Man könnte also mit einer großen Portion Euphorie in die Nations League und damit in die neue Länderspielsaison starten. Doch weit gefehlt. Die auf Hochglanz polierte neue Generali Arena erlebte am Donnerstagabend ein weiteres Armutszeugnis in Sachen Zuschauerkulisse bei Länderspielen.
11 100 verirrten sich laut offiziellen Angaben an den Verteilerkreis. Dass dieses Länderspiel im Stadion der Wiener Austria ausgetragen wurde, ist aber nur einer von mehreren Gründen für den geringen Zuschauerzuspruch.
"Nur im Prater sind wir zuhause"
Die Osttribüne zeigte sich nahezu gähnend leer, weil Tickets für diesen Bereich des Stadions nur an Austria-Abonnenten verkauft wurden. Damit wollte man dem harten Kern der Veilchen entgegenkommen, der will die neue Arena aber für sich alleine und nutzte das Angebot kaum.
Auf der anderen Seite des Stadions sprachen sich die ÖFB-Fanklubs dafür aus, "Heimspiele nur im Happel-Stadion" auszutragen. Ihre klare Haltung untermauerten sie zusätzlich, indem sie "Nur im Prater sind wir zuhause" skandierten.
In manchen Ländern, etwa in Deutschland oder Italien, sind wechselnde Stadien für das Nationalteam Usus. Andere wiederum verfügen über ein klares Nationalstadion. Der ÖFB bedient sich, typisch österreichisch, eines Mittelweges der konsequenten Inkonsequenz.
Eine Situation, die ihren Ausgang nicht zuletzt bei der verpassten Chance, im Rahmen der Heim-EURO ein modernes Stadion in Wien zu bauen, nahm.
Hassliebe zum Happel-Stadion
Das altehrwürdige Happel-Oval ist Kult und mehr als alles andere die Heimat des Nationalteams. Ertragbar sind die veraltete Architektur, der fehlende Komfort und die schlechten Voraussetzungen für das Aufkommen von Stimmung allerdings nur mit einem ausgeprägten Hang zu Fußballromantik. Oder mit knapp 50 000 anderen Leidensgenossen. Ein halbleeres Happel-Stadion ist an Tristesse nicht zu überbieten. Das wissen die treuen ÖFB-Fans ebenso, wie Rapid und die Austria aus ihrer Ausweichzeit.
Der bedeutungslose Testkick gegen Schweden hätte auch in den Prater, wo am Donnerstagabend der Business Run ausgetragen wurde, nicht mehr Leute gelockt. Das Nationalteam verfügt nicht über die breite Fanbasis, die ihm oft - auch von den Nationalspielern - angedichtet wird. Die leeren Ränge in der vergangenen WM-Quali gegen Georgien (13 400) waren diesbezüglich ein erschreckender Beweis. Bedeutung und Brisanz des Spiels bzw. Attraktivität des Gegners sind die entscheidenden Faktoren, das ÖFB-Teams selbst hat einen beschränkten Einfluss. Es ist nur ein kleiner Teil von Fans, die einfach kommen, weil das Nationalteam spielt.
Preisgestaltung des ÖFB
Sieht man sich die Ticketpreise für das Spiel gegen Schweden an, wird allerdings auch klar, warum der eine oder andere Anhänger des Nationalteams alleine schon aus finanziellen Gründen auf einen Besuch verzichtet haben könnte.
Einfluss auf die Mannschaft?
Die Bindung zwischen Nationalmannschaft und Fans scheint nach der verkorksten EM in Frankreich stark gelitten zu haben. Kein Wunder, dass bei Foda vor seinen ersten Pflichtspielen als Teamchef die Alarmglocken läuten. "Enttäuschend, die Mannschaft hätte viel mehr verdient. Wenn man erfolgreich sein will, dann müssen Publikum und Mannschaft miteinander funktionieren", formulierte der Deutsche scharf und forderte fast schon für seine Burschen ein: "Ich hoffe, dass wir beim nächsten Heimspiel besser unterstützt werden."
Darüber würde sich bestimmt auch Aleksandar Dragovic freuen, der sich nach dem Spiel gegen Schweden diplomatisch zeigte. "Ich habe das gar nicht so mitbekommen", meinte der Leverkusen-Legionär, angesprochen auf Transparent und Sprechchöre der Fans. "Wir versuchen unser Spiel durchzubringen und nach Möglichkeit den Fans etwas zu bieten für die Eintrittskarten, die sie bezahlen. Ich glaube, das ist uns phasenweise heute gut gelungen. Wir wollen mit unserem Spielstil und Ergebnissen den Zuschauern etwas zurückgeben", so der Ex-Austrianer.
Bleibt die Frage, wie viel das Nationalteam noch tun kann und ob nicht eigentlich an anderen Stellschrauben mehr zu drehen wäre, um die Fans wieder näher und in größerer Zahl an das Team heranzurücken.
Heim-Länderspiele des ÖFB-Teams unter Franco Foda
Gegner | Spielort | Zuschauer | Ergebnis |
Uruguay | Ernst-Happel-Staion | 11 700 | 2:1 |
Slowenien | Wörtherseestadion | 18 100 | 3:0 |
Russland | Tivoli Stadion Tirol | 14 500 | 1:0 |
Deutschland | Wörtherseestadion | 30 000 | 2:1 |
Brasilien | Ernst-Happel-Stadion | 48 500 | 0:3 |
Schweden | Generali Arena | 11 100 | 2:0 |