"Das ist lächerlich, die Leute werden für blöd verkauft. Es ist undenkbar, dass Trainer, die immer dabei waren, nichts mitbekommen haben. Das betreuende Umfeld muss hier etwas mitbekommen haben", sagte Lilge von der APA auf die mutmaßlichen Blutdopingvergehen der österreichischen Langläufer Dominik Baldauf und Max Hauke angesprochen.
Zur Veranschaulichung führte er eine Passage aus einem vorliegendes Gerichtsurteil gegen einen Trainer an: "Wenn ein Trainer im Spitzensport, der nah am Mann arbeitet, nicht mitbekommt, dass ein Athlet dopt mit Blutmanipulation, dann ist er entweder ein schlechter Trainer oder ein Lügner."
Die abrupte Leistungssteigerung von Eigenblutdoping (HIER erklärt) sei so signifikant, dass Betreuer das registrieren müssten. "Man hat innerhalb von Stunden einen Leistungssprung, der weit über dem liegt, was man mit Training in kurzer Zeit erreichen kann. Das muss auffallen", sagte der seit vielen Jahren als Trainer von Spitzenleichtathleten arbeitende Wiener.
Anti-Doping-Experte: "Letzte paar Prozent" entscheidend
Mit Blutdoping alleine könne man zwar aus einem Ackergaul kein Rennpferd machen, wenige Prozent Leistungssteigerung würden im hohem Niveau des Spitzensports aber oft viel ausmachen. "Die letzten paar Prozent, die bedeuten in der Weltspitze einen Riesenunterschied", so Lilge. Dieser Unterschied entscheide zwischen Mitläufertum und Medaillengewinnern.
Unwissenheit des nahen Betreuerumfeldes sei bei Eigenblutdoping jedenfalls völlig abwegig. "Das ist absolut auszuschließen." Im Bezug auf den "Vorzeigeverband" ÖSV stelle er sich die Frage, ob in diesem nach den Skandalen 2006 und 2014 die Strukturen und Personalien einen großen Ehrgeiz gehabt hätten, Doping auszumerzen oder nicht. Die Antwort müsse seiner Meinung angesichts der aktuellen Entwicklung wohl Nein lauten.