"Das ist für einen Teamchef frustrierend"

Von SPOX Österreich
Josef Hickersberger über den Teamchef-Job
© GEPA

Österreichs Nationalteamtrainer Marcel Koller könnte in wenigen Tagen zur Geschichte zählen. Trotz seiner überragenden Statistik und entfachter Euphorie steht der Schweizer vor dem Aus. Einer, der den Job als Teamchef genau kennt, ist Josef Hickersberger.

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Der 69-Jährige betreute das ÖFB-Team gleich zwei Mal, begleitete die Auswahl zur WM 1990 nach Italien und betreute das Team bei der Heim-Europameisterschaft 2008. Hickersberger weiß, wie das Amt des Teamchefs an ein Individuum nagt. Und stärkt Marcel Koller den Rücken.

Hickersberger über die Krux des Teamchef-Daseins

Denn im Interview mit dem Kurier zeigt sich "Hicke" von Kollers Hartnäckigkeit beeindruckt, unterstreicht den Erfolg, den der Schweizer in Österreich hatte: "Aus seinen Aussagen höre ich keine Amtsmüdigkeit heraus. Wenn ein Trainer sechs Jahre bei einer Station ist, dann muss er viel Erfolg gehabt haben und über viel Qualität verfügen."

Marcel Kollers Punkteschnitt ist seit 40 Jahren der zweitbeste eines österreichischen Nationalteamtrainers, einzig Herbert Prohaska war in seiner Amtszeit noch erfolgreicher. Zumindest den Punkteschnitt pro Spiel betreffend. Hickersberger betont die Schwierigkeiten des Teamchef-Daseins: "Man hat keine Zeit, eine Mannschaft vorzubereiten. Du hast ein paar Tage Zeit, da kannst du Spieler nicht verbessern, sondern nur im taktischen und psychologischen Bereich feilen."

"Diskussion um Alaba ist nachvollziehbar"

Von 2002 bis 2005, vor seiner zweiten Ära als ÖFB-Coach, war Hickersberger Rapid-Trainer, feierte große Erfolge in Grün-Weiß. Der Druck als Trainer einer Nation ist aber ungleich größer: "Alle wissen nach einem Match alles besser. Waren Leistung und Resultat schlecht, dann gibt es heftigen Gegenwind, weil sich die große Masse für das Team interessiert. Das verspürt man nicht einmal als Rapid-Trainer. Der Job ist in den letzten Jahren schwieriger geworden, weil sich mit dem Internet die Medien verändert haben."

Man verspüre gar eine gewisse Ohnmacht: "Es ist frustrierend, dass man abhängig ist. Als Vereinstrainer kann ich reagieren, neue Spieler kaufen." Das ginge naturgemäß als Teamchef nicht. Dennoch sieht der gebürtige Amstettner das Team keineswegs in einer Krise: "Österreich hat eine Quali nicht geschafft in einer Gruppe, die auf dem Papier eine lösbare Aufgabe war. Aber deshalb gibt es keine Krise. Es ist schon genügend Klasse vorhanden." Wenngleich auch Hickersberger als Trainer doch ein paar vakante Positionen umstellen würde: "Die Diskussion um Alaba und die Linksverteidiger-Position ist nachvollziehbar. Er spielt das viele Jahre bei den Bayern, auf der Flanke mit Ribery. Im Team könnte er das mit Arnautovic spielen, mit dem er sich sehr gut versteht."

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