Diese Auszeichnung mit entsprechender Trophäe erhielt der Wiener bei der Siegerehrung, zu der die meisten Zuschauer geblieben waren. Schließlich war gegen Ende des Spiels das Wetter auch wieder besser geworden, die Sonne herausgekommen. Bei den Damen war die deutsche Olympiasiegerin und jetzt auch Weltmeisterin Kira Ludwig als Horsts Pendant geehrt worden.
17.500 Zuschauer wurden am Schlusstag der Titelkämpfe gezählt. Sie sahen im ersten Satz Außergewöhnliches, nämlich eine Dominanz der Aufschläger. "Da wurden 70 Prozent der Punkte über das Service gewonnen", verdeutlichte ÖVV-Scout und -Statistiker Martin Plessl, auch Trainer von Martin Ermacora/Moritz Pristauz. "Im zweiten Satz hat sich das wieder normalisiert, ging es mehr über das Side-Out."
Am Satzende steigerte Evandro die Anzahl der Asse, so entglitt den Heimischen der bei 20:16 sicher geglaubte Satzgewinn noch. "Vier Satzbälle in einem WM-Finale hat man bestenfalls alle zwei Jahre", trauerte Horst dieser Chance noch nach. Der 27-jährige Brasilianer aber nahm es locker. "So serviere ich seit zwei Jahren auf der World Tour. Es war gut, dass sich dadurch der Satz gedreht hat. Aber es ist nicht nur mein Service, sondern unser ganzes Umfeld im Team."
Andre lobt Fans: "Stärkste Eindruck überhaupt!"
Auch seinen Teampartner hob Evandro hervor, ist Andre doch mit seinen 22 Jahren nun der jüngste Weltmeister der Geschichte. "Mental war es für Andre schwierig, aber er hat bestanden. Die mentale Geschichte war definitiv das Wichtigste." Im österreichischen Lager hätte man auch gedacht, eher über einen psychisch wackeligen Youngster zum Erfolg zu kommen. Plessl: "Der ist aber stabil geblieben. Ich weiß gar nicht, ob er überhaupt einen Fehler begangen hat."
Die Fans aber hätten mit ihrem Spektakel Andre fast gebrochen, machten die Kommunikation in den Teams quasi unmöglich. Andre: "Wir konnten nicht miteinander sprechen, weil es so laut war. Das war der stärkste Eindruck, den ich im Beachvolleyball bisher hatte." Nach einem verpatzten Auftritt zuletzt beim World-Tour-Turnier in Polen hätten sie aber am Mentalen gearbeitet. Andre: "Da waren wir diesmal stark." Mit Gold hatten sie jedoch nicht gerechnet.
Team des Jahres: Doppler/Horst oder ÖFB-Frauen?
Im rot-weiß-roten Lager war das schon gar nicht der Fall gewesen. "Wir haben Silber gewonnen", sagte daher 69-jährige ÖVV-Präsident Peter Kleinmann zur APA. "Es war eine großartige Leistung, und das beste Turnier. Es hat alle Erwartungen übertroffen, organisatorisch und sportlich. Es war ein Highlight in der Geschichte des Beachvolleyballs. Wir haben in einem großartigen Finale gegen großartige Brasilianer verloren."
Ein Teil des Doppler/Horst-Erfolgs gehört natürlich auch ihrem Coach Robert Nowotny. "Persönlich habe ich es noch nicht realisiert", meinte der 43-Jährige zur APA. "Aber es steht schon Trainer des Vize-Weltmeisters drauf. Doch ich lasse das nicht so raushängen. Ich gebe nur den Support, die Unterstützung und die Hilfsmittel, die sie verwenden können."
Nachdem seine Schützlinge noch zwei Stunden nach dem Matchball bereitwillig für Erinnerungsfotos posierten, entließ er sie in den VIP-Club zum Feiern. Beachvolleyball ist nun so gefragt wie vielleicht noch nie in Österreich. Und das ÖFB-Nationalteam der Frauen steht mit EM-Bronze gegenüber WM-Silber in der Sportlerwahl nun plötzlich gar nicht mehr so gut da.