Olympiasieger abgelöst wurde. "Gratulation an den Olympiasieger, an den Aksel, ich glaube, wenn es wer richtig verdient hat, dann ist es er, wenn man die letzten Jahre so hernimmt. Wirklich großartig", verbeugte sich der Kärntner.
Da in Jeongseon bereits am Freitag das nächste Rennen für die Herren anstand, war bei Svindal gutes Zeitmanagement gefragt. Am Abend stand ja auch die Medaillenzeremonie auf der eine Stunde entfernten Medal Plaza in der Nähe des Olympiastadions in Hoenggye auf dem Programm.
Svindal erklärte, Kraft aus diesen Erlebnissen zu gewinnen, das sei die beste Vorbereitung auf den kommenden Tag. "An Tagen wie diesen ist die letzte Sache, dass du auf dem Podium stehst und die Medaille bekommst. Und wenn sie dann die Hymne spielen, ist es getan, ist es perfekt. Und das ist dann das Zeichen, und du beginnst schon während der Hymne an den nächsten Tag zu denken.